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0728 - Angst in den Alpen

0728 - Angst in den Alpen

Titel: 0728 - Angst in den Alpen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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magisches Gift, das schleichend in den Körper gedrungen und ihn verändert hatte.
    Aus einem Menschen wurde ein Zwerg. Aus einem toten Menschen. Sogar der kleine Pfeil steckte in seinem Kopf. Diese Tatsache wiederum brachte mich auf die Idee, daß er vergiftet gewesen sein konnte. Getränkt mit einer magischen Tinktur, die für eine derartige Verwandlung gesorgt hatte.
    Weitere Fragen drängten sich mir auf. War dieser Zwerg tatsächlich tot, oder hatten wir uns geirrt?
    Er lebte zwar nicht mehr, bei der Kontrolle hatte ich keinen Herzschlag gespürt, aber er konnte durchaus in einen zombiehaften Zustand hineingeraten sein. Dann war er ein lebender Toter.
    Bisher hatte ich ihn noch nicht angefaßt. Das holte ich nach. Es war genau der Zustand eingetreten, mit dem ich gerechnet hatte. Der Mann, der gewordene Zwerg, war versteinert. Sein Körper hatte sich zusammengezogen und war hart geworden.
    Wieder Nachschub für die bösen Gnome.
    Um mich stand es nicht gut. Ich fühlte mich verdammt allein gelassen. Es gab eigentlich nichts, auf das ich mich hätte verlassen können. Jeder Bewohner sah in mir einen Feind. Ich war der Eindringling, ich war der Fremde, der sich um die Dinge kümmerte, die seit langer Zeit schlummerten und auch so tief verborgen bleiben sollten. Nichts sollte mehr an die Oberfläche gelangen. Wer immer es versuchte, sollte in seine Schranken gewiesen werden.
    Trudi Lechner hatte mich gewarnt. Zum Fall selbst hatte sie zwar nicht viel sagen können, dafür zu dessen Folgen. Hier drehte sich alles um die Zwerge, die von den Bewohnern akzeptiert, aber nicht gelitten waren. Dennoch gaben sie ihnen einen größeren Vorzug, als mir, dem Fremden. Und genau dieses Wissen lastete wie ein Druck auf mir. Ich kam da nicht mehr weiter, ich lief gegen eine Wand, wobei ich immer mehr in die Defensive geriet, je mehr Zeit verstrich.
    Ich warf noch einen letzten Blick in das Gesicht der veränderten Gestalt. Dabei hatte ich den Eindruck, als wären die Falten tiefer geworden. Wie kleine Kanäle hatten sie sich in die harte Haut gegraben. Ich widerstand der Versuchung, mit der Dolchspitze über das Gesicht zu schaben, weil ich davon überzeugt war, diese Person noch brauchen zu müssen.
    Meiner Ansicht nach war er nicht grundlos verkleinert worden. Da steckte ein Motiv dahinter.
    Im Spritzenhaus war es still. Nicht so draußen. Zwar hielten sich die Geräusche in Grenzen, aber ich erkannte schon, daß sich mehrere Männer diesem Bau näherten. Natürlich fielen mir Trudi Lechners Worte wieder ein. Sie hatten davon gesprochen, daß sich die Bewohner zusammenrotteten, um über mich zu reden. Sie würden beratschlagen, was mit mir geschah.
    Sicherlich hatten sie nicht vor, mir eine Schlinge um den Hals zu legen und mich in die Höhe zu zerren, aber es gab auch andere Methoden, um jemanden auszuschalten. Wer konnte schon in die Hirne dieser Hinterwäldler hineinschauen.
    Es gab nur einen Ein- oder Ausgang. Ich mußte die Tür öffnen, um den Bau zu verlassen.
    Wohl war mir nicht dabei, als ich mich dem Ausgang näherte. Unwillkürlich ging ich so leise wie möglich. Niemand sollte mich hören, und der Geschmack in meinem Mund blieb.
    Bevor ich sie überhaupt erreichte, stellte ich mich vor eines der Fenster und schaute nach draußen.
    Nichts zu sehen.
    Nur die typischen Häuser eines Gebirgsdorfes, die Holzbauten mit den schrägen Dächern, den schmalen Treppen, den kleinen Fenstern und den jetzt leeren Blumenkästen davor.
    Eine spätherbstliche Idylle.
    Ich wandte mich wieder ab, wechselte die Richtung und schlug den direkten Weg zur Tür ein.
    Etwa die Hälfte der Distanz hatte ich hinter mich gebracht, als es geschah.
    Die Stimme hörte sich an, als wollte sie das Jüngste Gericht einleiten. »Komm raus, Fremder!«
    Ich schluckte.
    Sie waren also da. Nun gut, ich konnte hier ewig hocken, ich mußte und wollte auch gehen.
    »Los, komm, sonst holen wir dich!«
    Ich ging auch.
    Sekunden später hielt ich die große Klinke in der Hand und zerrte die Tür auf. Die Sonne stand günstig, sie blendete mich nicht. Meine Beretta hatte ich steckenlassen.
    Dann ging ich hinaus!
    ***
    Es war so, wie ich es erwartet hatte!
    Sie waren da, und sie waren meiner Ansicht nach alle erschienen. Sie bildeten vor der Tür einen Wall aus Leibern. Ich sah nur Männer, keine Frauen, Trudi natürlich auch nicht. Die Emanzipation schien an diesem Tal vorbeigegangen zu sein. Man hatte sich noch eine gewisse Männer- und Westernmentalität

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