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0724 - Vampirträume

0724 - Vampirträume

Titel: 0724 - Vampirträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Wir werden warten, bis der Späher uns Bericht erstattet, dann ziehen wir weiter.«
    »Ja, Herr. Entschuldigt meine Dummheit.« Li starrte weiter ins Tal hinab.
    »Habt Ihr jemals einen solchen Reichtum gesehen, Herr?«, fragte er.
    »Eine Stadt, deren Dächer mit Gold gedeckt sind.«
    Youwei widerstand der unsinnigen Versuchung ins Tal zu sehen, sondern betrachtete verstohlen Lis Gesicht, auf dem ein Ausdruck des Staunens und der Ehrfurcht lag - ein Spiegel dessen, was seine Augen dort unten erblickten.
    »Nein«, sagte er ehrlich und mit tiefem Bedauern. »Ich habe so etwas nie gesehen.«
    Aber davon gehört habe ich, fügte er in Gedanken hinzu. Wir haben die verlorene Provinz gefunden, den Ort, an dem nur die Toten glücklich sind…
    ***
    Jack O'Neill aktivierte die Alarmanlage seines Wagens und sah sich um. Es war früher Nachmittag, aber an Venice Beach waren wegen des kalten Nieselregens, der seit dem Mittag auf L.A. niederging, nur wenige Menschen zu sehen. Ein paar Touristen, Jogger und Surfer, die unverdrossen mit ihren Brettern auf das Meer zugingen, prägten die Strandlandschaft.
    »Und wo finden wir jetzt deinen Informanten?«, wandte sich O'Neill an Obadiah Rutherford, der neben ihm stehen geblieben war.
    »Komm mit.«
    Gemeinsam betraten sie die Promenade und gingen an Souvenirgeschäften und Cafés vorbei. Einige Straßenhändler, die sie mit dem untrüglichen Instinkt der Kriminellen als Polizisten erkannten, räumten hastig ihre Auslagen zusammen und verschwanden in den Gassen. Nach einigen Metern bog Rutherford nach rechts ab und stapfte durch den Sand auf einen Pier zu, der dunkel und verfallen ins Meer hinausragte.
    Sie legten den Weg schweigend zurück. Obadiah war kein Mann der vielen Worte, aber O'Neill hatte das nach seiner ersten Begegnung mit Vampiren zu schätzen gelernt. So blieben ihm zumindest die sonst bei Kollegen so beliebten Kommentare erspart. Zwei Mal bereits war er direkt mit dem Übersinnlichen konfrontiert worden, hatte Amok laufende Vampire und den Versuch, Kuang-shi zu erwecken, miterlebt. Bei den Vorgesetzten stießen seine Berichte auf Unverständnis, bei den meisten Kollegen auf Hohn. Nur Obadiah schienen die Geschichten nicht zu interessieren, denn er hatte ihn nie darauf angesprochen.
    O'Neill tauchte in die Schatten des Piers ein. Regen lief an den morschen Pfeilern entlang und tropfte auf leere Flaschen, zerquetschte Dosen und abgebrochene Spritzen, die den Sand bedeckten. Weit draußen schlug die Brandung gegen das Holz und trug den Geruch des Meeres unter den Pier.
    Obadiah blieb stehen.
    »Hope?«, fragte er. »Bist du hier?«
    Die Antwort kam aus den Schatten. »Wer ist der Typ neben dir?«
    »Ein Kollege, sein Name ist Jack.« Obadiah zog einen Zwanzig-Dollar-Schein aus der Hosentasche und hob ihn hoch. »Er hat ein paar Fragen.«
    Holz knackte, dann trat eine Gestalt hinter einem Holzpfeiler hervor. Es war eine Frau mit langen, blond gefärbten Haaren. Sie trug Bikerstiefel, zerrissene schwarze Jeans und ein eng anliegendes, bauchfreies T-Shirt. Mit einem misstrauischen Seitenblick trat sie näher heran, und O'Neill bemerkte zwei Dinge: Die Einstichnarben in ihren Armen und die Tatsache, dass sie höchstens vierzehn war.
    Was für eine scheiß Welt, dachte er.
    Hope entriss Obadiah den Geldschein und steckte ihn in ihre Jeans. Dann verschränkte sie, die Arme vor der Brust.
    »Was wollt ihr wissen?«
    O'Neill räusperte sich, bemüht in ihr nur eine Informationsquelle und keinen Menschen zu sehen.
    »In den letzten Monaten sind eine ganze Menge Leute verschwunden«, sagte er. »Hast du irgendwas gehört?«
    »Hier verschwinden doch ständig Leute und es interessiert euch nicht.«
    »Ja, aber die meisten finden wir mit einer Überdosis in North Hollywood«, mischte sich Obadiah ein, »oder aufgeschlitzt in Echo Park. Dieses Mal ist das anders.«
    Seine brutale Wortwahl gefiel O'Neill nicht, aber er schwieg. Das Mädchen war Obadiahs Informantin, er musste wissen, wie er mit ihr zu reden hatte.
    »Ich weiß…« Hopes Stimme klang plötzlich dünn und kindlich. »Seit einiger Zeit passieren hier seltsame Dinge. Niemand traut sich mehr, am Strand zu schlafen.«
    Sie stockte und legte die Arme um ihren Körper, als sei ihr kalt. »Sie kommen nachts… gestern haben sie drei Jungs erwischt, die sich zusammengetan hatten. Ihr wisst schon, um sich gegenseitig zu bewachen. Aber heute morgen waren sie weg. Einfach so…«
    Erst jetzt erkannte O'Neill, dass Hope unter

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