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0733 - Die Silbermond-Bestie

0733 - Die Silbermond-Bestie

Titel: 0733 - Die Silbermond-Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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bei ihrer Kletterpartie gestützt hatte, und hörte sie doch nicht. Ihre Gliedmaßen zitterten unkontrolliert von der gewaltigen Anstrengung.
    Ich habe es geschafft, dachte sie. Ich habe es geschafft!
    Von diesem Moment an, wusste sie, würde ihr nichts mehr unmöglich sein.
    Sie brauchte keine Hilfe mehr. Nie wieder. Erst recht nicht von Julian, der sie im Stich gelassen hatte, als sie ihn am nötigsten brauchte. Ob er es absichtlich getan oder einfach nicht an sie gedacht hatte, interessierte sie nicht mehr. Er schien sie nicht einmal vermisst zu haben, hatte sich wohl gar keine Gedanken um sie gemacht.
    Nein, das war es nicht, was sie unter Freundschaft verstand.
    Mochte er künftig tun und lassen, was er wollte. Vielleicht warf er sich ja wieder seiner Vali an den Hals. Dann hatte T'Carra auch von daher Ruhe. Ihr war nicht entgangen, mit welcher Eifersucht die Silbermond-Druidin verfolgte, wie sehr sich Julian in den letzten Monaten mit T'Carra befasst hatte. Vali fühlte sich zurückgesetzt, und das bestimmt nicht zu Unrecht.
    Aber im entscheidenden Moment war Julian nicht bei T’Carra gewesen. Und sie wusste jetzt, dass sie ihn nicht mehr brauchte. Sie war selbst stark genug, all das zu erreichen, was sie erreichen wollte.
    Sie brauchte jetzt nur Zeit, sich von der Erschöpfung zu erholen. Sie war körperlich am Ende. Sie schaffte es nicht einmal mehr, sich aufzurichten.
    Aber warum sollte sie nicht einfach für eine Weile hier liegen bleiben? Es war ein warmer Nachmittag, und es würde auch in der Nacht warm bleiben. Hunger und Durst ließen sich ertragen, und sie würde ja nicht für immer kraftlos hier liegen.
    Nur, bis sie wieder aufstehen und gehen konnte. Dann konnte sie herausfinden, wo sie sich befand, und zur Organstadt zurückkehren.
    Sie schloss die Augen.
    Als sie sie wieder öffnete, fiel ein Schatten auf ihr Gesicht.
    ***
    »Ich sagte, du solltest verschwinden.« Julian sah Zamorra düster an. »Muss ich noch deutlicher werden?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Was wirst du tun? Mich umbringen? Anders bekommst du mich hier nicht mehr fort.«
    »Ich kann dich aus dieser Welt hinausträumen.«
    »Und Shado träumt mich wieder hinein. Nein, Julian, du wirst mich nicht los. Ich bin dein schlechtes Gewissen! Denke über dich nach. Du wirst, begreifen, dass ich recht habe. Du greifst zu Sternen, an deren Helligkeit du dich verbrennst. Du solltest…«
    »Sei endlich still!«, brüllte der Träumer ihn an. »Halt den Mund und verschwinde!«
    »Ich hatte von jemandem wie dir mehr Intelligenz erwartet«, erwiderte Zamorra leise. »Aber du bist wirklich nur ein dummer Junge. Ein Kotzbrocken. Du hast Mist gebaut, und…«
    »Ich bringe dich um, wenn du nicht…«
    »Ruhe!«, brüllte jetzt Zamorra mit voller Lautstärke. »So lange ich rede, hast du Sendepause! Erst wenn ich fertig bin, bist du wieder dran, du vorlauter Rotzbengel! Du hast gewaltigen Mist gebaut und solltest auch dazu stehen. Du kannst nichts ungeschehen machen, aber du kannst versuchen, die Folgen erträglicher zu machen, und das geht nicht, indem du wild um dich schlägst und alles vernichtest! Weißt du überhaupt, was du angerichtet hast?«
    »Ich habe die Lebensbäume erweckt…«
    »Ja, und du hast dabei einen großen Fehler begangen! Aber der größte Fehler ist, dass du sie jetzt zu vernichten versuchst! Aus kleinlicher Rachsucht! Sie haben dir Vali genommen, also bringst du sie um! Ist dir klar, dass in jedem dieser Bäume eine Seele gefangen ist? Eine Seele, die vermutlich gar nicht dort sein möchte, die aber hineingesaugt wurde, weil dein Erweckungsversuch alles pervertierte! YeCairn ging vorsichtig zu Werke. Er ließ sich Zeit für die Sorgfalt. Du wolltest einen schnellen Erfolg, wolltest ihn übertrumpfen. Aus blindem Ehrgeiz, aus überflüssigem Konkurrenzdenken! Wem wolltest du dich beweisen, du Narr? Schau endlich über deinen eigenen Tellerrand hinaus, sieh dir die Welt an - und lerne endlich ! Du bist nicht der Nabel des Universums. Du bist kein Gott. Damit, dass du blindwütig vernichtest, was du selbst geschaffen hast, machst du es nicht besser, du machst es schlimmer. Du wirst zum Mörder an den Druidenseelen, deren Bäume du zerstörst!«
    »Bist du endlich fertig?«, fragte Julian.
    Zamorra nickte.
    »Ich bin kein Mörder«, sagte der Träumer. »Ich habe nur getan, was auch du getan hättest. Diese Seelen in den Baummonstern - sie sind böse! Abgrundtief böse! Und das Böse muss vernichtet werden! Oder warum

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