072 - Auf Leben und Tod
auszuführen.
»Was?«, fragte Aruula entsetzt.
»Wenn Maddrax Befehl nicht befolgen, auch sterben.«
»Aber er hat für dich gekämpft, er hat sein Leben für dich riskiert…«
»Wenn schon. Jetzt Leben verwirkt.«
Der Stammesführer bellte einen knappen Befehl auf Mongolisch, und die Soldaten setzten sich in Bewegung.
Dabei ließen sie Aruula unbewacht zurück. Ein Fehler! Denn kaum hatten die Hünen sich abgewandt, explodierte die Barbarin in einer plötzlichen Bewegung.
Mit einem schrillen Kriegsschrei stürzte sie sich auf den Krieger, der ihr das Schwert abgenommen hatte, und trat ihm mit Wucht in den Unterleib.
Winselnd klappte der Kerl zusammen, und schon im nächsten Moment hatte Aruula ihr Schwert wieder, schnitt die Klinge flirrend durch die Luft.
Blutüberströmt kippte der Mongolenkrieger nach vorn. Kublai Koruun, der verwirrt um sich blickte, brach in wütendes Geschrei aus, wies seine Leute an, die Barbarin unverzüglich zu ergreifen.
Doch Aruula dachte nicht daran, sich fassen zu lassen. Blitzschnell wirbelte sie ihre Klinge und hielt die Krieger damit auf Distanz, während sie sich zum offenen Fenster zurückzog.
Unvermittelt fuhr sie herum, sprang durch die Öffnung in die Tiefe.
Mit katzenhafter Geschmeidigkeit kam sie auf dem Boden auf und rollte sich ab. Nun befand sie sich innerhalb der Arenaumgrenzung. Unter dem Gebrüll der Schaulustigen rannte Aruula los, um Maddrax beizustehen…
***
Atorrn traute seinen Augen nicht.
Der verwundete Ostmann war wie alle Krieger zum großen Kampfplatz gepilgert, um sich das Spektakel anzusehen, hatte sich jedoch wegen seines verletzten Beines verspätet. Bis er einen guten Platz ergattert hatte, verging weitere Zeit, während der bereits gekämpft wurde in der Arena. Als Atorrn sich endlich ein Stück des grobmaschigen Zaunes hinauf gezogen hatte und den Kampfplatz überblickte, schien es ihm, als fiele er gleich wieder in bodenlose Tiefen. Er war wie vom Donner gerührt, als er die Frau sah, die mit fliegenden Schritten über den von Trümmern übersäten Kampfplatz eilte.
Unter Tausenden hätte er sie wiedererkannt.
Ihre schlanke Gestalt.
Ihr wehendes schwarzes Haar.
Ihre kupferfarbene Haut, die mit seltsamen Ornamenten verziert war.
Die Barbarin aus dem fernen Kanda!
Eine der Mörder seines Kriegstrupps, an denen sich Atorrn rächen wollte!
Die Erkenntnis traf den Ostmann wie ein Hammerschlag. Erst Recht, nachdem er den Mann erblickte, auf den die Barbarin zu rannte. Auch er hatte damals zwischen den Leichen seiner Kameraden gestanden!
Der Pulsschlag des Ostmannes beschleunigte sich. In seinem Hirn begann es zu arbeiten.
Sein Plan war es gewesen, zum Meister der Erde zu gehen und ihn über die Geschehnisse in Kenntnis zu setzen, damit die Götter Rache nehmen konnten.
Was aber, wenn Atorrn dem Meister melden konnte, dass er selbst zwei der Täter gefasst und bestraft hatte? Er zweifelte nicht daran, dass der Meister der Erde ihn in diesem Fall fürstlich belohnen würde.
Er wusste nicht, welcher glücklichen Fügung er es zu verdanken hatte, dass er ausgerechnet hier und jetzt auf die beiden traf, aber er hatte vor, diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.
Er musste Golkhan aufsuchen und ihm sagen, wer diese beiden waren -Feinde der Götter und Schlächter eines ganzen Kriegstrupps, die einen langsamen und grausamen Tod verdienten…
***
Matt traute seinen Augen nicht, als er Aruula über den Platz rennen sah, in einiger Entfernung verfolgt von einem Trupp Mogoolen und umtost vom zornigen Gebrüll der Menge. Offenbar war die Situation dabei, außer Kontrolle zu geraten.
Der Ostmann, dessen Leben Matt verschont hatte, kauerte noch immer am Boden, hatte inzwischen allerdings begriffen, dass Matt sein Leben nicht wollte. Unsicher blickte er auf, wusste augenscheinlich nicht, ob er sich freuen oder darüber bestürzt sein sollte. Eingeschüchtert sah er immer wieder zur Loge seines Herren Golkhan hinüber.
»Maddrax! Wir müssen fliehen!«, hörte Matt Aruula rufen. »Koruun will dich töten lassen!«
»Was?«
Im tosenden Geschrei verstand Matt nur einen Teil von dem, was seine Gefährtin rief. Doch dass sich die Stimmung gedreht hatte, war nicht zu übersehen.
Atemlos langte Aruula an der Wrackmauer an, und Matt half ihr dabei, sie zu erklimmen. Ihr Schwert in der Hand, bezog Aruula neben ihm auf der Mauerkrone Stellung und berichtete in aller Kürze, was sich zugetragen hatte.
»Ein Opferkampf?« fragte
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