0745 - Kampf der Ewigen
Stimme ihres Offiziers, dass der Beta Tyr Longo vor etwas Angst zu haben schien. Es war die Angst eines Mannes, der Gefahr nicht kannte, aber irgendwie immer unter ihrem Druck lebte.
Was wusste sie eigentlich über ihn?
Einiges, wie sie sich erinnerte.
Er war ein schneller, gerissener Beta, der sich zum Ziel gesetzt hatte, so rasch wie möglich den Status eines Alpha zu erlangen. Keiner in seinem näheren Umfeld, der ihn gut kannte, zweifelte daran, dass er dieses Ziel erreichen würde. Longo kannte alles und jeden. Seine Verbindungen zum Hohen Rat waren erstaunlich gut. Sein Weg, sagte jeder, würde schwer sein, aber ziemlich geradeaus verlaufen. Trotz seiner offensichtlichen Loyalität ihrer Dominanz gegenüber, musste sie auf der Hut sein, daran änderte auch die Beziehung nichts, die sie beide eingegangen waren. Sie war außerdem nach wie vor der festen Überzeugung, Männer müssten vernichtet werden, ehe sie zu stark wurden…
»Sagtest du nicht etwas von einem Anhaltspunkt?«, mahnte Nazarena jetzt.
»Wir wissen mit großer Wahrscheinlichkeit, wer dahinter steckt«, war die Antwort. »Sieh selbst!«
Mit einer Kopfbewegung wies Longo auf die Kontrollschirme. Nazarenas Blick folgte der Bewegung, und mit starrem Gesichtsausdruck beobachtete sie, wie die Instrumente ihrer Ortungszentrale allmählich die Entfernung überwanden und das Objekt ihres Zorns auf den Schirm brachten.
Offenbar war die visuelle Darstellung zu einem Zeitpunkt nach dem Absetzen der Cyborg-Armee angelegt worden. Das Schiff befand sich bereits wieder im Weltraum und entfernte sich in einen hohen Orbit.
Der Supra-Kreuzer war in seiner Massivität beeindruckend. Im Licht der Systemsonne glänzten die Wandungen wie geschmolzenes Silber.
»Geh näher ran«, wies Longo den Omega an der Konsole an.
Die Instrumente gaben jetzt fast eine Nahaufnahme des Schiffes.
Nazarenas Augen verengten sich.
»Verstärke die Ansicht der Hüllensektoren…« Sie nannte eine Reihe von Zahlen.
Ein Raster legte sich über die Ansicht des Kampfraumschiffs. Eine Linie begann zu wandern, und schließlich war da ein Schriftzug zu erkennen, der sich über ein Viertel des Umfanges erstreckte.
KRIEGSFAUST Zischend stieß Nazarena den Atem aus. Ihr Gesicht verzog sich zu einer wilden Grimasse.
»Bei den Feuersümpfen von Omarz!«, giftete sie. »Modrus!«
***
Es herrschte Dämmerung. Jene merkwürdige Zeitspanne zwischen Tag und Nacht, die wie ein letztes großes Atemholen vor der Dunkelheit war.
Die Luft, die durch die weit geöffnete Terrassentür des weiträumigen Wohnstudios im Palazzo Eternale ins Innere kam und Nicole Duval umschmeichelte wie eine zärtliche Hand, war angenehm kühl und alles andere als winterlich.
Nicole sah von ihrem Standort aus den schwachen Lichtschimmer der Stadt, der sich mit zunehmender Dunkelheit verstärkte und die Smogglocke zu einer seltsam dunkelgrauen Nebelschicht werden ließ. Hinter den Bäumen erstreckte sich die nie zur Ruhe kommende Metropole Roms. Während zwischen den Straßen und Boulevards die Neonbeleuchtung aufflammte, lagen auf den Kuppeln und Türmen der ewigen Stadt allerletzte Sonnenstrahlen.
Hinter ihr saßen Professor Zamorra und Carlotta in den weichen Polstern einer Ledercouch und unterhielten sich. Ihre Worte drangen kaum an Nicoles Ohren.
Dann entstand eine gewisse Unruhe im Hintergrund. Türen klappten zu.
Nicole drehte sich um, ging fünf Schritte von der Fensterwand weg in den Raum hinein und musterte den Neuankömmling mit hoch gezogenen Augenbrauen, während sie ihren verführerischen Mund zu einem bewundernden Lächeln spitzte.
Ted Ewigk, der knapp fünfzigjährige Mann mit der Wikingerstatur, war von seinen Freunden schon sehnsüchtig erwartet worden. Der ehemalige ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN trug einen weißen Smoking und ein Spitzenhemd mit einer hübschen Schleife aus fliederfarbenem Samt. Er duftete angenehm nach einem sehr, sehr teuren After Shave.
Er sah Nicole an, die ihn noch immer musterte, und sagte: »Schick, nicht wahr?«
Sie lachte hell auf.
»Eitelkeit ist wahrhaftig das Laster aller Männer«, sagte sie und fügte hinzu, ihren Lebensgefährten Zamorra mit einem schnellen Seitenblick streifend: »Zumindest das Laster aller starken Männer.«
Ted lächelte. »Das Verlangen nach Nahrung und Schönheit ist uns Männern halt von Natur aus eigen - sagte schon Laotse.«
»Findest du nicht«, sagte Carlotta in das allgemeine Schweigen hinein spitz, »dass du ein bisschen zu
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