0735 - Die Armee aus dem Ghetto
hervorzukommen, wenn es keine Gefahr mehr gab. Auf der anderen Seite aber erkannte sein Verstand die Notwendigkeit dieses Einsatzes. Auch jetzt zwang er die kreatürliche Angst, hinter der Erkenntnis der Notwendigkeit zurückzustehen.
Trevor Casalles Plan, den Heylin Kratts Stoßtrupp auszuführen sich anschickte, war einfach genug.
Während Flotten von Luftfähren, Oberflächenschiffen und Tauchbooten vorgaben, nach geheimen Eingängen zu einem bislang unbekannten lemurischen Unterseestützpunkt zu suchen, und die Aufmerksamkeit des Feindes gefangen hielten, landete der Stoßtrupp an Bord von drei Großraumtauchern nördlich der Clipperton-Insel im östlichen Pazifik. In rund zweitausend Faden Meerestiefe gingen die Fahrzeuge vor Anker. Ihre Ankerplätze bildeten die Eckpunkte eines Dreiecks von etwa zweihundert Metern Seitenlänge.
Kurz nach der Landung traten an Bord der drei Boote mächtige Schirmfeldgeneratoren in Tätigkeit. Die dunklen Fluten des Meeresbodens wurden beiseitegedrängt. Halbkugelförmig erhob sich über dem Ankerplatz der Großraumtaucher ein Energiefeld, das in demselben Maße, in dem es wuchs, mit atembarer Luft erfüllt wurde. Als die Energiekuppel eine Höhe von knapp einhundertundfünfzig und einen Durchmesser von mehr als dreihundert Metern erreicht hatte, schalteten die Generatoren auf halbe Kraft und begnügten sich damit, das Schirmfeld in der nun erreichten Form zu stabilisieren.
Aus den Leibern der Großraumboote ergoß sich ein Strom von Robotern und technischem Gerät auf den Boden des Meeres.
Der Umriß eines kreisrunden Schachtes von achtzehn Metern Durchmesser wurde abgesteckt. Danach brachte man ein mächtiges Desintegratorgeschütz in Stellung, dem die Aufgabe zufiel, den Schacht durch den Fels des Meeresbodens hindurch in die Tiefe zu treiben.
Die Tätigkeit des Geschützes erzeugte wirbelnde Massen von Gesteinsdampf, die von Ansaugmechanismen erfaßt und durch mehrere Strukturlücken in der Peripherie des Energiefeldes hinaus in die Finsternis des Ozeans gepreßt wurden. Auf diese Weise blieb das Innere des Schirmfelds frei von schädlichen Gasen, daß Menschen sich ohne zusätzliche Atemgeräte auf dem Meeresgrund bewegen konnten.
Der riesige Desintegrator arbeitete mit gefräßiger Schnelligkeit.
Innerhalb von knapp dreißig Minuten war der Kern des Schachtes bis zu einer Tiefe von rund zweihundert Metern ausgebohrt. Eine in den Schacht hinabgelassene Echosonde ermittelte, daß zwischen der Schachtsohle und einem dreiecksförmigen Raum in der obersten Etage des lemurischen Unterseestützpunktes nur noch wenige Meter Gestein lagen. Der Desintegrator gab nun dem Schacht seine endgültige Form.
Danach wurde das Geschütz beiseite gefahren und sein Platz von einem Antigravgenerator eingenommen, der das Innere des Schachtes mit einem künstlichen Schwerefeld erfüllte. In diesem Feld regnete eine Kompanie von Kampfrobotern zur Schachtsohle ab.
Mit eingebauten Desintegratoren gingen die Maschinenwesen der verbleibenden Gesteinsschicht zu Leibe. Zwanzig Minuten später wurde Heylin Kratt gemeldet, daß der Durchbruch in den Stützpunkt unmittelbar bevorstehe.
Für Kratt war das das Zeichen zum Aufbruch. Seine Truppe bestand, die Roboter nicht mitgerechnet, aus insgesamt vierhundert Mann. Sie waren mit vorzüglichen Mikrokommunikationsmitteln ausgestattet, so daß Heylin Kratt, nur um den Überblick zu wahren, sich nicht unbedingt immer an der Spitze seiner Truppe zu befinden brauchte. Er war denn auch nicht der erste unter seinen Leuten, der sich in den Schacht schwang und in die Tiefe glitt.
Unten auf der Schachtsohle waren die Roboter inzwischen durch die Decke des Platzes gestoßen, der bereits einen Bestandteil des lemurischen Stützpunkts bildete. Der vorderste Roboter trug an seinem metallenen Körper einen Sensor, der mit dem Antigravgenerator gekoppelt war, so daß das künstliche Schwerefeld jeweils so weit reichte, wie der Roboter vorgedrungen war. Im Schutze dieses Schwerefeldes senkte er sich als erster auf den Platz hinab.
Als Heylin Kratt in der Mitte seiner Truppe anlangte, war der Brückenkopf bereits durch Robotwachen abgesichert. Man brachte Kratt einen schmächtigen, dunkelhäutigen Mann, den man mitten auf dem Platz ergriffen hatte. Er bebte vor Angst.
Heylin Kratt nahm dies zunächst als Zeichen, daß sich womöglich noch mehr Angehörige der OGN in der Nähe befanden. Ein paar Roboter wurden zum Rekognoszieren ausgesandt, kamen jedoch kurze Zeit
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