0746 - Der Zeitlose
sich Unglauben und Bestürzung in Callibsos Gesicht. Er griff nach seinem Umhang und lief aus der Hütte. Alaska, der zumindest eine Erklärung erwartet hattt, folgte ihm und fragte ärgerlich: „Was bedeutet dieser Aufmarsch?"
„Ich habe die Kontrolle über sie verloren", erwiderte Callibso düster. „Außerdem hätte ich mich mehr um sie kümmern müssen."
„Bedeuten sie eine Gefahr für uns?"
„Nein, ich kann sie jederzeit vernichten!" Die Antwort wurde nur zögernd gegeben.
Die Fackeln bewegten sich wie ein leuchtender Riesenwurm den Hang herauf.
In Höhe des Zeitbrunnens kamen sie plötzlich zum Stillstand.
Alaska erschien die eigene Stimme übermäßig laut, als er sich an den Puppenspieler wandte und fragte: „Werden die Puppen Derogwanien verlassen?"
„Bestimmt nicht", verneinte der Zwerg. „Hörst du nicht, was sie dort unten tun?"
Lautes Rumoren drang an Alaskas Gehör, dann folgten dumpfe Schläge.
„Sie stürzen die Statuen um!"
„Ja, wenn sie damit fertig sind, werden sie ihren Marsch fortsetzen."
Der Zellaktivatorträger ahnte, daß das nächste Ziel der Puppen aus der Stadt die Hütte sein würde. Callibsos Bereitschaft irgend etwas dagegen zu unternehmen, schien nicht sehr groß zu sein.
Alaska begann sich Gedanken zu machen, wohin er sich zurückziehen konnte, wenn die Puppen damit beginnen sollten, die Hütte zu zerstören.
Während er noch überlegte, setzte die unheimliche Armee ihren Marsch fort.
„Es wird Zeit, daß du etwas unternimmst!" forderte der Terraner Callibso auf.
Eine Weile blieb es still, dann kam Callibsos Stimme ganz leise aus der Dunkelheit: „Wozu? Ich habe mich entschlossen, Derogwanien zu verlassen."
Bestürzt wandte Alaska sich der kleinen Gestalt zu. Er sah, daß Callibso sich von der Hütte entfernte.
Das war das Signal, daß er sie aufgeben wollte. Plötzlich machte der Zwerg kehrt und eilte noch einmal zu seiner Behausung zurück. Alaska hoffte bereits, Callibso hätte sich anders entschieden, doch ein paar Sekunden später befand der Puppenspieler sich wieder im Freien.
Er hatte den Anzug der Vernichtung über den Schultern hängen.
„Es ist besser, wenn du in meiner Nähe bleibst", warnte er Alaska. „Die Puppen sind nicht ungefährlich, und du besitzt keine Waffen."
Alaska hörte den Lärm der näherkommenden Puppenmeute.
Auf welche Weise Callibso diese künstlichen Wesen auch geschaffen hatte, er wollte offensichtlich nichts mehr mit ihnen zu tun haben, nicht einmal im Bösen.
Alaska kletterte hinter Callibso her. Etwa hundert Schritte über der Hütte ließ der Zwerg sich auf einem Felsen nieder und rückte zur Seite, um für den Terraner Platz zu machen.
„Wohin wirst du gehen?" fragte Alaska.
„Wer weiß", lautete die Antwort. „In jedem Fall will ich versuchen, mein Volk doch noch zu erreichen."
Alaska wollte weitere Fragen stellen, doch er wurde von den Puppen abgelenkt, die die Hütte jetzt erreicht hatten. Sie drangen mit primitiven Schlagwerkzeugen darauf ein und begannen sie zu zertrümmern. Dann warfen sie Fackeln auf den Boden. Sofort loderten Flammen hoch. Alaska sah zu, wie die Trümmer Feuer fingen. Der gesamte Platz, auf dem das Gebäude gestanden hatte, war jetzt hell beleuchtet. Alaska konnte die Puppen sehen.
Es waren menschenähnliche Gebilde, die kein Gesicht besaßen.
Als die Flammen zu erlöschen begannen, schien auch die Angriffslust der Puppen nachzulassen. Sie lösten sich in kleine Gruppen auf, die nacheinander ins Tal zurückkehrten.
Als er sich wieder Callibso zuwandte, hielt dieser eines seiner kleinen Instrumente in der Hand.
„Es tut mir leid, aber ich muß dich für einige Zeit bewegungsunfähig machen", sagte er zu dem Terraner.
Alaska wollte sich auf ihn stürzen, aber es war bereits zu spät.
Er spürte, daß er von innen heraus zu erstarren begann. Seine Beine knickten ein, er stürzte zu Boden. Bevor er das Bewußtsein verlor, sah er Callibso aufstehen und langsam talwärts gehen.
Als Alaska erwachte, war es heller Tag. Um ihn herum herrschte Stille. Callibso war nicht zu sehen, Puppen waren ebenfalls nicht in der Nähe. In der Stadt im Tal war es ruhig.
Alaskas Glieder waren schwer wie Blei, aber nachdem er sie einige Zeit bewegt und massiert hatte, konnte er sie wieder bewegen. Trotzdem stand er noch etwas unsicher auf den Beinen.
Dort, wo die Hütte gestanden hatte, befand sich nur noch ein großer Aschehaufen. Alaska untersuchte die gesamte Umgebung, aber er konnte nichts von
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