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0722 - Eine Botschaft für Ovaron

Titel: 0722 - Eine Botschaft für Ovaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ovarons außer sich sein. Er wird ein Opfer suchen. Also ist es klüger, nicht aufzufallen.
    Dennoch blieb dem Rechtswissenschaftler gar nichts anderes übrig, als zur Versammlung zu gehen. Wenn er nicht ginge, würde er erst recht auffallen, sich vielleicht sogar verdächtig machen.
    Er warf seinen Umhang um, dessen Symbole Auskunft über seinen Beruf und seine Stellung bei Hofe gaben, dann verließ er sein Quartier. Als er den großen Saal des Ganjorats betrat, waren etwa zwei Drittel der Regierungsmitglieder und Berater anwesend, Skorvamon fehlte allerdings noch.
    Keltraton mischte sich unter die Menge und blickte sich unauffällig nach Tarjighon um. Aber auch von seinem letzten Jagdgefährten war nichts zu sehen.
    Aus den Gesprächen der Versammelten entnahm Keltraton, daß offenbar keiner der Anwesenden über die Entführung informiert war.
    Nach einer Weile traf auch Tarjighon ein. Er befand sich in Begleitung von fünf Männern, die Keltraton nicht kannte.
    Als alle Regierungsmitglieder und Berater Versammelt waren, erschien endlich auch der Ganjo.
    Skorvamon befand sich wieder in Begleitung des Meisters des Lupicran-Kults. Er wirkte sehr nervös und eilte sofort zu dem etwas erhöhten, geschwungenen Rednerpult. Der Kultmeister dagegen blieb in der Nähe Tarjighons stehen.
    Skorvamon stand eine Weile schweratmend und vornübergeneigt hinter dem Rednerpult, dann richtete er sich auf, ballte die Fäuste und sagte: „Ein ungeheuerliches Verbrechen ist geschehen! Verschwörer sind in die verbotene Zone des Palasts eingedrungen und haben Ovaron entführt!"
    Er schwieg.
    Für einige Zeit herrschte absolute Stille im großen Saal, dann hob ein Tuscheln und Raunen an, das lawinenartig anschwoll. Bald herrschte ein Durcheinander an Stimmen, daß niemand mehr sein eigenes Wort verstand.
    Skorvamon brachte die Versammelten zur Ruhe, indem er mehrmals den Signalton betätigte.
    Als Stille eingetreten war, erklärte er: „Die Entführung konnte nur stattfinden, wenn die Verbrecher Unterstützung aus dem Kreis der Vertrauten erhielten. Ich werde dafür sorgen, daß die Schuldigen gefaßt und mit aller Strenge des Gesetzes bestraft werden."
    Er blickte irritiert drein, als Tarjighon neben das Pult trat und die Hand hob. „Was wollen Sie, Tarjighon?" fragte er gereizt. „Das Wort!" sagte Tarjighon und stellte sich so, daß er in die Mikrophonleiste sprechen konnte. „Ich habe Ihnen das Wort nicht erteilt!" protestierte Skorvamon und warf einen hilfesuchenden Blick auf den Kultmeister.
    Der Meister ignorierte den Blick. Er sah mit unbewegtem Gesicht auf die Menge. „Ich werde mich kurz fassen!" erklärte Tarjighon. „Selbstverständlich müssen die Entführer gefaßt und bestraft werden. Doch das darf nicht alles bleiben. Ovaron hätte niemals entführt werden können, wenn der Mann, der für seine Sicherheit verantwortlich war, alles getan hätte, um das Eindringen Unbefugter in die verbotene Zone zu verhüten."
    Er deutete auf Skorvamon. „Dieser Mann trägt die Verantwortung dafür, daß Ovaron überhaupt entführt werden konnte!" rief er. „Deshalb beantrage ich, daß Skorvamon seines Amtes enthoben wird. Er hat einmal versagt, und er wird wieder versagen. Das können und dürfen wir nicht verantworten, wenn uns das Wohl des Reiches am Herzen liegt."
    „Unverschämtheit!" tobte Skorvamon. „Nehmt Tarjighon fest und legt ihn in Ketten!"
    Zwei oder drei Regierungsmitglieder trafen Anstalten, den Befehl des Ganjos zu befolgen. Doch da schoben sich die fünf Männer, die mit Tarjighon in den Saal gekommen waren, ihnen in den Weg.
    Keltraton begriff, daß Tarjighon schon mit dem Vorsatz gekommen war, Skorvamon zu stürzen. Er hatte sich zu diesem Zweck eine Leibwache mitgebracht, um sich selbst zu schützen.
    Aber da war noch der Meister des Lupicran-Kults. Wenn er zugunsten Skorvamons eingriff, würde Tarjighon sein hohes Spiel verlieren.
    Doch auch diesmal rührte sich der Meister nicht.
    Tarjighon drängte den Ganjo zur Seite und rief: „Sie sehen selbst, daß Skorvamon ausgespielt hat. Er kann niemandem mehr schaden. Folglich gibt es keinen Grund, warum wir nicht frei abstimmen sollten."
    Er hob die Hand. „Wer dafür ist, daß Skorvamon seines Amtes als Ganjo des Reiches enthoben wird, der hebe wie ich seine Hand!"
    Ungefähr die Hälfte der Anwesenden folgte dem Appell. Als die anderen Leute das sahen, gingen noch mehr Hände hoch. „Ich stelle fest, die Mehrheit hat entschieden, daß Skorvamon abgesetzt

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