0721 - Stärker als der Teufel?
gesessen?«
»Stimmt.«
»Dann sah ich ihn…«, er strich über das dunkle, sehr kurz geschnittene Haar. »Aber er ist verschwunden. Auf einmal, wissen Sie? Ich habe ihn nicht gehen sehen. Als hätte er sich in Luft aufgelöst.«
»Sie sagen es. Das kann stimmen. Er kann sich sehr wohl in Luft aufgelöst haben.«
Der Keeper schloß die Augen. In einem weniger vornehmen Hotel hätte er mich möglicherweise für verrückt eingestuft, hier aber hielt er den Mund. Ich sah nur, wie er sich heimlich bekreuzigte und von El Diable sprach.
Die Zeche übernahm ich. Es kam tatsächlich zum erstenmal in meinem Leben vor, daß ich eine Barrechnung für meinen Erzfeind, den Teufel, beglich.
Es gibt eben immer wieder Überraschungen…
***
Die Metro hatte mich hingebracht, und ich befand mich in einem weltbekannten Viertel, das Montmartre hieß.
Ein Gelände mit Höhen und Tiefen, das jedoch von einem gewaltigen Bauwerk überstrahlt wurde.
Der Kirche Sacre Coeur.
Dieser Dom, dieses Bauwerk auf dem Hügel, sah wunderbar aus. Vor allen Dingen jetzt, als die Kuppeln vom hellen Licht der Oktobersonne angestrahlt wurden. Sie anzuschauen, glich einem Ereignis. Für manchen Menschen erfüllte sich da ein Traum.
Ich erinnerte mich daran, daß der Teufel mal versucht hatte, hier auf dem Hügel ein Zeichen zu setzen und daß ich gemeinsam mit Jane Collins damals den Totensturm der Geisterfrau erlebt hatte, einer bösen Dämonin, die der Templer-Magie entstammte und den falschen Weg eingeschlagen hatte.
Nun war ich wieder da.
Abermals ging es um den Teufel, und wiederum spielte eine Frau die Hauptrolle.
Yannah hieß sie.
Wer war sie?
Asmodis hatte Furcht vor ihr gezeigt. Furcht vor einem Menschen, was bei ihm wirklich die Ausnahme war. Diese Yannah mußte demnach über Kräfte und Waffen verfügen, die auch ich gern gehabt hätte.
Ich hatte auf der Fahrt hierher versucht, mir einen Plan zurechtzulegen, was mir leider nicht gelungen war. Es spielten einfach zu viele unbekannte Größen eine Rolle, und dazu zählte ich auch die doch fremde Umgebung des Viertels.
Reiseunternehmen führen die Kunden mindestens zweimal ins 18. Arrondissement, wo man Montmartre findet. Es ist eben auch heute noch das alte Künstlerviertel um Sacre Coeur. Dazu gehörten auch die Touristenmaler am Place du Tertre, und dazu gehörte abends das heiße Pflaster von Pigalle.
Daran hatte ich kein Interesse, auch nicht an den zahlreichen Sex-Shops, Peep-Shows, Porno-Bars und Strip-Lokalen, die sich am Rande des 18. Arrondissements entlangzogen und sich auf dem Boulevard Rochechouart und dem Boulevard de Clichy verteilten.
Ich wollte Yannah. Zumindest mußte es mir gelingen, eine Spur von ihr zu finden, denn eine Frau wie sie fiel selbst hier in Montmartre auf. Ich ging natürlich nicht davon aus, daß sie mich mit offenen Armen empfangen würde, ich mußte versuchen, so etwas wie ein Vertrauen zu finden.
Auch Ende Oktober war Paris und besonders Montmartre nicht leer. Reiseunternehmen aus ganz Europa boten günstige Fahrten an, und durch die engen Straßen quälten sich die Busse bis hin zu den ebenfalls engen Parkplätzen. Wer hier zum erstenmal als Fahrer seinen Weg suchte, der hatte anschließend einige Kilo verloren.
Die Pariser selbst nahmen es gelassen. Sie lassen sich durch den Trubel nicht stören. Wahrscheinlich denken sie daran, daß die Touristen auch Geld in den zahlreichen Bistros, kleinen Restaurants und Kneipen lassen.
Ich hatte Pigalle erreicht und blieb vor einem grell angeleuchteten Dessous Shop stehen. Das Licht strahlte von innen her gegen die einzelnen ausgestellten Stücke, und einige Gaffer aus der Provinz konnten sich einfach nicht sattsehen.
Ich rauchte eine Zigarette und überlegte, wie ich am besten vorgehen sollte.
Man kann Montmartre erobern, in dem man zu Fuß geht. Und das hatte ich vor. Ich wollte in diese Gassen und mich in den Lokalen umsehen, wo es noch Einheimische gab, die mir wohl auch etwas über Yannah sagen konnten.
Also weg von Pigalle.
Es war nicht schwer, in die kleinen, engen Straßen einzutauchen, und dort öffnete sich mir die bunte Vielfalt aller Rassen und Hautfarben.
Nord- und Schwarzafrikaner lebten hier ebenso wie Asiaten. Und die Leute aus Togo, Niger oder von der Elfenbeinküste dachten gar nicht daran, auf ihre einheimische Kleidung zu verzichten. Sie trugen die für mich ungewöhnlichen Gewänder sogar mit einem großen Stolz. Es war eine Farbenpracht, die mich beeindruckte.
Ich »roch«
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