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0727 - Mystic, der Maniac

0727 - Mystic, der Maniac

Titel: 0727 - Mystic, der Maniac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Kopf nach hinten gelegt hatte, so daß sie mit dem Nacken die Oberkante der Lehne berühren konnte. Ihre Augen waren dabei halb geschlossen, der Mund bildete einen Strich. Es war zu sehen, wie stark sie sich innerlich engagierte, um ihre Kräfte auszuspielen, die ihr, als letzte in der Ahnenreihe der Sonnengöttin Amaterasu zustanden.
    Ich setzte mich vorsichtig hin und auch nur auf die Kante des Sessels. Auf keinen Fall wollte ich Shaos Meditation stören. Die Armbrust, ihre Waffe, hatte sie abgelegt. Ebenso wie den Köcher mit den Pfeilen. Sie konzentrierte sich jetzt einzig und allein auf die vor ihr liegende Aufgabe.
    Es war für mich auch nur ein winziger Versuchsballon gewesen, aber ich hatte trotzdem eine gewisse Hoffnung, wobei ich den Grund auch nicht kannte. Ich reagierte da einfach zu sehr aus dem Bauch heraus.
    Eigentlich hatte ich mit einer längeren Zeit der Meditation gerechnet, um so überraschter war ich, als Shao plötzlich zusammenzuckte und sich aufrecht hinsetzte.
    Irgend etwas war geschehen!
    Ich wollte sie ansprechen, aber sie kam mir zuvor, wobei sie nicht meinen Namen, sondern einen anderen aussprach.
    »Suko?«
    In diesem Augenblick rann es mir kalt den Rücken hinab. Ich hielt den Blick auf ihr Gesicht gerichtet, das aussah, als wäre eine Maske mit Haut überzogen worden. Kreidebleich sah sie aus. Das Haar stand in einem noch stärkeren Kontrast dazu.
    Wieder bewegte sie die Lippen. Sie sprach auch einige Worte aus, nur so leise, daß sie kaum zu verstehen war. Auch ich konnte nichts hören, und Suko erwähnte sie wohl nicht.
    Wieviel Zeit vergangen war, konnte ich nicht sagen. Shao gelangte allerdings bis zu einem Punkt, wo sie tief durchatmete und den Eindruck einer Frau machte, die aus ihrem tiefen Schlaf am Morgen endlich erwacht war.
    Sie schaute mich an.
    Ich blickte ebenfalls in ihr Gesicht. In meinen Augen stand dabei eine Frage.
    »John…«
    »Ja, ja, was ist?«
    Sie schluckte, strich an ihren Wangen entlang und hauchte. »Die… die Mauer… sie… sie ist eingerissen, John. Verdammt, sie ist nicht mehr vorhanden.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, sie ist weg!« Plötzlich gellte ihre Stimme durch den Wohnraum. »Es… ist nicht zu fassen…«
    »Du hattest Kontakt?«
    »Ja und nein. Ich weiß etwas, John. Ich bin davon überzeugt, daß sich einiges geändert hat.«
    Es änderte sich tatsächlich etwas.
    Das Telefon läutete.
    »Das ist Suko!« rief Shao und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf den Apparat.
    Ich nahm ab. Selten zuvor hatte meine Hand dabei so gezittert…
    ***
    Eine Spur aus Schweiß lag auf dem Hörer, als Suko das Gespräch beendet hatte.
    Er hatte geredet wie selten in seinem Leben. Zeit war verflossen, nur wußte er nicht, wieviel. Alles in seiner Umgebung schwamm. Obwohl Suko die Augen offenhielt, konnte er kaum etwas erkennen. Das Telefonhäuschen bewegte sich wie ein dumpfes Nebelmeer, es wallte von einer Seite zur anderen, und Suko fühlte sich zudem nicht in der Lage, die Zelle zu verlassen.
    Er hatte gesprochen, geschrieen, geflüstert, und er hatte nicht nur mit einer Person gesprochen. Erst John, dann Shao. Wie ein Blitzstrahl war es durch seinen Körper gerast, als er ihre Stimme vernommen hatte, und ihm waren die Tränen gekommen, wobei Shao ebenso reagiert hatte. Ohne viel Worte zu machen, war ihnen beiden klargeworden, daß es keine Grenze mehr zwischen ihnen gab.
    Die geistige Mauer, die eine Person namens Yannah errichtet hatte, existierte nicht mehr. Es war wieder so, wie es einfach sein mußte.
    Vorwürfe hatte es nicht gegeben. Verzeihen, Verständnis haben, dies hatte vor allen Dingen Shao bewiesen, und Suko schämte sich im nachhinein für seine Vergangenheit. Er hatte sich dafür entschuldigen wollen, doch Shao hatte von dem nichts angenommen. Sie wollte nach vorn sehen, nicht mehr zurück.
    Suko rechnete ihr dies hoch an, und er hoffte, daß er die beiden am morgigen Tag treffen würde.
    Mit seinem Freund John Sinclair hatte er die rationalen Dinge besprochen.
    Der Treffpunkt war vereinbart worden. Das Hotel, in dem der Geisterjäger während seines letzten Paris-Aufenthaltes gewohnt hatte. Suko brauchte nur dorthin zu gehen.
    Doch da gab es ein Problem.
    Das hieß Zeit, Stunden der Nacht, die er erst noch überwinden mußte. Im Prinzip kein Problem, aber es war nichts mehr so wie noch vor einigen Stunden.
    Suko stand nicht auf der Seite der Weißen Hexe. Er und sie waren Feinde, er hatte wieder mit seinen Freunden Kontakt

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