0724 - Vampirträume
Entscheidung mehr getroffen, sondern dich wie ein Hund verkrochen. Ich bin deinen Befehlen stets gefolgt, aber wenn du diese Einladung ablehnst, beweist das nur, dass du deinen Mut und deinen Stolz verloren hast. Einem solchen Herrn kann ich nicht dienen.«
Seine Worte berührten etwas in Diegos Inneren, das er längst verschlossen geglaubt hatte. Er benötigte einen Moment, bis er das Gefühl erkannte und benennen konnte: Hoffnung!
»Was ist das für ein Dämon?«, fragte er.
»Sein Name ist Baal.«
»Baal?« Diego lachte bitter. »Man hat dich getäuscht, mein Freund. Dieser Dämon existiert seit langem nicht mehr.«
»Du hast Unrecht.« Jeffrey trat einen Schritt vor und ergriff seine Arme. »Ich konnte es selbst kaum glauben, aber Baal lebt. Verstehst du jetzt, weshalb ich die Einladung auch gegen deinen Willen annehmen werde?«
Diego schüttelte seinen Griff nicht ab, sondern blieb stumm stehen. In seinem Kopf überschlugen sich Gedanken, Pläne und Strategien. Dieser eine Name genügte ihm, um die Monate der Verzweiflung abzustreifen und den Blick auf die Zukunft zu richten.
»Kontaktiere Anthony und Miguel«, sagte er schließlich. »Ich nehme die Einladung an.«
***
Der Ort, an dem nur die Toten glücklich sind.
Seit Stunden bemühte sich Youwei, nicht mehr an diesen Satz zu denken, aber jedes Mal, wenn er die Augen schloss, drängten die Worte zurück in sein Bewusstsein. Gemeinsam mit der Sorge um seine ständig nachlassende Sehkraft raubten sie ihm den Schlaf und stellten die konfuzianische Tugend der Geduld auf eine harte Probe, bis Youwei es schließlich nicht mehr aushielt und die unvermeidliche Frage stellte:
»Müsste der Späher nicht schon längst zurück sein?«
Li, der breitbeinig neben ihm stand, hob die Schultern. »Es ist ein großes Tal, Herr. Ein guter Späher könnte dort Tage verbringen.«
»Dann hoffe ich, dass du einen schlechten Späher geschickt hast.«
Youwei stand auf und strich über seine Robe. Die Seide war faltig und verschmutzt, kühlte seinen Körper jedoch in der mittäglichen Hitze. Mehr konnte er auf dieser Reise nicht verlangen.
»Herr!«
Die Stimme eines einfachen Soldaten, dessen Fußtritte Youwei hörte, bevor er den Mann aus dem Nebel seines Sichtfelds auftauchen und atemlos vor sich knien sah.
»Reiter, Herr. Sie sind zu sechst und mit Speeren bewaffnet.«
»Soldaten?« Die Frage kam von Li, der seine rechte Hand bereits auf den Knauf des Schwertes legte.
»Ich glaube schon, Herr.«
Youwei nickte seinem Hauptmann zu. »Tue, was notwendig ist.«
Li verneigte sich und begann eine Reihe von Befehlen zu brüllen. Es dauerte nur wenige Minuten, dann hatten die Soldaten einen lebenden Schutzwall um ihren Herrn gebildet. Die Sklaven zogen sich mit den Maultieren zurück, wohl wissend, dass sie im Kampf niemand beschützen würde.
»Da vorne sind sie«, flüsterte einer der Soldaten.
Li zog sein Schwert. »Niemand greift ohne Befehl an, verstanden?«
Youwei hörte den Hufschlag von Pferden und kniff die Augen zusammen. Je mehr er sich auf den Nebel konzentrierte, desto weniger schien er zu sehen. Sein Herzschlag raste, der Schweiß stand ihm auf der Stirn und er gestand sich ohne Scham ein, dass er Angst hatte.
»Halt!«, rief Li. »Keinen Schritt weiter. Wir sind Soldaten des Regenten von Wuchang. Wer sich gegen uns stellt, steht gegen den Palast.«
Der Hufschlag verstummte. Youwei hörte das Knarren von Leder. Einige Pferde schnaubten laut, dann schälte sich eine Gestalt aus dem Nebel. Nach einem weiteren Moment - ein Teil von ihm bemerkte erschrocken, dass es weit weniger als zehn Schritte waren - gewann sie an Klarheit und Youwei sah einen jungen Mann, der eine Lederrüstung trug. Der Brustpanzer war mit dem stilisierten Abbild eines Wolfskopfs verziert.
»Der Regent von Wuchang hat keine Befugnis hier«, sagte der fremde Soldat. »Diese Provinz ist nicht Teil seines Reiches.«
»Vielleicht wird diese Provinz eines Tages wünschen, Teil seines Reiches zu sein.« Youwei neigte den Kopf und lächelte. »Allein kämpft es sich schlecht gegen die Barbaren aus dem Norden.«
»Bietet Ihr eine Allianz an?« Der Soldat klang amüsiert.
»Wenn ja, wärst du nicht die Person, mit der ich sie besprechen würde.«
Die Beleidigung war gewagt, aber notwendig, denn Wang Youwei musste klarstellen, wer in dieser Unterhaltung die höhere Stellung einnahm. Der Soldat hatte ihn durch seinen fehlenden Respekt zuerst beleidigt, und wenn er das hinnàlim, verlor er
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