0746 - Der Zeitlose
ich habe einen Fehler gemacht, aber das geschah aus Unkenntnis."
„Niemand hält dich hier fest!" verwies ihn Callibso. „Du kannst jederzeit gehen."
„Ja - ins Nichts! Ich möchte jedoch zu meinem Volk zurück."
„Das gilt auch für mich."
Diese Äußerung ließ den Verdacht in Alaska aufsteigen, daß Callibso ihn absichtlich hier festhielt. Vielleicht wollte er sich auf diese Weise dafür rächen, daß der Transmitter-geschädigte die Ermordung des wirklichen Callibsos ermöglicht hatte.
Der Zwerg schien Alaskas Gedanken zu erraten.
„Du wirst nicht bestraft", erklärte er. „Ich bin jedoch gezwungen, weiterhin in Derogwanien zu leben. Deshalb möchte ich, daß du bei mir bleibst. Ich habe nur noch die Puppen unten in der Stadt."
Alaska erschauerte bei dem Gedanken, daß er für alle Zeiten an der Seite des Unheimlichen leben sollte. Vorher würde er das Risiko eingehen und durch den Zeitbrunnen fliehen. Dabei würde er in Kauf nehmen, daß er keinen von Menschen bewohnten Planeten erreichen konnte.
„Mein Ziel ist die Rückkehr zu meinem Volk!" erklärte er mit Nachdruck.
Callibso sah ihn nachdenklich an, dann erhob er sich und nickte ihm zu.
„Ich wollte dir eine Enttäuschung ersparen", sagte er. „Aber offensichtlich muß ich dir alles zeigen."
„Wovon sprichst du?"
„Von deiner Heimatwelt, nach der du dich so sehnst!" erwiderte der Zwerg. „Folge mir zum Zeitbrunnen, ich werde dir einen Blick dorthin gewähren, damit du weißt, was dich dort erwarten würde."
Alaska rührte sich nicht.
Er war mißtrauisch. Überzeugt, daß er durch eine gekonnte Vorstellung betrogen werden sollte, ließ er sich am Tisch mitten in der Hütte nieder.
„Du traust mir nicht!" stellte Callibso fest. „Dein Argwohn ist unbegründet. Ich verspreche dir, daß du die Wahrheit sehen wirst."
Alaska zögerte. Einerseits fürchtete er, daß Callibso ihm mit Hilfe seiner Ausrüstung alle möglichen Dinge vorgaukeln konnte, andererseits wartete er begierig darauf, Informationen über die Erde zu erhalten.
„Komm!" drängte Callibso. „Sieh dir an, was ich dir zu zeigen habe. Danach kannst du immer noch entscheiden, was du tun willst."
Dieses Angebot wirkte verführerisch auf Alaska, obwohl er natürlich nicht sicher sein konnte, ob es ernst gemeint war.
Vielleicht wäre es besser, zunächst einmal die Bereitschaft des Fremden zu prüfen, über alles zu sprechen.
„Ich habe eine Frage an dich", eröffnete er Callibso. „Kennst du das Geheimnis des Schwarmes?"
Die kleinen Augen sahen ihn listig an.
„Wie kommst du darauf?"
„Ein Cyno namens Schmitt hat mir den Anzug der Vernichtung übergeben. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, erkenne ich, daß er es mit dem Ziel tat, den Anzug wieder in deinen Besitz gelangen zu lassen. Das kann nur bedeuten, daß dieser Cyno von deiner Existenz wußte." Alaska holte Atem. „Eine Million Jahre lang wurde der Schwarm von den Karduuhls beherrscht und mißbraucht, dann eroberten die Cynos ihn mit unserer Hilfe zurück und führten ihn seiner eigentlichen Bestimmung zu."
„Seiner Bestimmung?"
„Ja, diese Zusammenballung von Sternen und Planeten wandert durch das Universum und bringt Intelligenz zu den verschiedenen Völkern. Die Karduuhls hatten den Schwarm umfunktioniert, so daß er Verdummung verbreitete."
„Es stimmt!" sagte Callibso kaum hörbar. „Mein Volk ist identisch mit den Erbauern des Schwarmes."
Die beiden ungleichen Wesen sahen sich an.
„Das bedeutet, daß du eine Million Jahre alt bist", brachte Alaska schließlich hervor.
Callibso schüttelte den Kopf.
„Ich bin weder alt noch jung - sondern einfach zeitlos. Das begreifst du nicht, aber du mußt mir glauben."
Alaska fragte: „Warum habt ihr den Schwarm gebaut? Warum lag euch so viel daran, Intelligenz in alle Gebiete des Universums zu tragen?"
„Intelligenz bedeutet Bewußtsein", gab Callibso zurück.
„Ohne Bewußtsein gibt es kein Leben. Deshalb mußten wir es tun."
Deshalb mußten wir es tun! wiederholte Alaska ungläubig.
Das bedeutete, daß Callibsos Volk nicht aus eigenem Antrieb gehandelt hatte. Irgendeine unvorstellbare Macht, die über Millionen Jahre hinweg vorausplante, hatte alles eingeleitet. Sie hatte dafür gesorgt, daß die Intelligenz im Universum verbreitet wurde.
Wo stand - im Vergleich zu einer solchen Macht - eigentlich der Mensch?
„Als unsere Evolution fortschritt und wir das Geheimnis der Zeit begriffen", fuhr Callibso fort, „übertrugen wir unsere
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