0721 - Stärker als der Teufel?
als der Kaffee meiner Sekretärin, aber er schmeckte nicht schlecht, wie ich feststellen mußte.
Dann trat jemand an die Bar. Der Mann trug einen dunklen Anzug mit breiten Nadelstreifen. Er schaute mich kurz an und nahm zwei Hocker weiter Platz. Sein Haar sah aus wie gebleicht. Er hatte es wellig nach hinten gekämmt.
Er bestellte einen Pastis und griff nach seinen Zigaretten. Ich beachtete ihn kaum, bis zu dem Augenblick, als ich sah, wie er sich selbst Feuer gab.
Eine grüne Flamme zuckte über seine Daumenspitze hinweg, und als er die tanzende Spitze gegen seine Zigarette hielt, da fing sie nicht an zu glimmen.
Natürlich hatte mich diese kleine Demonstration aufmerksam werden lassen, ich drehte mich nach rechts.
Der Mann lächelte mir ins Gesicht. Für einen Moment veränderte sich die Farbe seiner Augen. Sie glühten plötzlich in einem grellen Höllenrot, und da wußte ich endgültig Bescheid.
Ich hatte Besuch vom Teufel bekommen.
Wieder einmal zeigte er sich in einer seiner zahlreichen Verkleidungen, gab sich sehr lässig, aber die Demonstration hatte mir bewiesen, daß er am Ball war. Sukos Hinweis schien doch keine Falle gewesen zu sein.
Er nickte mir zu.
»Asmodis«, sagte ich nur.
Er bekam seinen Pastis und lächelte bösartig und gleichzeitig auch triumphierend.
»Was willst du?«
»Komm einen Hocker näher.«
Den Gefallen tat ich ihm. Er trank inzwischen den ersten Schluck. Die Zigarette zündete er nicht an.
Er zerkrümelte sie zwischen seinen Fingern und ließ die Reste im Ascher verschwinden.
»Du suchst ihn, nicht?«
»Ist das eine Frage? Ist das ein Wunder?«
»Nein, John.« Er lachte leicht röhrend. »Ich weiß ja, wie du an deinem Partner hängst und wie du darunter leidest, daß er nicht mehr so ist wie früher.«
»Was du zu verantworten hast.«
»Darüber willst du bestimmt nicht mit mir reden - oder?«
»Nein. Ich wollte es nur noch einmal wiederholen, damit die Fronten klar sind.«
Er schaute versonnen gegen die blanken Flaschen hinter der Bar. »Die Fronten zwischen uns sind doch längst klar. Du willst nicht auf meine Seite, und ich möchte dich gern tot oder in meinen Diensten sehen. Das geht nun schon seit Jahren so.«
»Bist du gekommen, um mir das aufzuzählen?«
»Eigentlich nicht. Es war nur eine Feststellung. Tatsache ist auch, daß ich deinen kleinen Freund habe. Daß nur ich in der Lage bin, ihn von seinem Zustand zu befreien. Daß dich diese Tatsache beinahe verrückt macht, steht auch fest.«
»Weiter.«
Er trank wieder. »Warum denn? Was soll ich dir noch alles sagen? Es stimmt doch.«
»Du hast einen Plan, Asmodis.«
»Den habe ich.«
»Was läuft hier in Paris ab?«
Er bewegte sich völlig normal, hob die Schultern und rutschte auf dem Sitz hin und her. »Ein Spiel, Sinclair. Ein gefährliches Spiel, das dich eigentlich nichts angeht. Ich will ehrlich sein, ich hätte dich nicht so schnell in Paris erwartet. Da muß etwas nicht in meinem Sinne gelaufen sein, finde ich.«
»Möglich.«
»Er ist hier!«
Ich grinste schief. »Muß ich noch nachfragen, wen du meinst? Es kann sich nur um Suko handeln.«
»Das stimmt.«
»Ich glaube kaum, daß du ihn in diese Stadt geschleppt hast, damit er eine Besichtigung macht.«
»Da hast du recht.«
»Was soll er also hier?«
»Das ist einfach zu beantworten.« Er nahm wieder einen Schluck und leckte anschließend über seine blassen Lippen. Ich spürte derweil die Wärme meines Kreuzes auf der Brust. Der Talisman reagierte sehr genau auf die Anwesenheit des Teufels.
»Willst du es mir nicht sagen, Asmodis?«
»Doch, gern, deshalb bin ich ja hier. Ich wollte dich nur seelisch darauf vorbereiten.«
»Danke, aber das ist kaum nötig.«
Asmodis hob die Schultern. »Ich habe ihn hergeholt, damit er mir einen Gefallen tut.«
»Ha, ha.« Mein Lachen klang irgendwo schadenfroh. »Dir soll er einen Gefallen tun? Ausgerechnet derjenigen Person, die sich für seinen Zustand verantwortlich zeigt?«
»So ist es!«
»Darf ich denn erfahren, um welch einen Gefallen es sich dabei handelt?«
»Wenn du willst.«
»Ich kann ja gehen…«
»Nein, nein, Geisterjäger, du kannst bleiben. Ich bin kein Unmensch, auch deinem Freund gegenüber nicht. Er bekommt seine Chance, das kannst du mir glauben.«
»Wenn ich das richtig interpretiere, würdest du dafür sorgen, daß er seine alte Gestalt zurückbekommt.«
»Ja!« Fast jubelnd hatte der Teufel dieses eine Wort ausgesprochen. In seinen Augen sah ich einen
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