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0733 - Die Silbermond-Bestie

0733 - Die Silbermond-Bestie

Titel: 0733 - Die Silbermond-Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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verschmelzen oder sterben zu müssen, erwies sich als ein schlechter Witz, über den Vali nicht einmal mehr lachen konnte - die Seelen hatten sie gar nicht töten wollen. Im entscheidenden Moment hatte sie noch versucht sich zu wehren, hatte gegen die Verschmelzung gekämpft und gehofft, die bösen, hungrigen Seelen würden sie töten. Aber sie hatten es nicht getan.
    Sie hatten Vali einfach verschlungen.
    Und jetzt war sie ein Teil der Bestie.
    Jetzt war da das Kollektiv, gegen das sie sich immer noch zu sperren versuchte, obgleich sie bereits in dem Bestienkörper aufgegangen war. Aber mehr und mehr wurde sie tatsächlich eins mit dem Kollektiv. Schon verspürte sie selbst den seltsamen Hunger nach weiterer Energie.
    Sie wusste jetzt, dass es tatsächlich die Druidenseelen waren, die einmal mehr zurückgekehrt waren. Aus dem Bereich jenseits des Lebens zurückgezwungen ins Diesseits durch die Wiederbelebung der Bäume!
    Niemand hatte die Druidenseelen gefragt, ob sie das überhaupt wollten. Vor allem in dieser abartigen Form!
    Es war einfach geschehen.
    Vali wusste jetzt viel mehr als jeder andere Lebende auf dem Silbermond. Sie wusste fast alles.
    Ihr war klar geworden, dass die Druidenseelen schon damals, als sie durch die Phänomene der Meegh-Magie zurückgerufen worden waren, Schäden davongetragen hatten. Diesmal war wieder dunkle Magie im Spiel, und die Finsternis in ihnen wurde noch stärker, war praktisch nicht mehr abzuwehren. Sie wollten auch keine Abwehr mehr, die Druiden, die sich einst opferten, um das System der Wunderwelten nicht in die Hand der MÄCHTIGEN und ihres Hilfsvolks, der Meeghs, fallen lassen wollten.
    Die Schäden, die die Druidenseelen jetzt davontrugen, waren vermutlich irreparabel.
    Aber das durfte doch kein Grund für Julian sein, wie ein Amokläufer alles zu vernichten! Die zur Monstrosität veränderten Lebensbäume, die er selbst erweckt hatte, und mit ihnen die Seelen, die sich darin verfangen hatten und nun versuchten, zu etwas anderem zu werden!
    Das war es, was sie wollten. Die Bestie, zu der sie verschmolzen und der jetzt auch sie, Vali, aufgegangen war, war etwas anderes, ein Evolutionssprung zum Kollektivbewußtsein. Aus vielen Einzelnen wurde ein Ganzes.
    Aber Julian vernichtete, tötete, löschte aus. Jene, die noch nicht in der Bestie aufgegangen waren, wurden einfach weggefegt. Es gab sie nicht mehr!
    Für alle Zeiten!
    Sie würden nie wieder leben können, nicht ein drittes Mal zurückkehren können. Sie waren endgültig tot.
    Wie viele es waren, wusste Vali nicht. Sie wusste ja nicht einmal, wie viele der Bäume erwacht waren.
    Sie hatte überhaupt niemals gewusst, wie groß ihr Volk zahlenmäßig war. Wozu auch? Es war nie wichtig gewesen, für niemanden von ihnen. Der Silbermond war stets groß genug gewesen, jedem einzelnen Platz zu bieten und noch vielen anderen mehr. Es hatte nie Überbevölkerungsprobleme gegeben, nie Versorgungslücken. Und es brauchte auch niemand eine Regierung, die alle kontrollierte und überwachte.
    Jeder lebte, jeder redete mit jedem, jeder war für jeden anderen da. Besitzdenken wie unter den Menschen, von dem ihr Julian erzählt hatte, gab es nicht. Es war doch keiner besser und größer als der andere. Wer etwas wollte, schuf es durch Magie. Wer ein größeres Haus als der Nachbar wollte, ließ sein Organhaus wachsen. Wer ein anderes Haus wollte, sorgte dafür, dass es ein neues Haus gab, ließ es heranwachsen. Aber wer brauchte schon zwei oder mehr Häuser? Wofür? Um die nicht selbst genutzten Häuser zu »vermieten«? An wen denn? Und jeder konnte doch nur in einem Haus wohnen und nicht in zweien oder dreien zugleich.
    Es war eine Art des Lebens, die Menschen niemals hatten entwickeln können. Vielleicht, weil ihnen die Möglichkeiten dazu fehlten, denn sie verfügten nicht über Druidenmagie. Und die, welche eine andere Form der Magie entwickelten, wurden von denen beneidet und angefeindet, die dazu nicht fähig oder nicht willens waren, oder die sich davor fürchteten, weil Magie ihnen fremd und unbekannt war. Menschen waren Gewohnheitstiere, nur was sie kannten, war gut. Alles Neue war suspekt. Wurde ausdiskutiert und totgeredet, statt es einfach auszuprobieren und damit zu leben.
    Eine Mischform aus menschlichen und druidischen Ansichten hatten die Sauroiden entwickelt.
    Druidische Ansichten… Anfangs hatte Vali es sogar lustig gefunden, dass es unter den Menschen seit Jahrtausenden einige gab, die sich selbst Druiden nannten.

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