Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0737 - Asha Devis Höllenfahrt

0737 - Asha Devis Höllenfahrt

Titel: 0737 - Asha Devis Höllenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
müssen.
    Zamorra wusste, dass die Unterwelt sich für die Inder anders darstellte als für die abendländische Tradition.
    Für die Hindus gab es verschiedene Höllen, je nachdem, was der Übeltäter während seiner Lebzeiten verbrochen hatte. Entsprechend unterschiedlich waren auch die Dämonen, von denen die Menschen in der Unterwelt gequält wurden.
    Es war eine für Europäer fremde Welt, die in Jahrtausende alten Überlieferungen wie dem Buch Bhagabata eingehend beschrieben wurde.
    »Asha Devi musste also sterben, weil Kali eine Intrige angezettelt hat?«, vergewisserte sich Zamorra.
    Der dürre Turbanträger lachte leise. »So könnte man es sagen, Zamorra. Aber in einem Punkt täuschst du dich. Ob Asha Devi wirklich tot ist oder nicht, darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.«
    »Wir haben soeben im Fernsehen ihre Beerdigung gesehen«, warf Nicole ein.
    »Wann?«, fragte Shiva.
    »Vor ein paar Minuten.«
    Wieder lachte der Gott in der Gestalt eines alten Mannes.
    Er machte ein kaum merkliche Handbewegung.
    Die Digitaluhr an dem Videorecorder lief plötzlich eine Viertelstunde zurück.
    »Zeit und Raum sind Illusionen«, schmunzelte Shiva. »Wenn alles klappt, wird eure tapfere Freundin niemals erschossen werden.«
    Zamorra verstand. Die Götter konnten den Zeitstrang, auf dem Asha Devi erschossen worden war, sozusagen rechtzeitig abschneiden. Dadurch entstand allerdings die Gefahr eines Zeitparadoxons. Denn auch die Götter konnten nicht gegen die ewigen Gesetze des Universums handeln.
    Eine Frage lag Zamorra auf der Zunge.
    »Was meinst du damit, Shiva -wenn alles klappt?«
    »Wenn Asha Devi den Gefahren trotzen kann, die in den Höllen ihrer harren. Und wenn sie Hilfe bekommt, falls es notwendig ist.«
    Allmählich begann Zamorra zu verstehen, warum Shiva in dieser Manifestation bei ihm aufgetaucht war.
    »Ich soll Asha Devi in den Höllenschlünden beistehen?«
    »Das ist der Wunsch der Götter, Zamorra.«
    »Kalis Wunsch sicherlich nicht«, mutmaßte der Dämonenjäger.
    »Nein, Kali hat darauf bestanden, dass du ohne deine magischen Waffen in die Unterwelt hinabfährst.«
    »Das ist ja allerliebst!«, ereiferte sich Nicole. »Soll der Chef mit bloßen Händen gegen die Höllendämonen kämpfen?«
    Anstatt zu antworten zog Shiva einen Gegenstand zwischen den Falten seines Gewandes hervor.
    Es war ein Dreizack.
    »Ich weiß, dass in eurer abendländischen Kultur der Dreizack als ein satanisches Attribut gilt«, sagte der indische Gott, »doch in Indien ist das anders. Der Trisula, mein Dreizack, ist eine göttliche Waffe. Ich leihe dir diesen Dreizack, Zamorra. Er hat besondere Kräfte, wie du bald feststellen wirst. Mit dieser Waffe solltest du jedem Dämon in den indischen Höllen entgegentreten können.«
    Der Dämonenjäger nahm den Trisula aus den Händen Shivas entgegen.
    Es war eine seltsame Waffe. Sie fühlte sich nicht an wie ein toter Gegenstand, sondern wie ein lebendiges Wesen. Dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass sich der Dreizack plötzlich veränderte.
    Er wurde zu einem Lotusstängel. Gleich darauf verwandelte sich der Trisula in eine Blume mit drei Blütenblättern, die einen starken Jasminduft verströmte…
    »Du kannst unbesorgt sein, Zamorra«, versicherte Shiva. »Der Dreizack verändert sich, wenn ihm danach zu Mute ist. Aber wenn es zum Kampf kommt, wirst du eine verlässliche Waffe in den Händen haben!«
    Dem Dämonenjäger blieb nichts anderes übrig, als dem indischen Gott zu vertrauen. Jedenfalls konnte er den Kreaturen der Finsternis nicht mit einer duftenden Blume in den Fäusten entgegentreten.
    »Kali hat von deinen eigenen Waffen gesprochen, Zamorra.« Shiva schmunzelte. »Von anderen weißmagischen Gegenständen war nicht die Rede. Daher ist es völlig in Ordnung, wenn du mit meinem Dreizack gegen die Dämonen kämpfst!«
    Zamorra nickte.
    »Vielleicht«, vermutete der Gott, »kommt Asha Devi ja auch ohne deine Hilfe in der Hölle zurecht, aber wenn du ihr beistehen musst, werde ich dich in die dunklen Gefilde geleiten…«
    »Was macht dich so sicher, dass ich ihr überhaupt helfe, Shiva?«
    »Weil du auf der Seite des Guten stehst, Zamorra.«
    Darauf fiel dem Dämonenjäger keine schlagfertige Antwort ein…
    ***
    Asha Devi fühlte einen entsetzlichen Schmerz.
    Dann wurde es schlagartig dunkel um sie. Und - still. Sehr still sogar. Es war nur einen Augenblick her, als sie sich durch die fanatische, hasserfüllte Menschenmenge gekämpft hatte,

Weitere Kostenlose Bücher