Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
Auf ein Wort …
Ich denke, jeder Mensch kennt diesen Augenblick, in dem er sich einmal die Zeit nimmt, um auf das Vergangene zurückzublicken. Häufig geschieht so etwas zu Jahrestagen oder in den Momenten, in denen eine kleine Erinnerung aufflammt, die es wert ist, gedanklich weiter in seine eigene Geschichte einzutauchen.
Wir alle tragen letztlich die Gewissheit in uns, dass unsere Vergangenheit verblasst, wenn es uns nicht gelingt, sie auf irgendeine Weise weiterzugeben – in Gesprächen, Erzählungen oder aber in Büchern … Genau diese Gedanken hatten mich zuletzt zu den bohrenden Fragen gebracht, wo meine Jahre geblieben sind und wie sie es wohl vermocht haben, aus mir das zu machen, was ich heute bin.
Wenn man sich dann diese Zeit schenkt und sich in all den Gedanken über sein eigenes Leben verliert, geschehen erstaunliche Dinge. Manches ist nur noch verschwommen, kaum wieder abrufbar und anderes erscheint, als wäre es gestern erst geschehen. Wie war das damals? Wie hat sich das angefühlt? Mein erstes Instrument, mein erstes Lied, mein erster Auftritt? Was waren die Höhen, was die Tiefpunkte? Wer war ich? Wie bin ich geworden und was bin ich geblieben? Fragen, die vermutlich zu den schwierigsten gehören, wenn man sie ehrlich gegen sich selbst und aufrichtig gegenüber all denjenigen beantworten muss, denen man von sich erzählen möchte.
Ich wollte mir in diesem Buch diese Zeit nehmen und auf mein Leben zurückblicken. Es ist eine Zeitreise geworden – meine persönliche Zeitreise –, die all das in Worte zu fassen versucht, was mich prägte, mich formte und – was mich am Ende kennzeichnet. Dazu musste ich weit in meine Vergangenheit zurückreisen, denn gerade die Jahre vor meinen ersten Veröffentlichungen haben mich viel mehr geprägt, als den meisten Menschen bekannt sein dürfte. Im Grunde sind genau diese Jahre dafür verantwortlich, dass ich heute noch das mache, was mir in meinem Leben immer besonders wichtig war – meine Musik.
Meine kleine Zeitreise in die Vergangenheit soll dort anfangen, wo meine ersten prägenden Erfahrungen einsetzten. Diese Erlebnisse haben es vermocht, mir die Musik zur Sprache und zum Freund zu machen. Und das ist die Musik bis heute geblieben: Sie ist mein bester Freund, der mich immer begleitet und der mir jene Sprache gegeben hat, in der ich mich am besten ausdrücken kann.
Ehrlichkeit und Offenheit sind die einzigen Begleiter, die man auf eine solche Zeitreise mitnehmen darf. Aber ist man umgekehrt gefragt dann unehrlich, wenn man nicht alles restlos offen aus seinem Leben preisgibt? Wenn man den Schutz, den man einigen Menschen aus seinem persönlichen Umfeld – und auch sich selbst – schuldig ist, einfach aufgibt? Muss eine Lebenserinnerung tatsächlich alle Fragen – auch die ganz privaten und intimen – beantworten? Diese Fragen sollte jeder Mensch für sich beantworten. So, wie ich es für mich auch getan habe.
Ich habe dieses Buch für all jene geschrieben, die mich auf meinem Lebensweg begleitet haben. Meine Familie, meine Freunde – und meine Fans, die ganz einfach meine Musik mögen und mir zu dem verholfen haben, was mich heute noch jeden Tag erstaunt und verwundert. Und ich habe es am Ende auch für mich geschrieben. In der Hoffnung, dass alles, was im Moment nur schemenhaft vor mir liegt, bei der Arbeit an diesem Buch zutage kommt, indem sich beim Nachdenken und Schreiben vielleicht der Nebel ein wenig lichtet …
Ich drehe die Zeit zurück auf Anfang und wir werden sehen, was uns erwartet.
Euer Graf
Komm, setz Dich zu mir …
»Du weißt, du bist nicht dafür gemacht, vor Menschen zu stehen und zu sprechen ... Suche dir einen Beruf, in dem du mit niemandem reden musst und keinen Kontakt mit Menschen hast. Irgendetwas in einem Büro oder so.
Hauptsache, du musst nicht vor Menschen stehen und reden – denn sie werden dich nur auslachen und niemals ernst nehmen.«
Der Rat des stellvertretenden Rektors meiner Schule zu meiner bevorstehenden Berufswahl.
Eigentlich ist es merkwürdig. Auf der Suche nach der eigenen Vergangenheit erscheint so vieles wie durch Milchglas betrachtet. Bilder sehen aus, als läge ein Schleier über ihnen. Erinnerungen liegen im Nebel oder sind zerrissen. Was einmal zusammenhing, ist nur noch bruchstückhaft vorhanden, und was einmal unzweifelhaft da und vermutlich von größter Wichtigkeit war – die ersten Jahre des eigenen Lebens – sind einfach weg. Verschwunden, gelöscht, nicht mehr
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