0720 - Todeskommando Last Hope
nachts versorgten die Speicherbänke, die sich am Tage aufgeladen hatten, die Systeme mit Strom.
Anders dagegen war es, wenn der viele tausend Tonnen schwere Koloß sich aus eigener Kraft fortbewegen sollte. Dafür wurde wesentlich mehr Energie benötigt.
Atlan musterte besorgt die Reaktorkontrollen. Das Kraftwerk hatte vorher nicht in Betrieb genommen werden können, weil es sonst von den larischen Ortungsstationen garantiert angemessen worden - wäre.
Wenn es im entscheidenden Augenblick versagte, war die Aktion gescheitert.
Doch terranische Wertarbeit versagte auch nach hundertzwanzig Jahren Pause nicht. Die Feldprojektoren nahmen die aus den Speicherbänken stammende Anlaufenergie auf und erzeugten die Druck- und Leitfelder, die zur Inbetriebnahme eines Fusionsreaktors stehen mußten.
Auch die Einspritzung des Deuterium-Nebels erfolgte programmgemäß. Die Laserkanone schickte ihren Energieblitz in das Verdichtungsfeld der Reaktionskammer, heizte das vorkatalysierte Deuterium auf und brachte es zur Zündung.
Als der Fusionsprozeß erst einmal angelaufen war, lieferte er erheblich mehr Energien, als zu seiner Aufrechterhaltung erforderlich waren.
Der MV-Roboter ruckte an, dann stampften seine Beine den Wüstenboden.
Gleichzeitig schalteten sich mehrere Mikrowellensender ein und schickten ihre genau ausgerichteten und scharf gebündelten Strahlen zu den Schweif spitzen der nächsten echten Marschiere-Viels. Die durch die Mikrowellen übertragene Energie war zwar schwach, aber sie reichte aus, um die Antennenschwänze von fünf Marschiere-Viels aufzurichten und die riesigen Körper vibrieren zu lassen.
Genau das hatte Atlan beabsichtigt.
Es sollte verhindern, daß von den larischen Ortungsstationen nur Judith als „erwacht" registriert wurde. Das hätte sofort den Verdacht der Laren erregt, daß mit Judith etwas nicht stimmte.
Und der Plan funktionierte!
Atlan atmete auf, als es drüben im Stützpunkt aufblitzte und starke Energiebahnen mitten zwischen die Herde der Marschiere-Viels zuckten. Er erkannte, daß sich nicht nur Bodenforts, sondern auch einige SVE-Raumer der Laren an dem Beschüß beteiligten.
Die echten Marschiere-Viels reagierten sofort. Sie stellten ihre Antennenschwänze aufrecht und absorbierten die Energie der Strahlenschüsse. Ihrem Instinkt folgend, setzten sie sich anschließend in Bewegung und versuchten, der Energiequelle, die für sie identisch mit der Sonne Bolo war, zu folgen. Für sie gab es keinen Unterschied zwischen mehreren punktförmigen Energiequellen und einer einzigen.
Atlan flog beinahe aus seinem Kontursessel, als eine der echten Marschiere-Viels Judith von der Seite rammte.
Dann erkannte er den Grund dafür.
Die echten Tiere waren förmlich in Raserei geraten und setzten zu einer chaotischen Stampede an. Dabei entwickelten sie Geschwindigkeiten, die sie bei normalem Tageslicht nicht erreichten. Offenbar waren ihre Körper gezwungen, die überreichlich eingefangene Strahlungsenergie in Bewegungsenergie umzusetzen.
Es blieb dem Arkoniden nichts weiter übrig, als auch Judith stärker zu beschleunigen.
Als die ersten Marschiere-Viels die Hochenergie-Abschirmung des Larenstützpunkts erreichten, kniff Atlan unwillkürlich die Augen zusammen, weil er hefige Explosionen befürchtete.
Doch es gab nur einige gewitterähnliche Entladungen, dann brachen die angezapften Hochenergieschirme in sich zusammen. Ungehindert stürmten die Giganten in das Forschungs- und Produktionszentrum.
Kleinere Gebäude wurden einfach überrannt, größere Gebäude wurden umgangen.
Die Laren feuerten wild auf die Tiere, mußten aber ihren Beschüß reduzieren, je mehr Marschiere-Viels in den Stützpunkt eindrangen. Sie hätten sonst ihre eigenen Anlagen gefährdet.
Der Arkonide steuerte Judith in Richtung der Drachenberge, wo sich der Kernstützpunkt mit Waringers Archiv befand. Er mußte dabei höllisch aufpassen, daß der MV-Roboter nicht mit echten Marschiere-Viels zusammenstieß. Die Tiere schienen sich in einer Art Energieabbaurausch zu befinden. Zwischen ihnen rasten Bodenfahrzeuge umher und versuchten ihnen auszuweichen. In der Luft schwebten Tausende von Laren und Menschen, die sich mit Hilfe ihrer Flugaggregate aus gefährdeten Stationen gerettet hatten und ratlos über dem Chaos kreisten.
Als der Hauptberg der Drachenberge, der „Sitz des Drachen", in Sicht kam, übergab Atlan die Steuerung Judiths an Vren Hortox. Anschließend stieg er mit Xenopl-Yokida und Tiger-Noir durch
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