0749 - Drei Schöne für die Hölle
nicht«, meinte Margot. »Vorausgesetzt, ich habe den richtigen Partner.«
»Einen Farmer, wie? Oder einen Knaben, der den grünen Daumen hat. Da kannst du deinen Job aber an den Nagel hängen.«
»Nicht unbedingt. Ich könnte mir schon vorstellen, zwischen den Terminen hier zu leben. Das ist doch wunderbar. Keine Hetze, keine überdrehten Typen, keine irren Fotografen, keine…«
»Dafür Langeweile.«
»Das kommt immer auf einen selbst an, liebe Freya.«
»Richtig.« Sie schaute aus dem Fenster. »Für mich wäre das nichts.« Die Umgebung hatte sich nicht verändert. Noch immer gab es kaum Lücken zwischen den Bäumen. Freyas Phantasie ging wieder auf Reisen. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, daß dieser Wald alles mögliche verbarg. Daß sich zwischen den Büschen all die Wesen versteckten, die sonst nur in Märchen vorkamen.
Sie dachte an Trolle und Hexen, an Elfen, aber auch an gefährliche Tiere mit einem schon monsterhaften Aussehen, die plötzlich erschienen und Menschen fressen wollten.
Kalt strömte es über ihren Rücken. Schon jetzt wußte Freya, daß sie sich am Ziel nicht wohl fühlen würde. So schön oder toll das Haus auch sein oder liegen mochte, es paßte nicht in ihr Weltbild des Londoner Glitzerlebens hinein. Sie war ein Kind der Großstadt, sie würde es immer bleiben, und sie dachte schon darüber nach, ob sie einen nächsten Termin in dieser Einsamkeit überhaupt wahrnehmen wollte.
Auf einmal wurde alles anders.
Allerdings nicht so, wie es sich die drei Mädchen vorgestellt hatten. Es verließ kein Monstrum den Wald, es stand auch kein Wagen quer, es waren auch keine wild aussehenden Männer da, die versucht hätten, die Mädchen zu verschleppen, es passierte ganz profaner und irgendwie auch völlig natürlich.
Der Motor tat es nicht mehr.
Er fing an zu tuckern.
»Scheiße«, sagte Katie ganz undamenhaft, als sie nach einigen Sekunden darauf aufmerksam wurde und der Golf auch langsamer fuhr.
Neben ihr stöhnte Margot auf. »Das hat uns noch gefehlt.«
Noch fuhr der Golf.
Aber er rollte nur.
Der Motor hatte seinen Geist längst aufgegeben. Der Wagen nahm die letzten Yards, ein leichter Ruck, dann stand er.
»Das darf nicht wahr sein!« stöhnte Freya Kiss und bekam einen kalten Schauder.
Katie versuchte es.
Sie drehte am Zündschlüssel, mehrmals. Es tat sich nichts. Dann versuchte sie es mit Worten, wobei sich Beschwörungen und Bitten abwechselten, auch das half nichts.
Es war vorbei.
Sie drehte den Kopf.
»Und was machen wir jetzt?« fragte Freya mit leicht zitternder Stimme. Sie hockte auf der Rückbank und wagte kaum, sich zu rühren.
»Ganz einfach. Wir steigen aus und gehen den Rest des Weges zu Fuß. Es sind höchstens noch zwei Meilen.«
»Ach wie schön ist doch das Landleben«, stöhnte Margot Tander und öffnete die Tür…
***
Die drei Models standen neben dem Wagen, ohne sich zu rühren. Sie hatten sich so viel vorgenommen, sie hatten ihr leichtes Gepäck holen wollen, aber keine von ihnen machte den Anfang, die weichen Reisetaschen in die Hände zu nehmen. Sie hatten nicht einmal die Klappe des Kofferraums geöffnet, sie standen nur da, ohne sich anzusehen und schauten in die Ferne.
Verändert hatte sich nichts. Sie umgab die reine Natur. Der Wald war ja nicht tot. Erst jetzt stellten die großstadtverwöhnten Girls fest, daß die Natur nicht tot war, denn versteckt im dichten Buschwerk oder im frischen Grün der Bäume hatten Vögel ihren Platz gefunden, die sich mit Zirpen oder spitzen Schreien bemerkbar machten.
Es war eine wunderschöne Welt, für die keine der Models einen Blick hatte.
Der Wagen stand neben ihnen, als wäre er ein ausgestoßener Gegenstand und kurzerhand geächtet worden. Die Natur akzeptierte ihn nicht, sie hatte dafür gesorgt, daß er sie nicht mehr durch Abgase ärgern konnte.
Es waren vielleicht zwei oder drei Minuten vergangen, als sich wieder etwas veränderte, das von den Models zunächst nicht wahrgenommen wurde. Erst Katie fiel etwas auf. Sie strich ihren Pony zurück, drehte sich auf der Stelle und schaute zum Waldrand, der für sie eine Leinwand aus Licht und Dunkelheit bildete, wobei sich beides verteilte wie ein Puzzle. »Da ist etwas anders geworden.«
Sie bekam keine Antwort. »He, hört ihr nicht?«
»Was ist denn?« fragte Freya.
»Mein Gott, hört ihr denn nicht?«
»Was denn?«
»Daß es nichts mehr zu hören gibt.«
Es war eine sehr ungewöhnliche Antwort, mit der die beiden erst einmal
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