0737 - Asha Devis Höllenfahrt
zuletzt erlebt haben.«
D'Halas Seelentränen… die Welt K'oandar… Asmodis und Luc Avenge… die Mauer der Schmerzen… der Schlund…
Immerhin, was von der anderen Welt auf einen Ort an Schottlands Nordküste übergegriffen hatte, war jetzt gestoppt. Der unheimliche Zerstörungsprozeß, der Felsen regelrecht zerfraß und der in der Welt der Caltaren einen tiefen Schlund erzeugt hatte, setzte sich nicht mehr weiter fort.
»Es wird sich zeigen, was sich daraus noch ergibt«, zog Nicole Bilanz. »Momentan können wir jedenfalls nichts weiter unternehmen… Bleibt es dabei, dass wir heute Abend die Oper heimsuchen?«
»Warum nicht?«, sagte Zamorra schmunzelnd. »Singende Tenöre sind mir immer noch lieber als brüllende Saurier, beispielsweise. Außerdem kann man in diesen Opernsitzen herrlich schlafen.«
Nicole knuffte ihm liebevoll in die Seite. »Du bist ein Kunstbanause, Cheri! Aber wir sollten uns noch umziehen. In dieser Kostümierung können wir höchstens eine moderne Oper besuchen. Aber nicht ›Don Giovanni‹.«
»Auch Don Giovanni würde dein Kleid gefallen«, flachste Zamorra.
Er bezahlte er die Drinks und die beiden durchquerten die marmorgetäfelte Hotelhalle, um mit dem Lift zu ihrem Zimmer hinaufzufahren.
Nach ihrer Aktion in K'oandar und ihrer Rückkehr nach Schottland hatten sie die Druidin Teri Rheken gebeten, sie per zeitlosem Sprung nach London zu versetzen. Dort wollte Nicole eine Shoppingtour in der King's Road machen. Als eine Art »Erholungsurlaub«, nach der Zerstörung der Blauen Stadt in den Wäldern Louisianas und dem Schließen des Schlundes in der Caltaren-Welt.
Zamorra hatte zugestimmt. Auch er wollte sich entspannen, doch irgendwie fand er keine Ruhe.
Aber wenigstens war hier das Wetter etwas besser als in Schottland. Nicht ganz so kalt. Und solange man sich in Boutiquen herumtrieb und sich in Umkleidekabinen häuslich einrichtete, bekam man vom typischen Londoner Nebel und Regen wenig mit.
Vorsichtshalber hatten sie sich im Hotel einquartiert, um auch wirklich Ruhe zu haben. Hier suchte sie niemand. Nicht einmal William, der Butler im heimischen Château Montagne im südlichen Loire-Tal, wusste, wo sie sich momentan aufhielten.
Zamorra schloss die Zimmertür auf.
Der Fernseher plärrte.
Genervt zog der Dämonenjäger die Augenbrauen zusammen. »Wer hat denn diese Schrottkiste laufen lassen? Warst du das, Nici?«
Die Angesprochene schüttelte den Kopf. »Kein Gedanke. Das muss das Zimmermädchen gewesen sein, als sie hier vorhin sauber gemacht hat. Wahrscheinlich hat sie mehr auf die Glotze gestarrt, als richtig zu putzen. Der Spiegel im Bad zum Beispiel… Das gibts doch nicht!«
Der zweite Teil ihres Satzes bezog sich nicht auf den Badezimmerspiegel, sondern auf die Fernsehbilder, die nun in das luxuriöse Hotelzimmer flimmerten.
Der Apparat war auf CNN eingestellt. Der US-Nachrichtensender brachte gerade eine Sendung mit Korrespondentenberichten aus aller Welt.
Die Kamera zeigte ein Passfoto von Asha Devi!
»…wurde von mutmaßlichen Extremisten erschossen«, sagte die Stimme des Sprechers. »Es handelt sich um das erste Todesopfer, das die indischen Polizeikräfte in diesem Konflikt zu beklagen haben.«
Auch Zamorra schaute nun das Fernsehbildgenauer an.
»Vielleicht ist sie es nicht«, sagte er mit tonloser Stimme. »Auf Passfotos und dann auch noch in Uniform ähneln sich gewiss viele indische Polizistinnen. Indien hat inzwischen über eine Milliarde Einwohner. Warum sollte ausgerechnet sie…«
Doch dann meldete sich die Nachrichtensprecherstimme wieder zu Wort.
»Police Inspector Asha Devi war die einzige Tochter des prominenten BJP-Politikers Ramesh Devi.« [2]
Nun konnten Zamorra und Nicole Ashas Vater sehen, wie er weinend an einem offenen Sarg stand. Seine Bodyguards mussten ihn stützen.
In dem Sarg lag Asha Devi!
Es gab keinen Zweifel. Die Inspectorin der India Demon Police, mit der sich die beiden Dämonenjäger trotz Ashas Kratzbürstigkeit etwas angefreundet hatten, war tot.
Der Nachrichtensprecher erzählte noch einige Dinge über Ashas Vater, der einer der einflussreichsten Männer seines Landes war.
Dann zeigte die Kamera, wie der Sarg geschlossen wurde. Ein Offizier breitete eine indische Flagge darüber aus. Vier Polizisten in Galauniformen luden sich die Totenkiste auf die Schultern.
Dann formierte sich der Leichenzug.
»Am Verbrennungsplatz selbst waren keine Kameras gestattet«, erklärte der Sprecher mit einem gewissen
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