0726 - Halias Höllenreiter
aber du machst weiter. Ich gestehe, dass ich beeindruckt bin. Und deshalb werde ich dir helfen.«
»Du wirst mir ihren Aufenthaltsort verraten?«
»Nicht nur das, Asha Devi. Ich werde dir auch einen Gefährten zur Seite stellen.«
»Ich brauche niemanden!«, schnappte die Polizistin.
Kali stimmte ihr höllisches Gelächter an.
»Oh, doch, das tust du! Wie gesagt, allein bist du zu schwach. Erst in der Vereinigung mit diesem Gefährten werdet ihr beide stark genug sein, um Halia besiegen zu können.«
Mürrisch senkte Asha Devi den Kopf. Das gefiel ihr überhaupt nicht. Aber sie wusste aus Erfahrung, dass man sich gegen den Willen der Götter nicht auflehnen durfte. Schließlich hatte sie schon oft genug mit ihnen zu tun gehabt…
»So sei es, große Kali. Ich bin bereit für diesen Gefährten. - Wer ist es?«
»Oh, du kennst ihn bereits.«
Die Göttin der Zerstörung stimmte einen schaurigen Gesang an. Die Luft in dem muffigen Tempelraum erkaltete noch stärker. Asha Devi hatte das Gefühl, als ob winzige Funken von Elektrizität auf ihrer Haut landen würden. Es prickelte unangenehm.
Der Gesang ging in ein dumpfes Dröhnen über. Die Luft vibrierte.
Und plötzlich wurde aus dem Nichts ein Mann in den Raum geschleudert.
Es war Zamorra!
***
Polizeipräsidium, Paris, Frankreich
Nicole Duval und Alfonse Courtois erschraken über Zamorras plötzliches Verschwinden.
Die Dämonenjägerin war allerdings weitaus weniger erschüttert als der Pariser Polizist. Es war schon öfter geschehen, dass ihr Lebensgefährte sich plötzlich in Luft aufgelöst zu haben schien. Ihr selbst war das auch gelegentlich passiert.
Als Kampfgefährtin und Sekretärin eines Dämonenjägers musste man eben auf alle Wechselfälle des Lebens vorbereitet sein…
Nicoles Aufregung hielt sich auch deshalb in Grenzen, weil sie spürte, dass Zamorra nichts Schlimmes geschehen war.
Es gab ein unsichtbares, aber unglaublich starkes Band zwischen den beiden. Sie hätte sofort bemerkt, falls Zamorra schwer verletzt oder getötet worden wäre. Und umgekehrt galt das natürlich genauso.
Blieb nur die Frage, wohin er verschwunden war. Und wer ihn auf magische Art aus dem Dienstzimmer im Polizeipräsidium entfernt hatte.
Alfonse Courtois' Ruhe war jedenfalls dahin. Er sprang auf. Seine Pfeife fiel ihm aus dem Mund, und der Stuhl kippte um.
»Mon Dieu! Wie ist so etwas möglich?«
»Dafür gibt es verschiedene Methoden«, erklärte Nicole so ruhig wie möglich. »Gewiss haben Sie schon einmal etwas von Teleportation gehört? Das ist jedenfalls ein Oberbegriff für verschiedene Varianten des plötzlichen Verschwindens…«
Nicole redete beruhigend auf den Chefinspektor ein. Deshalb versuchte sie, so sachlich wie möglich zu klingen, obwohl sie sich selbst natürlich auch fragte, wer denn Zamorra so plötzlich teleportiert hatte.
Etwa diese Halia?
Dann waren ihre schwarzmagischen Fähigkeiten noch größer als befürchtet. Und - woher konnte sie wissen, dass Zamorra und Nicole hinter ihr her waren?
Fragen, auf die sich im Moment keine Antworten finden ließen.
»Ich werde sofort nach Professor Zamorra fahnden lassen!«, rief Alfonse Courtois.
»Eine gute Idee. Tun Sie das.«
Eigentlich hielt Nicole von diesem Einfall gar nichts. Was konnte eine Fahndung nützen, wenn ihr Chef in irgendeine andere Dimension des Multiversums gezogen worden war?
Und falls er sich doch noch in Paris befand, würde er sich sehr gut allein seiner Haut wehren können. Da war sich Nicole sicher.
Trotzdem hatte sie nichts dagegen, dass der Chefinspektor nun sein Telefon traktierte und Befehle in den Hörer bellte.
Wenn er etwas zu tun hatte, würde er wenigstens nicht durchdrehen.
Die Dämonenjägerin fragte sich, was sie selbst nun unternehmen konnte.
Zamorra war für den Moment nicht verfügbar. Der Kampf gegen Halia würde nun ihr, Nicole, allein überlassen bleiben.
Auf diese merkwürdige indische Polizistin konnte und wollte die Französin sich nicht verlassen. Eine innere Stimme sagte Nicole, dass Asha Devi nicht ganz echt war Diese Frau hatte etwas zu verbergen. Und Nicole wollte nicht Seite an Seite mit einer Person kämpfen, auf die sie sich nicht hundertprozentig verlassen konnte.
Alfonse Courtois telefonierte noch, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde.
Nicole zuckte zusammen. Ein junger Mann in einem billigen Anzug stand in der offenen Tür. Unter dem offenen Jackett konnte die Dämonenjägerin die Dienstwaffe im Gürtelclip erkennen. Und
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