0725 - Das Krakenmonster
Ein vernünftiges Mundstück fehlte, aber es musste einfach so gehen, und er musste zusehen, dass er den Atemreflex unterdrückte, der Wasser durch die Nase herein holen wollte, und auch dafür sorgen, dass er durch den Mund kein Wasser in die Luftröhre bekam, wenn er Luft holte.
Dann schnitt er den Anzug weiter auf.
Etwas Probleme bereitete es ihm, einen der Handschuhe zu lösen, ohne dabei das Messer loszulassen. Er hätte es in die Scheide zurückstecken können, aber das Gefühl, dann irgendwie waffenlos zu sein, bedrückte ihn. Also machte er es auf die kompliziertere Weise. Danach tastete er mit der freien Hand nach dem Dhyarra-Kristall und fand ihn endlich.
Die direkte Berührung ließ ihn auf Zamorras Gedankenbefehle ansprechen.
So schwer es ihm fiel, sich in dieser Situation zu konzentrieren - er schaffte es.
Und der Dhyarra-Kristall schuf eine Sphäre um Zamorra, die wasserfrei war. Er konnte sie mit der Luft aus dem Atmungsschlauch so weit füllen, dass er wieder einigermaßen unverkrampft atmen konnte.
Diese Sphäre stabil haltend, bemühte er sich jetzt, weiter aufwärts zu kommen. Gerade so schnell, dass er nicht unter Dekompressionswirkungen zu leiden hatte…
***
»Nein, Kapitän!«, warnte Omar ibn Dhamarr. »Das gibt internationale Verwicklungen!«
»Versen…«
Yussuf ben Ssallah unterbrach sich. Er hatte losbrüllen wollen. Aber die Worte seines Stellvertreters gaben ihm zu denken.
»Maschine stopp!«, befahl er.
Das Wachboot glitt jetzt antriebslos mit Restgeschwindigkeit weiter auf die Stelle zu, an der die italienische Yacht getaucht war.
Vielleicht mache ich mich mit den Sorgen um mein Land selbst verrückt, dachte Ssallah. Aber die monatelangen Auseinandersetzungen hatten ihn nervös und mißtrauisch gemacht. Natürlich war Saudi-Arabien nicht direkt in den Krieg der USA gegen den Terrorismus verwickelt, und als kleiner Wachbootkommandant konnte er nur von dem ausgehen, was man ihm mitteilte - aber er fürchtete die amerikanischen Reaktionen auf alles, was sich irgendwie mit Terrorismus in Verbindung bringen ließ. Er konnte die Amerikaner sogar sehr gut verstehen - sie waren auf die heimtückischste aller Arten angegriffen worden, der Anschlag vom 11. September 2001 war der brutalste und mörderischste gewesen, den es je gab. Aber gerade weil Ssallah die Reaktion der Amerikaner auf diese Attacke sah - den Krieg gegen ein ganzes Land, in dem nur ein wilder Haufen von Fanatikern den Terrorismus unterstützte -, fürchtete er entsprechende Reaktionen auch in diesem Fall. Die abgetauchte wandlungsfähige Yacht befand sich in saudischen Gewässern…
Es ist irrational, dachte er. Es ist verrückt! Wir sinid doch nicht die Schuldigen, wenn Terroristen sich hier eine Basis suchen - und das werden auch die Amerikaner einsehen!
Dennoch…
Er sah vor seinem inneren Auge Bomben auf das Dorf fallen, in dem seine Familie lebte!
Deshalb hatte er den Befehl geben wollen.
Dhamarr hatte ihn rechtzeitig gestoppt.
»Ich werde Sie für eine Beförderung vormerken müssen«, murmelte er und legte seinem Stellvertreter eine Hand auf die Schulter. »Vielleicht sollten Sie, solange wir mit diesem - Objekt zu tun haben, das Kommando übernehmen. Der Kapitän zieht sich zum Mittagsschlaf zurück.«
»Das ist doch nicht Ihr Ernst«, stieß Omar ibn Dhamarr hervor.
»Doch. Ich habe überreagiert, und ich befürchte, dass ich noch einmal die Kontrolle verliere. Jetzt sind Sie dran, Dhamarr.«
Der andere sah ihn sekundenlang nachdenklich an, dann nickte er.
»Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Kapitän. Und ich werde schweigen.«
Leutnant ben Ssallah nickte ihm zu.
Er fühlte sich erleichtert - nicht nur, weil Omar ibn Dhamarr ihm gerade versprochen hatte, die emotionale Indisponiertheit seines Kapitäns zu verschweigen, sondern auch, weil er, Ssallah, die Verantwortung jetzt an seinen Stellvertreter abschieben konnte. Was auch immer nun geschah - Dhamarr hatte derzeit das Kommando, und er würde die Verantwortung tragen müssen.
»Ich denke, wir werden erst einmal nachfragen, ob diese tauchfähige Yacht irgendwo bekannt ist«, sagte Dhamarr. »Wir melden den Vorfall, mit allen Details. Und dann erbitten wir Anweisung, wie wir vorzugehen haben.«
Der Leutnant nickte stumm.
Es war Dhamarrs Entscheidung. Und sie schien gut zu sein.
***
Zamorra erreichte die Wasseroberfläche.
Endlich konnte er wieder vernünftig atmen! Er ließ das Schutzfeld des Dhyarra-Kristalls erlöschen, spie den
Weitere Kostenlose Bücher