0739 - Teufelsträume
er nicht eher sein Wissen preisgegeben hatte. So ließ er uns mit dem bohrenden und quälenden. Mißtrauen allein.
Zudem hatte er nur gespürt, daß die Aura dieser Kreatur schwach auf uns oder mich abstrahlte, wobei ich trotz meines Kreuzes nicht davor geschützt war.
Wer war es? Wer konnte es sein?
Diese bohrenden Fragen machten uns mißtrauisch gegen jeden. Sogar beim Gespräch mit Sir James hatte ich darüber nachgedacht und war ihm gegenüber befangen gewesen.
Wo sollte das noch alles hinführen? Wo würde es enden? Gab es überhaupt ein Ende?
Ich wußte es nicht, Suko wußte es nicht, es blieben nur diese verdammten, bohrenden Zweifel.
Die Conollys, Jane Collins, Glenda, Lady Sarah, Myxin und Kara, der eiserne Engel - all die, mit denen wir jahrelang zusammengearbeitet hatten, sollten plötzlich auf der falschen Seite gestanden haben. Oder zumindest einer von ihnen.
Das konnten wir nicht glauben, das war unmöglich.
Letzte Zweifel aber blieben…
Sie nagten, sie ließen uns nicht aus ihren Klauen, und ich bewegte mich in dieser kleinen Welt, als hätte man mir mit dem Hammer vor den Kopf geschlagen.
Alles vorbei…
Ich würde nie mehr so normal reagieren können wie sonst, bis der Verräter gefunden war.
Suko stand auf und legte Holz nach. Wir hatten Feuer im Kamin gemacht und den alten Kanonenofen kalt gelassen. Die Decke war niedrig. Staub und Ruß hatten eine Patina über sie gelegt, und bei jedem unserer Schritte knarrten die alten Bohlen des Holzbodens.
Suko und ich lebten nur in den unteren Räumen. In der ersten Etage, wo die Decke so niedrig war, daß wir bei normalem Gehen mit dem Kopf anstießen, waren wir nur kurz gewesen, um uns einen Eindruck zu verschaffen.
Der Kamin strömte eine wunderbare Wärme aus, die uns guttat.
Ich saß in einem alten Ohrensessel. Der Stoff war schon etwas zerschlissen, aber die Polsterung ging noch. Ich schaute auf meinen Freund, der sich vom Kamin wegdrehte und auf mich zukam. Im rechten Winkel zu mir stand ein Schaukelstuhl, den sich Suko als seinen Stammplatz ausgesucht hatte.
Wir waren etwas zur Ruhe gekommen nach einer sehr hektischen Nacht und einem Tag, dessen Morgen längst dem Nachmittag Platz geschaffen hatte. Wir waren zum Glück eingeschlafen und aus dem Wagen, der nicht mehr auf dem Parkplatz des Supermarktes stand, sondern jetzt vor dem Haus, hatten wir unsere beiden kleinen Koffer geholt, uns rasiert und frisch gemacht.
»Warten«, sagte Suko aus dem Schaukelstuhl. »Auf wen sollen wir warten, John? Auf wen, verdammt?«
»Der Götze wird zurückkehren.«
»Glaubst du?«
»Ich weiß es nicht.«
»Eben.«
»Was sollen wir tun? Von hier verschwinden. Das bliebe beim Versuch. Die Umgebung ist eingeschneit, nur dieser Ort nicht. Mir kommt es so vor, als hätte Luzifer persönlich seine schützende Hand über ihn gehalten.«
»Das kann sogar sein.«
»Er will uns hier in Garsdale Head behalten, damit er seine Kreatur schicken kann. Denn sie muß ja ein Ziel haben.«
Suko schaute versonnen auf die Lebensmittel, die wir uns aus dem Supermarkt mitgebracht und im Raum gestapelt hatten. Es waren zumeist Konserven, vakuumverpacktes Brot und auch einige Flaschen mit Säften und Wasser.
»Nur wir?« fragte mein Freund.
»Wie meinst du das?«
»Kann es der Götze nicht auch auf die anderen Bewohner hier abgesehen haben?«
Ich seufzte auf. Da hatte er eine schlimme Befürchtung ausgesprochen.
»Nun?«
»Ja, verdammt.«
Suko nickte dazu. »Und deshalb müssen wir noch hierbleiben. Wenn er erscheint, werden wir ihn stellen. So einfach ist das, so einfach.« Er traute seinen eigenen Worten nicht, denn er hatte mit einer Stimme gesprochen, die nicht überzeugend klang.
Es spielte auch keine Rolle, wichtig war nur, daß er kam und wir dann dabei waren.
Ich zündete mir gedankenverloren eine Zigarette an, was mir einen mißbilligenden Blick meines Partners einbrachte. Mit dem Rauch sprach ich auch die Worte aus. »Gehen wir davon aus, daß er tatsächlich zurückkehrt. Was will er?«
»Menschen!«
»Richtig.«
»Und zwar Menschen für Luzifer«, betonte Suko.
»Auch das stimmt. Aber - so frage ich dich - sind alle Menschen für ihn gleich, oder gibt es welche, die gleicher sind. Du ahnst, worauf ich hinauswill?«
»Auf Rita Thornball.«
»Ja.«
Suko dachte nach. »Stimmt, da kannst du richtig liegen. Es ist möglich, daß er sich an sie wendet. Sie war zudem als Opfer vorgesehen, was wir noch mitbekamen, als die beiden Kreaturen bei ihr
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