0749 - Drei Schöne für die Hölle
werden wir durch eine waldreiche Region fahren…«
»Das Haus soll ja versteckt liegen«, sagte Freya. Sie räkelte sich so gut wie möglich auf dem Rücksitz, hatte sich schräg gesetzt und ihre langen Beine auf den Sitz gelegt. Die Models sahen nicht wie solche aus. Sie trugen ihre private Kleidung, und da waren sie am besten bedient mit Jeans, Sweatshirts und leichten Jacken. Auch waren sie ungeschminkt und nicht einmal auffallend hübsch. Das würde sich erst beim Schminken ändern, da waren die Mädchen dann kaum wiederzuerkennen.
»Öffentlich ist die Schau ja nicht - oder?«
»Nein, Freya«, sagte Katie. »Mehr ein Versuch für Jolanda. Sie will sehen, wie ihre neuen Kreationen am Körper wirken. Erst dann entscheidet sie sich, ob sie eine große, Schau durchziehen wird oder nicht. Bisher hat sie noch immer die Schau gemacht.«
Freya Kiss nickte. »Du mußt es ja wissen«, sagte sie. Es war nicht einmal spöttisch gemeint, denn als einzige der drei Models arbeitete sie erst zum zweitenmal mit Jolanda zusammen.
Sie schaute aus dem Fenster. Sonne und Schatten wechselten einander in schneller Reihenfolge ab, und sie waren wie flirrende Punkte, die durch die Scheibe in den Wagen hineinhuschten und ein rasch vorbeiziehendes Fleckenmuster auf das Gesicht des Models warf, weil nur ein Teil des Sonnenlichts von dem noch ziemlich lichten Grün der Bäume gefiltert wurde.
»Gleich kommt die Kreuzung«, sagte Margot.
»Okay.« Katie ging vom Gas. Die Straße war wie ein graues Band. Sie beschrieben einen Bogen, dessen Ende in die Kreuzung einlief. Als sie hielten, donnerte an ihnen ein Truck vorbei, und die drei Mädchen bekamen einen Schreck.
»Hoch lebe die Zivilisation!« rief Freya.
»Lieber nicht«, murmelte Margot.
»Wohin noch?« fragte die Fahrerin.
»Nach rechts.«
»Okay.«
Vom Rücksitz gab auch Freya ihren Kommentar. Sie hatte sich schon umgeschaut. »Ab in den Urwald.«
»Wieso?«
»Schau mal nach vorn Margot.«
Nicht daß sich Margot erschreckt hätte, aber sie wurde still, denn die Gegend hatte ein anderes Gesicht bekommen. Der Wald wuchs vor ihnen hoch wie ein mächtiges grünes Etwas aus unterschiedlich hohen Bäumen und wirkte so undurchdringlich wie unheimlich, denn das Sonnenlicht erreichte den Boden nur in hellen Flecken.
Sie stießen hinein.
Die Straße teilte den Wald, und er selbst bildete einen düsteren Tunnel. Die drei Models schwiegen plötzlich. Sie hatten sich nicht abgesprochen, aber jeder von ihnen fiel auf, wie sehr sich die Umgebung doch auf die Gefühle der Menschen niederlegen konnte. Es war nichts mehr von der Freiheit zu spüren, Katie, Margot und Freya wirkten bedrückt, und auch ihre Haltungen hatten sich verändert, sie waren gespannter. Jede von ihnen war auf der Hut.
»Eine seltsame Gegend«, murmelte Katie Clapton.
Ihre Kolleginnen gaben keine Antwort.
Katie fuhr weiter.
Längst nicht mehr so zügig. Sie war von den Schatten leicht irritiert worden, die sich immer wieder mit den hellen Sonnenflecken auf dem Boden ablösten. Dieses Spiel beschränkte sich nicht allein auf die Straße, auch zu deren Seiten, wo das Unterholz einen dichten Ring aus Gestrüpp bildete, tauchten die Flecken wie kleine Inseln auf, die dann von der Düsternis des Bodens verschluckt wurden.
Ihnen war kalt geworden.
Nicht daß sie körperlich froren, diese Kälte kam mehr von innen und hatte mit der Seele zu tun.
Bäume mit mächtigen Kronen verwandelten sich über ihnen in schwebende Ungeheuer, die zum Glück an ihren Plätzen blieben und sich nicht nach unten senkten.
»Wie lange müssen wir denn noch fahren?« flüsterte Freya vom Rücksitz her.
Margot Tander hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
»Schau doch mal nach.«
»Hast du Angst?«
»Nicht direkt.«
»Aber?«
»Unheimlich ist mir schon. Stell dir mal vor, da steht plötzlich ein Wagen quer und zwingt uns zu einem Stopp. Wenn wir dann angehalten haben, strömen aus dem Gebüsch bewaffnete Männer, die uns in den Wald zerren und über uns herfallen…«
»Hör auf, Freya!« schimpfte Katie. »So machst du dich nicht nur selbst verrückt, sondern auch uns beide.«
»Ich habe eben eine andere Phantasie.«
»Behalte sie für dich.«
Freya konnte ihren Mund nicht geschlossen halten. Sie mußte einfach reden und wechselte das Thema. »Stellt euch mal vor, ihr müßtet hier am Ende der Welt leben. Na, wäre das was? Wieviel müßte man euch zahlen, damit ihr euch in dieser Einsamkeit versteckt?«
»So übel wäre es
Weitere Kostenlose Bücher