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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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haben, das war eine reine Manifestation des Bösen. Aber was mich so irritiert, ist, daß es gerade jetzt geschah, wo das Haus so viele Jahre verlassen und öde war, gemieden von den Dorfbewohnern, ohne jedes Anzeichen dafür, daß irgendwelche Greuel stattfanden.“
    „Ich weiß nicht ganz, worauf Sie hinaus wollen“, entgegnete Fenner.
    „Ich meine, außer Pendrake hat in den letzten dreihundert Jahren niemand mehr das Haus bewohnt. Es gab Berichte, daß dort oben furchtbare Dinge geschahen, aber vor ungefähr zweihundertfünfzig Jahren hörten diese Geschehnisse abrupt auf. Seit dieser Zeit war jener Ort völlig ruhig. Und jetzt, plötzlich, fängt es wieder an. Erst Pendrakes Tod, und jetzt das, was wir heute sahen. Warum, frage ich mich.“
    „Vielleicht war es die ganze Zeit da, und erst durch Pendrakes Tod wurde man wieder darauf aufmerksam. Man kann mitten unter Dingen leben, die einem niemals auffallen.“
    „Schon möglich.“ Chambers dachte nach. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich glaube nicht, daß dies die Antwort ist. Gott weiß, daß ich kein abergläubischer oder überängstlicher Mann bin, aber ich spüre es, daß unser heutiges Erlebnis den Anfang von weiteren Greueln und Grausamkeiten bedeuten könnte.“
    „Denken Sie an etwas Bestimmtes?“ fragte Grosser vom Rücksitz.
    „Ich kann mir nicht helfen, aber mir kommt dauernd die Prophezeiung von Henry de Ruys in den Sinn. Er sagte, daß die Herrschaft des Bösen wieder beginnen würde, wenn ein Familienmitglied der de Ruys käme, um Anspruch auf das Herrenhaus zu erheben.“
    „Aber Paul, Sie wissen doch ebenso wie wir alle, daß dies ganz unmöglich ist“, rief Fenner überrascht. „Wenn die Familie vor dreihundert Jahren ausstarb, kann es doch keinen Nachkommen geben!“
    „Ich wünschte, ich wüßte das so ganz genau“, sagte Chambers. Er schloß die Augen. Er schien angestrengt über etwas nachzudenken, was verborgen in einem Winkel seines Gehirns darauf wartete, in Erinnerung gebracht zu werden. „Irgend etwas scheinen wir übersehen zu haben. Wenn ich nur wüßte, was es war.“
    Sie rumpelten nun die letzten Meter der alten Straße den Hügel hinunter und wandten sich dann nach links, wo sie in die Hauptstraße einbogen, die durch das ganze Dorf führte. Nachdem Fenner seine Begleiter zu Hause abgesetzt hatte, fuhr er geradewegs zu seiner Praxis.
     

     

Als er seinen Wagen vor dem Haus verließ und sorgfältig abschloß, hatte er das unbestimmte Gefühl, daß die Erlebnisse dieses Tages erst der Anfang eines langen und gefährlichen Alptraumes waren.
    Er hoffte insgeheim, daß noch ein wenig Zeit bleiben würde, um sich vorzubereiten, als er die Stufen zu seiner Praxis hinauflief. Vielleicht würden sie noch etwas entdecken, bevor das Unvermeidliche seinen Lauf zu nehmen begann.
    Noch wußte er nicht, daß der Alptraum bereits in den nächsten Minuten seine Finger nach ihm ausstrecken würde.
    Seine Krankenschwester und Empfangsdame, Susan Paladine, blickte auf, als Fenner das Zimmer betrat. Sie schien sichtlich erleichtert, daß er endlich da war.
    „Wie gut, daß Sie wieder zurück sind, Doktor. Ich habe schon überall herumtelefoniert, um Sie zu finden.“
    „Ich war beruflich unterwegs“, sagte er reserviert. Er sah keinen Grund, warum er Susan erzählen sollte, wo er gewesen war. Im Augenblick wäre es auch noch gar nicht gut gewesen, wenn sich im Dorf Gerüchte verbreitet hätten.
    „Es ist jemand da, der auf Sie wartet. Ich habe die Dame einstweilen ins Wartezimmer gesetzt.“
    „Eine Patientin?“
    „Nicht daß ich wüßte. Sie sieht gesund wie ein Fisch im Wasser aus. Aber sie bestand darauf, nur mit Ihnen persönlich zu sprechen, also muß es etwas Wichtiges sein.“
    „In Ordnung. Bitten Sie die Dame in fünf Minuten in das Sprechzimmer, ich ziehe mich schnell um.“
    „Gut, Doktor.“ Susan warf ihm einen prüfenden Blick zu, als er das Zimmer durchquerte, um in sein Sprechzimmer zu gelangen. „Ist etwas mit Ihnen, Doktor? Sie sind weiß wie ein Laken, als hätten Sie ein Gespenst gesehen.“
    „Nein … nein. Mir geht es gut. Ich bin nur ein bißchen müde, das ist alles. Hab’ heute nacht nicht sehr gut geschlafen.“
    Im Sprechzimmer angelangt, zündete sich Fenner eine Zigarette an. Er fühlte noch immer das Entsetzen in sich, als er an den Augenblick zurückdachte, wo er das Wesen im Torbogen des unheimlichen Schlosses gesehen hatte. Ein Hirngespinst, geboren aus der Anstrengung der letzten

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