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0746 - Der Zeitlose

Titel: 0746 - Der Zeitlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aus seiner Krise, aber sobald er sie abgeschlossen hatte, tauchten die alten Probleme um so stärker wieder auf.
    Die Einsamkeit trieb den Terraner in die Stadt hinab.
    Er riskierte es, von den Puppen angegriffen zu werden.
    Doch diese Befürchtung war unbegründet. Im ersten Gebäude, in das Alaska eindrang, lagen ein paar Puppen reglos am Boden.
    Der Terraner war sicher, daß es überall in der Stadt genauso aussah. Mit dem endgültigen Verschwinden Callibsos hatte die Existenz der Puppen ihren Sinn verloren.
    Die Tage wurden kürzer, die Abende empfindlich kalt. Alaska baute einen Kamin in seine Hütte. Baumaterial stand ihm genügend zur Verfügung, die gesamte Stadt gehörte jetzt praktisch ihm.
    Er merkte, daß er sich geistig zu verändern begann.
    Er führte Selbstgespräche und ertappte sich dabei, daß er sinnlose Dinge verrichtete. Immer öfter hockte er sich auf eine umgestürzte Statue am Rande des Zeitbrunnens und starrte in die dunkle Öffnung.
    Als er eines Morgens erwachte und der erste Schnee des Jahres die gesamte Landschaft weiß gefärbt hatte, war Alaska sicher, daß er das Ende des Winters auf Derogwanien nicht mehr erleben würde.
    Wenn er den Verstand nicht völlig verlieren wollte, mußte er diese Welt verlassen.
    Der einzige Weg, der ihm offenstand, war der Zeitbrunnen.
    Zwanzig Milliarden Menschen konnten nicht einfach verschwinden, redete er sich ein. Sie würden zurückkehren. Alles würde sich als Irrtum herausstellen.
    So sprach er sich selbst Mut zu.
    Dann, als man überall dort, wo Menschen lebten und die Zeit in herkömmlicher Weise maßen, den Dezember des Jahres 3581 erreicht hatte, verließ der Transmittergeschädigte Alaska Saedelaere Derogwanien.
    Er benutzte den Zeitbrunnen, der unmittelbar nach dem Verschwinden des Terraners erlosch. Eine schneebedeckte Bodenfläche blieb zurück.
    Callibsos Über-Ich, das ab und zu zu den alten Plätzen zurückkehrte, um sich umzusehen, wunderte sich, daß es Alaska nicht mehr antraf.
    Eigentlich hatte es dem Terraner diesen entscheidenden Schritt nicht zugetraut. Vielleicht würde Alaska seine Entscheidung bereuen, wenn er feststellen mußte, daß die Vision den Tatsachen entsprach.
    Nachdem er Alaskas Verschwinden registriert hatte, gab es für Callibso keinen Grund mehr, nach Derogwanien zurückzukehren.
    Sein Über-Ich wanderte durch die Räume auf der Suche nach einer besseren neuen Heimat.
     
     
    ZUKUNFT
     
    Kalter Wind streicht über den Altiplano.
    Ein abgemagerter rostfarbener Hund schleicht durch die verlassenen Straßen von Tiahuanaco. Ab und zu hält er inne und hebt witternd den Kopf, als müsse er sich immer wieder von der unglaublichen Tatsache überzeugen, daß keine Menschen in der Nähe sind.
    Seit einiger Zeit hat der Hund Schwierigkeiten, Nahrung zu finden.
    Es ist nicht einfach für ihn, in die größtenteils verschlossenen Häuser einzudringen und die Vorräte ihrer Bewohner zu plündern.
    Früher oder später wird der Hund versuchen müssen, die nächste Stadt zu erreichen und dort nach Nahrung zu suchen.
    Für die Jagd ist er zu klein, außerdem gibt es hier oben auf dem Altiplano nicht viel Jagdbares.
    Über das Brausen des Windes hört der Hund plötzlich ein Geräusch, das er bereits fast vergessen hatte. Alte Instinkte erwachen in dem Tier. Mit zitternden Flanken bleibt es stehen und sieht sich um.
    Der Hund hört unregelmäßige Schritte.
    Seine Ohren bewegen sich aufmerksam.
    Auf einer Seitenstraße kommt eine hagere hochaufgeschossene Gestalt.
    Der Hund beginnt mit dem Schwanz zu wedeln.
    Der Fremde sieht die Hauptstraße hinauf und hinunter, als müsse er sich erst einmal orientieren. Er ist über und über mit Staub bedeckt.
    Erinnerungen überwältigen den Hund. Er wedelt mit dem Schwanz und windet sich hin und her.
    Es ist ein seltsames Bild: Ein Mann und ein Hund allein auf dieser verlassenen Straße von Tiahuanaco.
    Der Wind wird heftiger.
    Er wirbelt Staub auf und hüllt Mann und Hund in dunkelbraune Wolken.
    Die beiden Gestalten scheinen sich darin aufzulösen.
    Alles sieht ein bißchen unwirklich aus, und kein noch so scharfer Beobachter hätte mit Sicherheit behaupten können, überhaupt einen Mann und einen Hund gesehen zu haben ...
     
    ENDE
     

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