0726 - Halias Höllenreiter
versprochen. Zamorra sagte nur, dass Kali ihnen angeblich zu einem Treffen mit Halia verhelfen wollte.
Nicole war skeptisch. »Kann man der Zerstörerin trauen?«
»Ich weiß nicht, Nici. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«
»Ich schon, Chef. Ich bin gerade mit Chefinspektor Courtois im Auto unterwegs. Ein neuer Überfall der Höllenreiter wurde gemeldet. Wahrscheinlich ist Halia auch mit von der Partie.«
»Und wo?«
»Keine Ahnung. Wir rasen hier mit Blaulicht durch die Straßen, ich weiß nicht, wo wir sind. - Ich muss jetzt aufhören, rufe dich später wieder an. Ich liebe dich, Cheri.«
»Und ich liebe dich, Cherie.«
Zamorra deaktivierte das Handy. Deutlich hatte er die schrille Polizeisirene im Hintergrund gehört.
Nicole war auf dem Weg zum Einsatz. Und er selbst stand auf einem Hinterhof in Belleville herum. Das stank mindestens ebenso wie die überquellenden Mülltonnen zwischen den baufälligen Mauern.
»›Ich liebe dich, Cherie‹«, äffte Asha Devi ihn höhnisch nach. »Mann, muss Liebe schön sein!«
»Hast du noch nie jemanden geliebt?«, fragte Zamorra. Er bereute es fast schon wieder, freundlich zu dieser Schreckschraube gewesen zu sein.
»Für sowas habe ich keine Zeit«, sagte Asha Devi schnell. »Lass uns nicht länger hier herumstehen, Zamorra. Wir müssen los.«
»Und wohin? Kali wollte doch nicht verraten, wo wir Halia finden. Angeblich will sie uns die Dämonin über den Weg laufen lassen, oder?«
»So hat es Kali gesagt, und so wird es auch kommen«, betonte die Inderin.
Zamorra blieb misstrauisch. »Was macht dich so sicher?«
»Ich kenne die Götter«, erwiderte Asha Devi stolz. »Ich kenne sie und sie kennen mich. Du bist kein Inder, du kannst das nicht verstehen. Selbst viele meiner Landsleute kapieren es nicht. Aber ich habe gelernt, die Worte der Götter richtig zu deuten. Und Kali ist zweifellos eine Göttin, und zwar die Schrecklichste von allen.«
»Du irrst«, sagte er. »Ich kenne Shiva. Wir begegneten uns, als es gegen den Ssacah-Kult ging.« [7]
»Du weißt vom Ssacah-Kult?«, stieß die Polizistin überrascht hervor.
»Ich habe ihm ein Ende gemacht«, verriet Zamorra ihr. »Nicole und ich haben Ssacah ein zweites Mal getötet - und diesmal endgültig.«
»Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht ganz so sicher«, murmelte Devi rätselhaft.
»Was willst du damit sagen?« Zamorra runzelte misstrauisch die Stirn.
»Nichts ist endgültig, ehe es ins Nirwana eingeht. Du bist Shiva wirklich begegnet?«
»Ja. Aber das ist jetzt nicht das Thema. Es geht um Kali. Vielleicht steht sie in Wahrheit auf Halias Seite«, gab Zamorra zu bedenken.
»Letztlich versteht man den Willen der Götter ohnehin nie«, räumte die Inderin ein. »Ihre Pläne übersteigen oft unser Fassungsvermögen.«
»Mich interessiert vor allem, diese Dämonin endlich aus dem Verkehr zu ziehen«, brummte Zamorra. Er musste an das Grauen denken, das er in der Wohnung von Rampart gesehen hatte.
»Wir sind nur Werkzeuge in den Händen der Götter, Zamorra. Wenn sie beschlossen haben, Halia zu töten, dann werden sie es tun. Und zwar durch unsere Hände.«
»Du scheinst den Willen der Götter ja sehr genau zu kennen.«
»Allerdings, Zamorra. Ich hätte bei der Demon Police niemals so lange überleben können, wenn mich die Götter nicht beschützen und mir wichtige Hinweise geben würden. Wie ich schon sagte, ein Traum hat mich dazu gebracht, die Verfolgung von Halia aufzunehmen. Und wer außer den Göttern pflanzt uns unsere Träume ein?«
Zamorra verzichtete auf eine Antwort. Wenn Asha Devi ihre Bemerkung überhaupt als Frage gemeint hatte.
Während sie miteinander sprachen, hatten sie den Platz an der Rue des Envierges erreicht. Von hier aus bot sich ein herrlicher Panoramablick auf das nächtliche Paris.
Von der Hanglage in Belleville aus konnte man den Eiffelturm, Notre Dame, das Panthéon und andere berühmte Gebäude sehen, die nachts angestrahlt wurden. Millionen Lichter ließen die größte Stadt Europas in der dunklen Nacht glitzern und funkeln.
Doch das idyllische Bild wurde getrübt.
Irgendwo auf den großen Boulevards der Innenstadt brannte es. Die Flammen eines Großfeuers loderten in den Nachthimmel empor.
Zamorra biss die Zähne aufeinander. Er hatte das unangenehme Gefühl, dass dieser Brand etwas mit dem Halia-Fall zu tun haben könnte…
Plötzlich hörte er schnelle Schritte. Und einen Warnruf von Asha Devi.
»Vorsicht, Zamorra!«
Ein grauenvolles Kreischen
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