Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten
Prolog
Der Planet Arrakis ist eine Welt ausgedehnter und lebensfeindlicher Wüsten. Nur die nördliche Polarregion bietet Raum für Leben; doch dieses Leben muß der erbarmungslosen Umwelt in täglichem hartem Kampf abgerungen werden. In den Gebräuchen der Bewohner, den in lockeren Stammesverbänden nomadisierenden Fremen, spielt der Wassermangel eine beherrschende Rolle. Gigantische Sandwürmer und verheerende Stürme sind ihnen eine ständige Bedrohung, und das mörderische Klima zwingt sie, ihr Leben in feuchtigkeitsbewahrenden Destillanzügen zuzubringen. Einziger Exportartikel des Planeten ist die Melange, eine von den Sandwürmern erzeugte Droge. Diese auch »Gewürz« genannte Substanz wirkt lebensverlängernd und kann dem Kundigen, wenn er sensibel genug ist, gewisse seherische Fähigkeiten verleihen.
Paul Atreides war der Sohn eines kleinen Feudalherrn, der die Herrschaft über Arrakis an sich gebracht hatte. Als sein Vater in einem Krieg gegen das rivalisierende Geschlecht der Harkonnen getötet wurde, floh Paul mit seiner schwangeren Mutter Jessica in die Wüste. Sie war eine Eingeweihte, ausgebildet von den Bene Gesserit, einer weiblichen Ordensgemeinschaft, die sich geistige und körperliche Vollkommenheit sowie die Reinerhaltung und Kontrolle gewisser Abstammungslinien zum Ziel gesetzt hatte. Nach ihrer Meinung gehörte Paul einer Linie an, die den Messias der Zukunft hervorbringen sollte: den Kwisatz Haderach.
Paul erkämpfte sich seinen Platz unter den Wüstennomaden. In einem ihrer Rituale nahm er eine Überdosis Drogen, die zu einer bleibenden Bewußtseinsveränderung führte, weil er von da an seherische Zukunftsvisionen hatte. Auch seine Mutter nahm die Droge und versuchte, die Wirkung mit den Methoden der Bene Gesserit zu kontrollieren. Die Folge davon war, daß Pauls Schwester Alia schon als Ungeborene zur Teilhaberin allen Wissens wurde, das ihre Mutter besaß, und bei der Geburt bereits voll erkenntnisfähig war.
Mit der Zeit stieg Paul zum anerkannten Führer der Wüstenbewohner auf. Er nahm ihre Sitten an und heiratete ein Mädchen aus ihren Reihen: Chani. Aber er war nach Grundsätzen ausgebildet und erzogen, die nicht die ihren waren, und er gab ihnen eine Organisation und ein Sendungsbewußtsein, wie sie es bisher nicht gekannt hatten. Auch plante er, das Klima des Planeten zu verändern, mit einem Projekt, das der Erste Planetare Ökologe Pardot Kynes ausgearbeitet hatte.
Bevor seine Pläne gereift waren, griffen die Harkonnen Arrakis und seine Hauptstadt Arrakeen erneut an. Obwohl sie ihre für unbesiegbar geltenden Sardaukar-Truppen einsetzten, unterlagen sie in einer entscheidenden Schlacht gegen die einheimischen Fremen unter Paul Atreides.
Mit seinem Sieg gewann Paul Atreides eine Machtbasis, die ihn zur Errichtung eines sternenweiten Imperiums verleiten sollte. Im Zuge dieser Expansionspolitik nahm er die kaiserliche Erbfolgerin Irulan zur Gemahlin, weigerte sich dann allerdings, die Ehe zu vollziehen, und hielt Chani die Treue.
In den folgenden zwölf Jahren schuf er sein Imperium. Doch nun beginnen die alten Machtgruppen sich neu zu formieren und verschwören sich gegen ihn und gegen die Legende von Muad'dib, wie er von den Fremen genannt wird ... *
Auszüge aus dem Interview in der Todeszelle mit Bronso von Ix
F: Welche Beweggründe führten dazu, daß Sie Ihre Ansichten über Muad'dibs Bild in der Geschichte änderten?
A: Welche Beweggründe sollte ich haben, Ihre Fragen zu beantworten?
F: Weil ich Ihre Worte für die Nachwelt erhalten werde.
A: Ah! Kann es für einen Historiker etwas Erstrebenswerteres geben?
F: Dann sind Sie also bereit, zu kooperieren?
A: Warum nicht? Auch wenn Sie trotzdem niemals meine Beweggründe, die Geschichte anders zu sehen, verstehen werden. Niemals. Ihr Priester ... für euch steht einfach zuviel auf dem Spiel, als daß ihr ...
F: Lassen Sie es auf einen Versuch ankommen.
A: Einen Versuch? Na gut. Warum auch nicht. Auch ich teilte einst jenen oberflächlichen, allgemeingültigen Standpunkt, von dem aus man den Wüstenplaneten sah. Wir alle sahen in Arrakis lediglich den Wüstenplaneten und den Geburtsplaneten des Volkes der Fremen. Unsere Ansichten basierten auf den Sitten, die aus der Wasserknappheit erwachsen, und der Tatsache, daß die Fremen, in Destillanzüge gehüllt, die den größten Teil ihrer Körperfeuchtigkeit wieder nutzbar machten, ein halbnomadisches Leben führten.
F: Entspricht das etwa nicht den
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