0734 - Dem Wahnsinn nahe
dunkel. Der Boden war es nicht. Aus seinen zahlreichen Rissen und Spalten sickerte ein Licht hoch, das sich wie ein goldgelber Kranz über den Untergrund gelegt hatte und mir deshalb auch zeigte, wo ich mich befand.
Auf keinen Fall in den Slums. Auf keinen Fall in einer Stadt oder auf einem Dorf.
Ich stand auf einem blanken, beinahe schon staubfreien und klinisch wirkenden Felsboden, der sich aus großen, mächtigen Steinen zusammensetzte, die wiederum so geformt waren, daß sie eine gewaltige Platte bilden konnten.
Ein harter Boden, ein glatter Boden, aber ich selbst fand mich nicht zurecht, obwohl ich keinerlei Hindernisse vor mir sah, sondern in die Weite über den Felsboden schauen konnte.
Er sah nicht so glatt aus, da reihte sich Stein an Stein. In der Gemeinsamkeit erinnerten sie mich an flache Buckel.
Es war unwahrscheinlich, aber diese Steinebene kam mir endlos vor. Ich hatte das Gefühl, einfach dahingestellt zu sein.
Wo auf unserer Erde existierte diese Formation?
Ich dachte darüber nach, ohne jedoch zu einem Ergebnis zu gelangen. Zwar kannte ich einen Teil der Welt, doch eine derartige Landschaft war mir noch nie vor Augen gekommen.
Ich wollte auch nicht stehenbleiben und ging, wie man so schön sagt, der Nase nach.
Dabei dachte ich nach.
Wer immer hinter dem Teleporting stand, er tat nichts ohne Motiv. Ich war davon überzeugt, daß mein Erscheinen in dieser Welt einen bestimmten Sinn hatte.
Dieser Welt?
Automatisch stolperte ich über den Begriff, weil er sich so sciencefictionhaft angehört hatte.
Ja, das mußte eine andere Welt sein.
Himmel, war ich dumm.
Der andere Himmel, die ungewöhnliche Schwärze, dazu das Muster der Sterne. Für mich gab es nur diese Lösung. Ich war durch Teleportation in diese Welt, auf diesen fremden Planeten geschafft worden.
Ein Unding?
Nein, eine Tatsache!
Und ich tat mich schwer, damit zurechtzukommen, denn auch ich war keine Maschine und hatte Gefühle wie jeder andere Mensch. Ich brauchte keinen Raumanzug mit dem entsprechenden Helm und Sauerstoffversorgung. Ich konnte normal atmen, obwohl ich dem Wahnsinn nahe war, wenn ich darüber nachdachte.
Das wollte ich nicht. Ich schob diese Gedanken weit fort, darauf hoffend, daß sie auch nicht zurück-kehrten.
Ich atmete tief durch. Es tat gut, die klare Luft zu spüren. Sie erfüllte mich Sie entschädigte mich für das, was hinter mir lag. Wenn ich allerdings ehrlich gegen mich selbst war, so wäre ich lieber durch diesen indischen Slum gegangen, als hier mutterseelenallein über einen fremden Planeten zu spazieren.
Allein der Gedanken ließ mich frösteln und jagte Schauer der Furcht durch meinen Körper. Plötzlich spürte ich die Verlassenheit überdeutlich. Sie peinigte mich, sie benutzte mich, sie drückte gegen mich und machte meine Schritte schwer.
Die Welt änderte sich nicht.
Steine, wohin ich schaute.
Kein Wasser, kein grüner Halm, kein Zweig, kein Busch, erst recht kein Baum.
Nur diese verdammte Öde.
Natürlich hatte ich Durst. Den konnte auch die klare Luft nicht löschen. Immer wieder schaute ich zum Himmel, weil ich irgendwie die Erwartung hatte, daß im nächsten Augenblick ein gewaltiges Raumschiff erscheinen und zur Landung ansetzen würde.
Es passierte nicht.
Der Himmel blieb so, wie er war, ein gewaltiges, dunkles Meer, bestückt mit einem Heer funkelnder Sterne.
Fast schon schade, daß kein Raumschiff erschien. Es hätte meine Verlassenheit für einen Moment weggeblasen, ich hätte mich wieder besser fühlen können. Vielleicht wäre es mir auch gelungen, mit den für mich Fremden Kontakt der Dritten Art aufzunehmen. Furcht hatte ich nicht, denn ich dachte an die Worte des geheimnisvollen Teleporters, der mir versprochen hatte, mich noch einmal ›reisen‹ zu lassen. Da hätte er mich bestimmt von den Fremden weggeholt.
Oder gehörte er selbst einer fremden Rasse an?
Als ich daran dachte, rann es kalt über meinen Rücken hinweg. Das war kaum zu fassen, das war einfach grauenvoll. Ich wollte lieber nicht daran denken. Soviel mir auch in meinem Leben passiert war, darauf konnte ich verzichten.
Noch immer zeigte die Umgebung keine Veränderung. Ich wußte nicht einmal, wie lange ich unterwegs und wie weit ich gegangen war. Durch das ungewöhnliche Licht hatte ich oft genug das Gefühl, den Boden überhaupt nicht zu berühren und nur durch das Licht zu schreiten.
Dann mußte ich stoppen.
Ich hatte schon seit einiger Zeit gesehen, daß dieses Licht von einem Schatten
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