0749 - Drei Schöne für die Hölle
mitbekommen.
Sheila benötigte ebenfalls einen Drink. Sie goß den Cognac in die beiden Schwenker und drückte Jolanda einen zwischen die zitternden Finger. »Trink erst mal, dann reden wir weiter.«
»Danke.« Die Mode-Designerin schluckte den Drink, als wäre es Wasser. Danach bekam ihr Gesicht sehr schnell wieder Farbe, und sie mußte sich räuspern.
»Bevor du etwas sagst, Jolanda, möchte ich noch kurz telefonieren.«
»Mit wem denn?« Sie schlug gegen ihre Lippen. »Sorry, so unhöflich wollte ich nicht sein.«
»Ist schon gut. Mit meinem Mann.«
»Okay.« Jolanda überlegte. Als Sheila schon den Hörer angehoben hatte, fragte sie: »Willst du ihm alles erzählen?«
Sie wich einer direkten Antwort aus. »Ich möchte sehr gern, daß er herkommt.«
»Das wird wohl am besten sein.«
Sheila drückte den Hörer ans Ohr. Ihre Hand befand sich schon auf dem Weg zur Tastatur, doch der Finger erreichte keine der Zahlen. Sie erstarrte mitten in der Bewegung, denn sie würde niemanden erreichen.
Die Leitung war tot…
***
Sheila legte den Hörer wieder auf. Dabei versuchte sie, das drückende Gefühl in ihrem Magen zu ignorieren, obwohl ihr dies kaum gelang. Sie zitterte leicht und drehte sich mit einer schwerfälligen Bewegung zu der Freundin um.
Diese stand starr wie eine Salzsäule an dem großen Schneidetisch gelehnt und schien etwas zu ahnen. »K… keine Verbindung, Sheila?«
»So ist es. Die Leitung ist tot…« Beim letzten Wort kippte ihre Stimme ab.
»Nein, das ist… ich habe doch…« Jolanda schluckte. »Meine Güte, ich habe doch noch telefoniert. Es ist nicht lange her. Da sprach ich mit einem Stofflieferanten aus Manchester. Das kann ich einfach nicht glauben.«
»Leider ist es eine Tatsache.«
Jolanda schloß die Augen, während sie sprach. »Sie… die andere Kraft, Sheila. Es muß einfach die andere Kraft gewesen sein, die ich auch gehört habe.«
»Ja, das stimmt.«
»Und jetzt?« Plötzlich zitterte sie und fuhr herum. Die Hände zu Fäusten geballt, stand sie da. Röte schoß wie Feuer in ihr Gesicht. »Himmel, was machen wir denn jetzt?«
Sheila wollte ihr keine negative Antwort geben und schwächte ihre Worte deshalb ab. »Ich kann es dir nicht sagen, nicht genau jedenfalls. Bei mir ist alles anders, glaub es mir. Ich… ich habe da wohl an eine Möglichkeit gedacht.«
»Welche denn?«
»Wir sollten von hier so schnell wie möglich verschwinden.«
Jolanda überlegte. Einige Male hob sie die Schultern, nickte auch und sagte laut und deutlich:
»Nein, Sheila, das geht nicht. Das… das geht auf keinen Fall.«
»Warum nicht?«
»Weil sie heute hier eintreffen.«
Sheila war im Moment nicht richtig dabei. »Wer sollte denn zu uns kommen?«
»Die drei Mädchen, die Models. Freya Kiss, Margot Tander und Katie Clapton.«
Sheila atmete tief durch. Auf einmal lag wieder ein dünner Schweißfilm auf ihrer Stirn. »Himmel, daran habe ich nicht gedacht«, flüsterte sie. »Das ist ja fatal.«
»Stimmt.«
»Kannst du sie denn nicht erreichen? Die Mädchen werden doch Telefon haben.«
»Einzeln für sich schon.«
»Aber…«
»Sie sind unterwegs, Sheila. Sie sind auf dem Weg hierher. Es ist unmöglich, aber es wird uns nicht mehr gelingen, sie zu warnen.«
Daran hatte Sheila Conolly nicht gedacht. Etwas in ihrem Körper krampfte sich zusammen. Sie suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, die drei Models von diesem Haus wegzuhalten, es fiel ihr nichts ein. Sie mußten in diesen sauren Apfel beißen.
»Aber du kannst jetzt gehen, Sheila. Bitte, du darfst nicht mehr länger hierbleiben. Ich habe dich in diese verfluchte Lage hineingebracht. Ich fühle mich dir gegenüber schuldig. Du solltest gehen und mich hier zurücklassen. Ich finde schon eine Möglichkeit, um dem Grauen zu entwischen.«
Sheila schüttelte den Kopf. »Ich glaube, bei dir sind einige Tassen verrutscht.«
»Nein, ich meine es ernst.«
»Ich auch.«
»Du willst also bleiben?«
»Ja!«
»Und was wird passieren, wenn die Models hier erscheinen? Wie willst du ihnen alles erklären?«
»Das wird sich ergeben, wenn sie hier sind.«
»Ich kann ihnen ein Ausfallhonorar zahlen«, murmelte Jolanda, und Sheila war froh darüber, daß die Freundin wieder so praktisch dachte. Da schien sie den großen Schrecken überwunden zu haben, und sie fing wieder an, rational zu denken.
»Die Idee ist gut.«
»So etwas kommt bei uns vor.« Ihre Hand strich über ein Stück Stoff, als wollte sie es bügeln. »Das geht
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