0727 - Mystic, der Maniac
Ringe, die es nicht mehr gab, die alte Gestalt zurückgegeben hatte.
Sie standen auf verschiedenen Seiten!
Suko spürte im Hals das Kratzen, als er daran dachte. Und er schämte sich, daß er sich so hatte gehenlassen. Es war nur aus dem Gefühl der Freude heraus entstanden. Von nun an meldete sich sein Gewissen, denn er dachte immer häufiger an Shao, seine eigentliche Partnerin, die er betrogen hatte.
Er fühlte sich wie ein Schuft, wie ein mieser, dreckiger Kerl, der Shao nicht mehr würde in die Augen schauen können.
Wußte sie etwas? Ahnte sie etwas?
Das war durchaus möglich, auch wenn sie sich in einer andere Dimension aufhielt. Doch zwischen ihr und ihm gab es ein unsichtbares Band, das Suko sich nicht erklären konnte.
Bei Shao sah es anders aus. Da reagiert sie wie ein Sensor, wenn etwas mit Suko nicht stimmte. Das war der Fall gewesen, als Suko im Namen des Teufels hatte morden sollen, dies war von Shao und seinen anderen Freunden aber verhindert worden.
Was tun?
Die Frage hätte er sich nicht zu stellen brauchen, denn sein Plan stand fest. Er mußte hier in Paris bleiben. Er war wieder der Polizist geworden, der Jäger, der sich gegen diese verfluchte Magie stemmte, egal, ob sie als schwarz oder weiß bezeichnet würde.
Aber er wollte nicht allein kämpfen.
Jemand mußte an seiner Seite stehen.
Da gab es nur einen.
John Sinclair!
Und genau darauf basierte sein Plan. Er würde in dieser Nacht nicht mehr viel tun, nur eines noch.
Das Haus verlassen, bis zur nächsten Telefonzelle gehen und in London anrufen.
Ein wenig fürchtete er sich davor, denn er wußte genau, wie sehr er seine Freunde durch sein Verhalten enttäuscht hatte. Nicht nur John Sinclair, sondern auch die Conollys, Sir James und die anderen. Er würde ihnen viel erklären müssen und hoffte darauf, daß sie ihm alle ein gewisses Verständnis entgegenbrachten.
Das allerdings kam erst an zweiter Stelle. Etwas anderes war ebenfalls sehr wichtig.
Ein Name war gefallen - Assunga!
John Sinclair würde wie ein Kastenteufel reagieren, den man freigelassen hatte. Denn dieser Name bedeutete einiges. Er wurde mit einem geheimnisvollen Zaubermantel in Verbindung gebracht, der zu Assunga gehörte. Dieser Mantel schaffte es, sie unsichtbar zu machen und sie dabei von einem Platz zum anderen zu transportieren.
Assunga allein war schon gefährlich. Noch brisanter allerdings war sie im Verein mit Dracula II, obwohl nicht feststand, ob sich beide überhaupt verstanden und ob sie zusammengeblieben waren, denn es konnte durchaus so sein, daß Assunga Mallmanns Pläne störte. Beide strebten nach der Macht, und so etwas ging bei dämonischen Wesen so selten gut wie bei Menschen.
Suko drehte sich um.
Drei Schritte brauchte er, um die schmale Holztür zu erreichen. Das Schloß war nicht mehr vorhanden. Die Tür wurde durch eine Kette gesichert, was auch nicht viel half. Ein harter Druck von außen her konnte die Kette sprengen.
Er löste die Kette und drückte die Tür auf. Der Flur war nicht nur schmal, sondern schon winzig. Er schob sich hinein, blieb an der Wand stehen und schaute sich um.
Nichts, kein Mensch, keine Maus und auch kein Käfer. Davon gab es in diesem alten Bau genug.
Nur die schmalen Lichtstreifen, die unter den anderen Türen herfielen und auf dem Boden versickerten.
Er ging bis zur Treppe.
Die alten Holzstufen sahen gebrechlich aus und knarrten, als er sie hinabschritt. Ein jeder, der im Haus lebte, würde hören können, daß er dieses schmale Gebäude verließ.
Vor der Haustür blieb er stehen.
Er legte seine Hand auf die kalte Klinke und zerrte sie auf. Es war kalt, aber nicht windig, so ließen sich die Temperaturen einigermaßen ertragen.
Zwei dunkelhäutige Männer standen frierend voreinander und unterhielten sich mit zischenden Flüsterstimmen. Vor ihren Lippen dampfte der Atem. Irgendwo lachte eine Frau.
Rauhreif hatte sich gebildet. Das Eis schimmerte an manchen Stellen wie eine stumpfe Spiegelfläche.
Die beiden Schwarzen schauten Suko an, als er sie passierte. »Es ist viel zu kalt…«
Suko hob die Schultern. »Was soll man machen, wenn man Hunger hat?«
»Iß für uns mit.«
»Mach' ich.« Er rammte die Hände in die Hosentaschen und ging weiter. Obwohl er lange genug an seinem Plan gebastelt hatte, kam ihm der Weg bis zur nächsten Telefonzelle so verflucht weit und schwer vor. Aber er würde anrufen und sich diesmal nicht schämen. Zudem sagte ihm eine Ahnung, einen sehr günstigen Zeitpunkt zu
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