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0746 - Der Zeitlose

Titel: 0746 - Der Zeitlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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scharfrückige Nase und schmale Lippen.
    Wer mochte für diese Statue als Modell gedient haben?
    „Du willst es also tatsächlich riskieren?" drang Callibsos Stimme in seine Gedanken.
    Nein! wollte der Maskenträger rufen und sich abwenden. Aber er blieb stehen und nickte energisch.
    Callibso holte aus seinem Zylinder eines der fremdartig aussehenden Instrumente hervor und machte sich daran zu schaffen. Alaska vermutete, daß der Zwerg auf diese Weise den Zeitbrunnen manipulierte, wenn er sich auch nicht vorstellen konnte, auf welche Weise das geschah.
    Eine sichtbare Veränderung trat jedoch nicht ein.
    Es dauerte einige Zeit, dann brach Callibso seine Vorbereitungen ab.
    „Es ist soweit", sagte er. „Du kannst in den Zeitbrunnen blicken."
    „Wie soll ich dabei vorgehen?"
    „Du brauchst nur den Kopf hineinzustecken. Du wirst eine Vision deiner Heimatwelt haben. Wenn du sie erreichen willst, mußt du mit deinem gesamten Körper in den Zeitbrunnen eindringen."
    Alaska ließ sich am Boden nieder, legte sich auf den Bauch und robbte an den Rand des Brunnens heran. Aus seiner jetzigen Position schienen die steinernen Wächter übermäßig groß, sie blickten drohend zu ihm herab.
    Er drehte sich auf die Seite und sah Callibso an, der abwartend dastand.
    „Ist es eine Falle?" fragte er unruhig.
    „Nein", versicherte Callibso mit Nachdruck. „Du brauchst es nicht zu tun. Außerdem", er deutete auf seinen häßlichen Hut, unter dem er seine Instrumente verbarg, „hätte ich andere Möglichkeiten, dich zu vernichten, wenn ich das wollte."
    Das leuchtete Alaska ein.
    Er setzte sich wieder in Bewegung. Wenige Augenblicke später befand sich sein Gesicht über der unergründlichen Oberfläche des Zeitbrunnens.
    Ein schwarzer Spiegel! dachte Saedelaere unwillkürlich.
    In seinem Innern krampfte sich alles zusammen, er spürte die Nähe von etwas Bedrohlichem. Unter dieser Oberfläche herrschte Zeitlosigkeit.
    „Wagst du es nicht?" hörte er Callibso mit sanftem Spott fragen.
    Alaska sagte: „Ich kann mich nicht entschließen!"
    Aber er wußte, daß seine Entscheidung bereits gefallen war.
    Er streckte die Arme seitwärts am Körper aus und tauchte den Kopf in das Nichts, als wollte er ihn über das Ufer eines Baches hinweg ins Wasser strecken.
    Mit einem Schlag erlosch die Umgebung, in der sich Alaska aufgehalten hatte.
    Da war DIE VISION Alaska wußte nicht genau, wo er sich befand und auf welche Weise er sich in dieser ungewohntenUmgebung manifestierte. Er glitt dahin. Oder bewegte sich die Oberfläche eines Planeten unter ihm hinweg?
    Eine Zeitlang brachte er keinen vernünftigen Gedanken zustande, denn er war allein mit sich selbst beschäftigt. Das Phänomen, ohne einen fühlbaren eigenen Körper beobachten zu können, war völlig neu für ihn. Er mußte sich erst daran gewöhnen.
    Alaska befand sich über einem verlassen aussehenden Land.
    Wenig später erkannte er, wo er war.
    Diese Hochebene lag in den Anden des ehemaligen Südamerikas.
    Alaska befand sich über dem Alti-plano.
    Er versuchte sich zu orientieren, aber das war von seiner rätselhaften Position aus nicht möglich. Alles schien in Bewegung. Städte, Dörfer und die in diesem Gebiet sehr zahlreichen Meß- und Kontrollstationen huschten vorüber Einmal glaubte Alaska den besonders abgegrenzten Bezirk von Tia-huanaco zu erkennen.
    Der Anblick der Bodenstationen überzeugte Alaska davon, daß er sich in der Gegenwart befand. Das konnte bedeuten, daß er sich über jener Erde aufhielt, die im Mahlstrom stand.
    Die Erde der Aphiliker!
    Tiahuanaco verschwand, in einer endlosen Kette erschienen der Titicacasee, Ariquipa, Huancayo, Cusco und andere Städte.
    Alaska erkannte, daß dort unten irgend etwas nicht stimmte.
    Es hatte sich etwas verändert, etwas Entscheidendes! Er dachte angestrengt nach. Wahrscheinlich kannte er die Lösung bereits, aber er weigerte sich, sie anzuerkennen.
    Das Land - oder Alaska - bewegte sich jetzt schneller, die Eindrücke wechselten so schnell, daß der körperlose Beobachter sie kaum noch verarbeiten konnte.
    Dann kam alles ruckartig zum Stillstand.
    Alaska blickte auf eine große Stadt, die er nicht auf den ersten Blick erkannte.
    In diesem Augenblick begriff er, was er die ganze Zeit über registriert, aber nicht akzeptiert hatte.
    Diese Stadt war verlassen!
    Kein einziger Mensch lebte zwischen ihren Mauern.
    Das traf für alle Städte zu, die er bisher erblickt hatte.
    Ein eisiges Gefühl der Furcht hüllte Alaska ein.

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