0741 - Die falsche MARCO POLO
der auf Gäa geborenen, von Terranern abstammenden Menschen, nahm in dem freien Kontursessel neben dem Emotionauten Platz.
„Das werde ich erledigen, Sir", sagte er zu Anrat. „Allerdings sehe ich, daß wir eine Dreieckspeilung vornehmen müssen, um den richtigen Einflugwinkel wiederzufinden. Einer unserer beiden Leuchtfeuersterne ist seit dem letzten Einflug zu einer Nova geworden und danach natürlich nicht mehr wiederzufinden."
„In Ordnung", erwiderte Anrat.
„Das macht zwar eine Menge zusätzliche Arbeit, aber es ist schließlich nicht ungewöhnlich, daß Zentrumssterne zur Nova werden. Früher waren es durchschnittlich dreißig pro Jahr."
Über Interkom gab er die entsprechenden Anweisungen.
„Die Captains Rigel, Zepira und Pontok starten mit ihren Meßschiffen zur Vornahme einer Dreieckspeilung. Ziel: Wiederauffinden der Position eines durch Novation geschwächten Sterns anhand der Position des noch unveränderten zweiten Leuchtfeuersterns!" befahl er. „Daten werden von Commander Eysbert durchgegeben. Anrat, Ende!"
Nachdem Hilgram Eysbert die Positionsdaten des unveränderten Leuchtfeuers durchgesagt hatte, meldeten die drei Captains die Startbereitschaft ihrer Meßschiffe. Senco Anrat erteilte die Starterlaubnis.
Die Ortungstaster verfolgten Start und Flug der drei spezialisierten Korvetten. Mit bloßem Auge war allerdings nichts davon zu sehen. Nicht einmal das Leuchten der zündenden Triebwerke konnte von der SZ-2 aus beobachtet werden, da es vom viel helleren Leuchten des voraus liegenden Zentrums überstrahlt wurde.
Den Männern in der Hauptzentrale blieb nur, auf die Rückkehr der Meßschiffe zu warten und die Turbulenzen des leuchtenden Wasserstoffs sowie die vom Zentrum abgeschleuderten Nebelfetzen zu beobachten.
„Wie weit ist die Yolschor-Dunst-wolke eigentlich noch entfernt?" wollte Ras Tschubai wissen.
„Rund dreihundertsiebzig Lichtjahre", antwortete Atlan.
„Wer dorthin will, der muß durch eine Hölle gehen. Nur so kann einem Gegner notfalls glaubhaft gemacht werden, daß die Yolschor-Dunstwolke identisch ist mit dem Zufluchtsort der freien Menschen. Im Fall der MARCO POLO ist dieser Notfall allerdings nicht gegeben. Auf keinen Fall dürfen die Laren und ihre Helfer die sechs von Mucys bewohnten Planeten der Doppelsonne Yol-Beta entdecken."
„Yol-Beta", sagte Tschubai gedehnt. „Demnach gibt es auch einen Stern namens Yol-Alpha." Atlan nickte.
„So ist es, Ras", erklärte er. „Yol-Alpha ist ein blauer Übergigant ohne Planeten. Er dient uns in erster Linie als kosmisches Leuchtfeuer und in diesem Fall zusätzlich zur Identifikation der Yolschor-Dunstwolke. Yol-Beta besteht aus einem roten Riesenstern und einer kleinen schwach-gelblich leuchtenden Komponente, die umeinander kreisen."
„Und die nur 3,29 Lichtmonate voneinander entfernt sind", warf der Gäaner ein. „Die Doppelsonne Yol-Beta hat insgesamt sechsundzwanzig Planeten, die auf exzentrischen Bahnen zwischen den Sonnen und um sie herum kreisen. Der wichtigste der sechs bewohnten Planeten heißt Taatlon. Er ist ein erdgroßer Planet, der in einer stark elliptischen Bahn die rote Sonne umläuft. Auf ihm wird es niemals Nacht, denn wenn die rote Riesensonne untergeht, taucht am gegenüberliegenden Horizont die kleine gelbe Sonne auf."
Aus den Interkomlautsprechern klangen Wortfetzen.
Als sie deutlicher wurden, verstanden die Männer in der Hauptzentrale, daß die drei Meßschiffe ihre Aufgabe beendet hatten und zurückgekehrt waren.
Ihre Kommandanten gaben die ermittelten Peildaten durch, so daß Senco Anrat und Hilgram Eysbert daraus die Kursdaten des richtigen Einflugwinkels errechnen konnten.
Eine halbe Stunde später ließ Senco Anrat die SERT-Haube wieder über seinen Kopf gleiten, dann setzte sich die SZ-2 in Bewegung und stieß ins Zentrum der Galaxis vor.
Bereits das erste Linearmanöver bewies, welche ungeheuren Gefahren im Zentrum einer Galaxis lauerten.
Die SZ-2 kam zwar in den Zwischenraum, beschleunigte und legte eine Strecke von rund zweiundzwanzig Lichtjahren zurück, dann aber verwandelte sich die energetische Struktur dieses Zwischenkontinuums.
„Hyperenergie-Einbruch!" meldete der Cheforter. „Es besteht die Gefahr, daß äußere Einwirkungen eine Transition des Schiffes bewirken - eine unkontrollierbare Transition."
„Verstanden!" gab Senco Anrat über den Interkomanschluß seiner SERT-Haube zurück. „Ich desaktiviere den Linearkonverter!"
Während er sprach, dachte er bereits
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