Warum?
Herzlichen Glückwunsch zum Kauf dieses Buches. Es wird Ihnen keine Stromschläge versetzen.
Wenn Sie einen DVD-Player oder sonst etwas zum Einstöpseln in Steckdosen kaufen, klingt das Vorwort der Anleitung ganz anders: Da gibt es auch erst mal als Glückwunsch getarntes Selbstlob (»Qualitätsprodukt«, »mit größter Sorgfalt gestaltet«, »hochwertiges Gerät«), aber dann kommen gleich die Drohungen.
Das Handbuch meines HD-DVD-Abspielers beschwichtigt kurz und perfide (»Dieses Gerät ist so konzipiert, dass keine Gefahr für Personen besteht.«), dann steht da auf drei Seiten, was man tun soll (»Anleitung lesen und aufbewahren«) und was passieren kann, wenn man es lässt. Drohende Sanktionen: »schwere Verletzungen sowie eine Fehlfunktion des Geräts«, »Feuer«, »elektrische Schlaggefahr«, »Rauch- oder Geruchsabgabe«.
Unter blöd anstellen fällt laut Anleitung: Aquarien auf HD-DVD-Player stellen. Gut, dass mal jemand davor warnt. Das Handbuch verlangt auch: »Wenn ein Gewitter aufzieht, ziehen Sie bitte den Netzstecker aus der Netzsteckdose.«
Bei diesen schadensersatzrechtlich wohl unvermeidlichen
Wir-haben-Sie-gewarnt-Tipps fehlt der Hinweis auf ein paar ganz erhebliche Alltagsärgernisse: Wer beim Verlassen der Wohnung den Stecker des Abspielers aus der Steckdose zieht, muss beim Einschalten jedes Mal von Neuem Zeitzone, Jahr, Monat, Tag und Uhrzeit einstellen - der Hersteller hat am Akku für die interne Uhr gespart. Abschalten lässt sich die nervige Erinnerung aber auch nicht. Dabei ist eine korrekt gestellte Uhr oder überhaupt eine Uhr gar nicht nötig, damit ein DVD-Abspieler funktioniert. Stellen soll man sie trotzdem.
Solche Details nerven. Warum es sie gibt, erzählt dieses Buch. Außerdem: Welche Autos muss man beim Glühbirnenwechsel auseinanderschrauben, was sollte man am Aufzug drücken (Abwärtstaste, Aufwärtstaste, beide) und warum fahren Automatikjalousien bei Sonnenschein hoch? Der Autor hat sich bei der Recherche verbrüht (mit dem Einhebelmischer), unterkühlt (mit demselben), Milch ins Auge bekommen (Kartonverpackungen), ein paar EM-Tore später gesehen als die Nachbarn (Signalverzögerung) und dabei Überlebenstipps gesammelt.
Auf das Ergebnis können Sie ruhig ein Aquarium stellen. Denn dieses hochwertige Buch wurde mit größter Sorgfalt so gestaltet, dass keine Gefahr für Leser besteht. Sie können sogar Ihren Kamin damit anzünden. Sollte es danach zu Rauch- oder Geruchsabgabe durch das Buch kommen, schmeißen Sie das Buch unverzüglich in Ihr Aquarium. Viel Glück!
Konrad Lischka
Fehler? Fehlende Technikärgernisse? Überlassen Sie die Buchreparatur dem qualifizierten Fachpersonal - es freut sich über Hinweise:
[email protected]Technikärgernis Staubsaugerbeutel
Der Staubbeutelwahnsinn
Wenn Vielfalt zum Horror wird: Wer einen neuen Staubsaugerbeutel braucht, hat ein Problem - es gibt 1120 verschiedene Tüten für 42.000 verschiedene Geräte. Die Wahrscheinlichkeit, zufällig den richtigen Beutel zu kaufen, liegt unter einem Promille.
Dirt Devil Derby ist ein wunderbar eingängiger Name für einen Staubsauger. Der half mir im Drogeriemarkt vor dem Regal mit den Staubsaugerbeuteln aber wenig.
Derby? Da gab es nur DD80-, Z107- und Y98-Beutel, die alle in irgendwelche Dirt Devils passen sollten. Derby stand auf keinem der Kartons. Ich fragte die Verkäuferin, sie drückte mir die Y98er-Packung in die Hand - »die passen schon«. Von wegen! Zwar passten die irgendwie in den Derby - nur wollte der Staubsauger sich mit den neuen Beuteln partout nicht schließen lassen.
Eine Google-Suche offenbarte das ganze Ausmaß des Staubbeuteldurcheinanders: Ein gutes Dutzend gewerbliche Staubsaugerbeutelanzeigen (»Staubbeutel für über 20.000 Staubsaugertypen!« - »Staubfiltertüten für über 14.000 Staubsauger!«) buhlen
um Aufmerksamkeit - es scheint da draußen viele Menschen zu geben, die es wie ich nicht hinkriegen, im Drogeriemarkt zwischen den DD80ern und Z107ern den passenden Beutel für ihren Staubsauger zu finden.
Genauer gesagt: Es müssen mindestens ein paar Hunderttausend Staubsaugerbesitzer im Monat sein, die verzweifelt im Netz nach dem richtigen Beutel suchen, weil die aus dem Drogeriemarkt nicht passen. Markus Porten, Geschäftsführer eines der ältesten Staubbeutelwebshops, erzählt, dass seine Staubbeuteldatenbank im Durchschnitt 340.000 Suchanfragen monatlich abarbeitet. Porten: »In Hochzeiten sind es bis zu 550.000 Anfragen -