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0728 - Angst in den Alpen

0728 - Angst in den Alpen

Titel: 0728 - Angst in den Alpen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie.«
    »Was wurde gesagt oder wird vermutet?«
    »Man hat sie hier aufgebahrt.« Sie wies mit ihrem Zeigefinger auf die Leiche. »So wie dieser Tote lagen sie auf einem Tisch. Dann aber wurden sie geholt. Irgendwann in der Nacht. Sie waren auf einmal weg, und niemand wollte darüber sprechen.«
    »Wer holte sie?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wer könnte sie denn weggeholt haben? Wer hat Interesse daran, daß die Leichen nicht mehr hier im Spritzenhaus aufgebahrt werden?«
    Sie hob die Schultern.
    »Trudi…«, sagte ich mit einer Stimme, die klang, als hätte ich sie beim Lügen überführt. »Das können Sie mir nicht erzählen, daß Sie nichts wissen.«
    »Aber es ist so.«
    »Was spricht man denn?«
    Ihre Augen glänzten, als sie wieder zurück in das dämmrige Licht ging. »Man will sich nicht unterhalten. Man nimmt es einfach hin, wenn Sie verstehen, John.«
    »Ich verstehe gar nichts. Ich weiß nur, daß ich mich mit dem Einsiedler in der Berghütte oben habe treffen wollen, er aber nicht mehr reden konnte, weil er umgebracht worden ist. So und nicht anders sehen die Tatsachen aus.«
    Sie erschrak. »Er auch.«
    »Ja.«
    »Warum denn?«
    »Ich kann mir vorstellen, wer die Leichen geholt hat. Könnten es die Zwerge gewesen sein?«
    Als ich diesen Satz gesprochen hatte, schrak sie zusammen. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie schüttelte den Kopf und nickte gleichzeitig.
    »Die Zwerge, Trudi!«
    »Hören Sie auf!« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und sah aus, als würde sie von wilden Stromstößen durchzuckt. »Sagen Sie das nie mehr, hören Sie!«
    »Also doch die Zwerge!«
    Ich hatte zuviel gesagt. Diesmal konnte ich sie nicht mehr halten. Sie war sehr flink, als sie sich drehte und mit hastigen Schritten davonrannte.
    Sehr bald schon hatte sie die Tür erreicht. Mein Nachrufen störte sie überhaupt nicht. Wie ein Phantom stürzte sie in das helle Sonnenlicht und wirkte so, als würde ihre Gestalt aufgelöst.
    Ich blieb zurück, lief ihr nicht nach. Trudi hatte der Tür noch soviel Schwung gegeben, daß sie hinter ihr zuviel.
    Zurück blieb ich.
    Allein äußerlich, aber auch innerlich allein. Ich hatte den Eindruck, in einer Falle zu stecken. Dieses Dorf war eine Hölle, aber eine nicht sichtbare, denn sie brodelte unter der Oberfläche, und sie steckte auch in den Herzen der Menschen.
    In Trudis ebenfalls?
    Ich wußte es nicht. Sie hatte auf mich einen vertrauenerweckenden Eindruck gemacht, aber das war auch bei Fritz Höller der Fall gewesen. Und plötzlich hatte er sich geändert. Jetzt war er zusammen mit dem Bürgermeister Karl Lechner dabei, die übrigen Dorfbewohner gegen mich aufzuwiegeln.
    Jetzt, wo ich wieder zur Ruhe gekommen war, spürte ich auch die Stiche im Kopf. Irgendwo mußte ich mir eine Tablette gegen die Kopfschmerzen besorgen. Zudem war ich froh, daß es mich nicht härter erwischt hatte. Eine Gehirnerschütterung wäre fatal gewesen.
    Es hatte keinen Sinn, hier länger zu warten. Der Bürgermeister stand nicht auf meiner Seite. Wie ich ihn einschätzte, würde er mir auch keine Erklärungen geben.
    Einen letzten Blick wollte ich auf die Leiche werfen. Dieser alte Mann hatte den Tod wahrlich nicht verdient. Ich trat an den langen Holztisch heran, wo der Tote lag.
    Da die Sonne mittlerweile gewandert war und jetzt durch andere Fenster schien, lag ein Teil des langen Holztisches im Licht. Und damit auch der Tote.
    Ich sah ihn, ich sah noch einmal hin…
    Nein, das durfte nicht wahr sein, das war unmöglich. Das hatte ich noch nicht erlebt.
    Das Grauen schlich sich in meinen Körper. Es sorgte dafür, daß sich die gesamte Haut zusammenzog.
    Der alte Savini lag zwar noch auf dem Tisch. Nur war er nicht mehr der gleiche wie vor zwei Stunden.
    Er hatte sich verändert.
    Er war kleiner geworden.
    Er war ein Zwerg!
    ***
    Hundert Pfeile zugleich trafen glühend meinen Magen. Einen derartigen Schock hatte ich lange nicht mehr erlebt. Ich wünschte mir, daß ich mir das alles nur einbildete, aber da blieb der Wunsch der Vater des Gedankens.
    Das Sonnenlicht erfaßte nicht mein Gesicht. Ich mußte mich nach vorn beugen, um es erkennen zu können. Es war das gleich geblieben. Allerdings kam mir der Kopf jetzt im Verhältnis zum Körper größer vor. Für meinen Geschmack stimmten die Proportionen nicht mehr.
    Wie Säure lag der Speichel in meinem Mund. Welche Kräfte spielten hier die Hauptrolle? Was steckte hinter dieser einmaligen, aber auch schrecklichen Verwandlung? Das war ein

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