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0720 - Teufelsnächte

0720 - Teufelsnächte

Titel: 0720 - Teufelsnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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O bildeten. Es sah fast so aus, als wolle er etwas sagen.
    Ein Gedankenbefehl ließ das Bild weiterlaufen.
    Tatsächlich, dachte Zamorra überrascht. Er sagt etwas.
    Vor Jahren hatte er gelernt, von den Lippen zu lesen, eine Fähigkeit, die ihm immer wieder geholfen hatte. Trotzdem benötigte er fünf Versuche, bis er die Lautfolge auf den Lippen des Täters zusammensetzen konnte.
    Zamorra stutzte.
    »L-U-G-O-S-I«, sprach er die Buchstaben langsam nach. »Wie in Bela Lugosi?«
    ***
    »Mister Pritchard, Ihre letzten Theaterstücke beschäftigten sich vor allem mit den Problemen sozial Benachteiligter während der Thatcher-Ära«, sagte der BBC-Reporter. »Werden Sie diese Thematik auch in Ihren ersten Spielfilm einfließen lassen?«
    Ian lehnte sich zurück und strich über seinen dunklen, sorgfältig gestutzten Vollbart. Er wusste, dass ihn die Geste nachdenklich und intellektuell erschienen ließ.
    »Es wird eine Herausforderung werden«, sagte er nach einer wohl platzierten Pause, »mit einem großen Hollywood-Studio und einem Schauspieler wie Brad Pitt zu arbeiten, ohne dabei die Belange zu vergessen, die mir persönlich am Herzen liegen. Aber Sie können sicher sein, dass ich es versuchen werde.«
    Der Reporter nickte und gab dem Kameramann ein kurzes Handzeichen. Das rote Licht neben dem Objektiv erlosch.
    »Herzlichen Dank, Mister Pritchard, Sie können den Beitrag heute Abend in den Kulturnachrichten sehen. Viel Glück mit dem Film.«
    Ian stand auf und löste das Mikrofon aus seinem schwarzen Rollkragenpullover. »Ich danke Ihnen.«
    Er schüttelte dem Reporter die Hand, nickte dem Kameramann zu und verließ die dunkel getäfelte Bibliothek. Schon längst musste er nicht mehr zu einem Fernsehstudio fahren, um interviewt zu werden. Wenn die Presse etwas wollte, dann kam sie zu ihm, in das alte Landhaus auf einem Hügel vor Manchester, das er vor zwei Jahren gekauft hatte.
    Ian ging durch einen der langen Korridore, ohne die Gemälde an den Wänden zu beachten. Für ihn waren sie keine Kunst, sondern Investitionen, deren Kauf er seinem Finanzmanager überließ.
    Hollywood, dachte er. Jetzt habe ich es wirklich geschafft.
    Erst gestern war er aus den USA zurückgekehrt, nachdem er seine Unterschrift unter den Vertrag gesetzt hatte. Seitdem stand das Telefon nicht mehr still: Reporter, die um Interviews baten, Schleimer, von denen er seit langem nichts mehr gehört hatte und die sich jetzt plötzlich wieder meldeten, und ein paar ehrliche Freunde, die ihm zu seinem Erfolg gratulierten.
    »Wie war das Interview?«, riss ihn eine dunkle Stimme aus seinen Gedanken. Ian drehte sich um und lächelte Charlie, seinem persönlichen Assistenten in mehr als nur geschäftlichen Dingen, kurz zu.
    »Das Übliche. Es läuft heute Abend um neun auf BBC2. Würdest du das bitte für mich aufzeichnen?«
    Charlie nickte. »Natürlich. Ich begleite nur kurz das Kamerateam nach draußen, dann können wir die Termine für den heutigen Tag durchgehen.«
    »Okay.« Ian sah ihm nach und dankte zum wiederholten Male dem Schicksal, das ihn und Charlie in einem Szeneclub in Liverpool zusammengeführt hatte. Der Altersunterschied zwischen ihnen betrug fast fünfzehn Jahre, trotzdem strahlte der jüngere Mann eine Reife und eine Ruhe aus, die Ian bewunderte. Charlie hatte ihn mehr als einmal aus dem Loch der Selbstzweifel und Depressionen geholt, in das er manchmal fiel.
    Ian öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer. Die breite Panoramascheibe zeigte ihm wirbelnde Schneeflocken, die über den Park wehten. Charlie hatte die Zeit des Interviews anscheinend genutzt, denn im Kamin brannte ein Feuer und die Post lag in saubere Stapel unterteilt auf seinem Schreibtisch. Er setzte sich, schob die Geschäfts- und die Fanpost zur Seite und widmete sich dem privaten Stapel. Es waren nur vier Briefe, die Charlie nicht geöffnet hatte, weil sie den Vermerk privat oder vertraulich trugen. Auf dem ersten Umschlag erkannte Ian die krakelige Handschrift seiner Mutter und seufzte leise. Sie schrieb ihm immer einen Brief, wenn sie Geld brauchte. Am Telefon traute sie sich wohl nicht, darum zu bitten.
    Die nächsten beiden Briefe stammten von Freunden, die gemeinsam nach Australien ausgewandert waren, sich aber mittlerweile zerstritten hatten. Die Zeilen, die sie schrieben, waren nicht mehr als gegenseitige Hasstiraden. Ian grinste bei dem Gedanken, dass gerade diese Briefe zusammen eingetroffen waren.
    Als er den nächsten Brief betrachtete, gefror das

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