0721 - Stärker als der Teufel?
reinlegen. Nein, das kommt nicht in Frage. Du würdest nie ehrlich spielen.«
»So ehrlich wie du, Asmodis.«
Da sagte er nichts, denn er kannte sich selbst gut genug. Ehrlichkeit kam in seinem Sprachschatz eigentlich nicht vor. Und wenn, dann richtete sie sich allein gegen Schwarzblütler, die in seinen Diensten standen. Ansonsten versuchte er, die Menschen hereinzulegen, und auch bei mir würde er nicht von diesem Weg abweichen.
»Versuche es trotzdem.«
»Suko hat die besseren Chancen, Sinclair. Er ist bereits an der Person. Er ist ihr hautnahe, wenn du verstehst.«
»Nicht direkt.«
»Er braucht nur zuzugreifen. Er kann hingehen und ihr die Kehle durchschneiden.«
»Dann wirst du dein Versprechen einhalten.«
»So ist es.«
»Glaubt Suko tatsächlich daran?«
Er fragte zurück. »Hat er denn eine andere Chance, Geisterjäger?«
Ich wiegte den Kopf. »Im Prinzip kaum. Ich kenne dich ja, Asmodis. Du wirst deine Pläne sehr genau durchdacht haben, das stimmt schon. Suko leidet unter einem Zustand, wie du dir vorstellen kannst. Er würde durchdrehen, er würde…«
»Deshalb wird er sie töten.«
Wir schauten uns in die Augen. Ich las in seinen nichts, obgleich ich mit einer gewissen Tücke und Hinterlist gerechnet hätte. Sie blieben ohne Ausdruck. Nur seine Lippen hatten sich zu einem spöttischen Lächeln verzogen.
»Ist es Suko das wert?« fragte ich. »Ist überhaupt etwas einen Mord wert?«
Der Teufel lachte so laut, daß er dabei auffiel. »So kann nur jemand reden wie du, Sinclair. Du spielst hier wieder den Moralapostel, aber hier geht es um ganz andere Dinge. Du überblickst sie nicht, du bist am unteren Ende der Fahnenstange. Du hast selbst von seinen Leiden gesprochen, von der seelischen Qual. Glaubst du nicht, daß er die endlich mal los sein möchte?«
»Weiß ich nicht.«
»Bestimmt. Und deshalb wird er diese Person auch umbringen. Er hat ihr Vertrauen. Er ist bei ihr, sie kann nicht anders, als ihn zu behalten, denn dafür habe ich gesorgt. Ich glaube fest daran, daß er sie an diesem Abend noch vernichten wird. Einen Schnitt durch die Kehle, mein Lieber. Einmal ›ssssttt‹, dann ist die Sache erledigt.«
»Und du wirst ihm seine alte Gestalt aus Dankbarkeit wieder zurückgeben.«
»Das habe ich versprochen.«
Ich holte meine Zigaretten hervor. Die mit einem Feuerzeug bestückte Hand des Keepers erschien und reichte mir Feuer. Ich nickte ihm dankend zu, ließ den Rauch nach dem ersten Zug durch die Nasenlöcher strömen und schüttelte den Kopf. »Du kannst versprechen, was du willst, Asmodis, ich traue dir nicht. Ich glaube einfach nicht daran, daß du Suko wieder zu dem machen wirst, der er einmal gewesen ist. Du würdest dir dabei ins eigene Fleisch schneiden, denn so hättest du wieder einen Gegner mehr. Suko ist zwar jetzt nicht dein Freund, doch durch die Veränderung kannst du ihn besser kontrollieren. Das solltest du auf keinen Fall vergessen, Asmodis.«
»Wenn du das so siehst, kann ich nichts daran ändern, Geisterjäger.«
Ich wollte nicht, daß unser Gespräch beendet wurde, ohne daß es etwas gebracht hatte. »Moment mal, mein Vorschlag steht noch immer. Daran solltest du denken.«
»Willst du die Person töten?«
»Ich würde mich zumindest näher mit diesem Gedanken beschäftigen. Wenn sie schwarzmagisch ist, dann…«
»Das ist sie nicht.«
»Wie bitte?« Ich war überrascht, denn ich ahnte die Antwort des Teufels schon im voraus.
»Sie ist ein Mensch!«
Beinahe hätte ich gelacht. »Das kann doch nicht stimmen. Sie… sie ist nur ein Mensch?«
»Ja.«
»Und dann hast du Angst davor, sie zu vernichten? Hast du nachgelassen? Sind dir jetzt schon die Menschen über?«
Die Sätze paßten ihm nicht. Vor Wut bekam sein Gesicht eine andere Farbe. Es lief rot an. Zwischen der zur Faust geballten rechten Hand glühte es ebenfalls.
Ich befürchtete schon, daß er auffallen würde, zum Glück riß er sich wieder zusammen. »So wie du kann nur jemand reden, der keine Ahnung hat.«
»Dann kläre mich auf.«
»Nein.«
Allmählich wurde ich sauer, aber ich gab nicht auf. »Hör genau zu, Asmodis. Wenn es ein Mensch ist, gegen den selbst du nicht ankommen kannst, dann wird es einem Kind wie Suko auch nicht möglich sein. Dann hast du dich für die falsche Person entschieden.«
Er bewegte seine Stirn und produzierte Falten auf die dünne Haut. »Aber du kommst dagegen an, nicht?«
»Ja, warum nicht?«
Er funkelte mich an. »Und du bist bereit, einen Menschen zu
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