0720 - Todeskommando Last Hope
gespannt, ob die Laren Verdacht schöpfen, wenn sich eine riesige Herde Marschiere-Viels ihrem Stützpunkt nähert", sagte er, als die Gruppe sich in der Kommandozentrale versammelt hatte. „Sie werden abwarten", meinte Vren Hortox. „Bestimmt fühlen sie sich im Schutz ihrer Hochenergieschirme sicher."
„Es sei denn, sie hätten gründliche Untersuchungen über den Metabolismus der Marschiere-Viels angestellt und herausbekommen, daß diese Burschen nicht nur Normalenergie absorbieren können", erwiderte Coal Xenopl. „Wenn die Laren versuchen sollten, die Tiere durch Schüsse zu vertreiben, müssen wir eben den Zeitpunkt des Angriffs vorverlegen", sagte Atlan.
Von da an schwiegen die Mitglieder der Einsatzgruppe.
Atlan beobachtete unablässig die Bildschirme, die ihm zeigten, was außerhalb von Judith vorging.
Allerdings befanden sich nur sechs Marschiere-Viels im Aufnahmebereich der Außenoptiken. Aber von ihrem Verhalten ließ sich ohne weiteres auf das Verhalten der übrigen Tiere schließen.
Je näher die Herde dem Stützpunkt kam, desto größere Sorgen bereiteten dem Arkoniden die Hochenergieschutzschirme, die die Randgebiete des Stützpunkts abschirmten. Er wußte zwar, daß die Marschiere-Viels auch ihre Energie absorbierten, doch er wußte nicht, bis zu welcher Menge. „Die Sonne versinkt", stellte Vuju aTiger fest.
Der Arkonide blickte auf den Bildschirm, der den westlichen Geländeausschnitt zeigte. Der riesige blutrote Sonnenball hatte sich durch die stärkere atmosphärische Lichtbrechung infolge des tiefen Sonnenstands zu einem ovalen Gebilde verzerrt und violett verfärbt.
Noch während Atlan hinschaute, sank die Sonne unter den westlichen Horizont. Sekunden später wurden die Erschütterungen Judiths schwächer, dann hörten sie ganz auf.
Der MV-Roboter war, seiner Programmierung entsprechend, stehengeblieben, als seine künstliche Schwanzantenne keine Strahlung mehr von der roten Riesensonne Bolo empfing. „Die anderen Tiere laufen weiter!" rief Vainah Mucco aufgeregt.
Atlan sah es ebenfalls und erschrak.
Die sechs sichtbaren Marschiere-Viels hatten ihr Marschtempo zwar stark herabgesetzt, bewegten sich aber weiter auf die Hochenergiesperren zu. Ihre Schweife neigten sich so, daß sie mRichtung Stützpunkt wiesen. „Die Energieausstrahlung des Stützpunkts!" übertönte die Stimme des Oxtorners die aufgeregten Zwischenrufe der übrigen Personen. „Sie wird von den echten Marschiere-Viels angezapft."
„Wir nahmen an, daß sie zu schwach ist, um die Lebensvorgänge der Tiere zu speisen", sagte Atlan. „Anscheinend irrten wir uns. Wir müssen angreifen."
„Nein!" sagte Coal Xenopl. „Das ist nicht nötig, Sir. Die Tiere werden immer langsamer. Da! Die ersten beiden Tiere halten an!"
Der Arkonide atmete auf. „Glück gehabt!" stellte er lakonisch fest. „Alles auf Wartepositionen. Wir gehen genau nach Plan vor." 9. „Sie haben angehalten, Captain", sagte Leutnant Krause.
Francesco Mozart nickte, doch sein Gesicht blieb weiterhin nachdenklich. „Mir gefällt das trotzdem nicht, Leutnant", gab er zurück.
Er wandte sich an Sergeant Chris McCartney, der die vollautomatische Antennensteuerung kontrollierte. „Sergeant, versuchen Sie, in der Speicherzentrale des Kernstützpunkts Informationen über die Marschiere-Viels zu bekommen!" befahl er. „Mich interessiert vor allem alles, was mit der Energieaufnahme und -Umformung dieser Tiere zu tun hat. Bitte, beeilen Sie sich!"
Als der Sergeant gegangen war, ging der Captain zum Getränkeautomaten und tastete sich einen Becher Tee. Während er das heiße aromatische Gebräu in kleinen Schlucken trank, fragte er sich, warum er sich überhaupt über die Herde Marschiere-Viels aufregte.
Er kam zu dem Schluß, daß es sein besonderes Interesse an dieser Lebensform des Planeten Last Hope war, die ihn bewog, sich persönlich um die Herde zu kümmern, die außerhalb des Stützpunkts in ihre Nachtstarre verfallen war.
Als er den Becher geleert hatte, warf er ihn in den Abfallvernichter und trat wieder neben Karel Krause. „Sie rühren sich nicht mehr - wie zu erwarten gewesen war", bemerkte der Leutnant.
Francesco Mozart zuckte die Schultern. „Vielleicht habe ich mich umsonst aufgeregt", räumte er ein. „Aber der Aufmarsch dieser Giganten erweckte bei mir vorübergehend den Eindruck eines Angriffs."
Er setzte sich in einen Kontursessel und überlegte, ob er in seine Kabine gehen sollte. Immerhin hatte er Freiwache, und niemand
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