0749 - Drei Schöne für die Hölle
aus dem Augenloch rann eine dicke Flüssigkeit hervor, die dermaßen zuckte, als bestünde sie aus einem Strom von Würmern und Maden.
Eine gewaltige Kraft riß sie in die Höhe.
Wir beide rechneten damit, daß sie in der Luft zerfetzt wurde, und wir irrten uns.
Sie kippte nach hinten, lag waagerecht in der Luft und bekam einen gewaltigen Schub, der sie auf das alte Haus zurasen ließ.
Und genau auf das große Fenster, hinter dessen Scheibe sich schwacher Lichtschein abzeichnete.
Sie hielt auch nicht an. Suko und ich, die wir ihren Flug verfolgten, hatten den Eindruck, daß sie noch an Geschwindigkeit gewann.
Eingehüllt in ein silbriggrünes Leuchten durchbrach sie das Fenster mit einem wahren Donnergetöse. Die unzähligen Scherben wirbelten noch durch die Luft, als wir uns bereits auf den Weg machten und ebenfalls auf das Fenster zustürmten.
***
Es ist wie im Kino, dachte Sheila, wo im letzten Augenblick noch etwas passiert und der Retter kommt.
In diesem Fall war es kein Retter, sondern die Geisterfrau, deren Körper mit einer immensen Wucht die Scheibe zertrümmert hatte und auf den Boden knallte. Sie schaffte es noch, zwei der Models von den Beinen zu reißen, aber auch das dritte Teufelsmädchen war irritiert, ebenso wie Jolanda Norman, denn Sheila spürte den Druck der Waffe plötzlich nicht mehr.
Sie tauchte zur Seite, wirbelte herum und hämmerte ihre Handkante auf das rechte Gelenk der ehemaligen Freundin. Jolanda brach in die Knie, sie wimmerte. Die Beretta war ihr aus der Hand gerutscht und lag am Boden. Nie zuvor hatte Sheila so rasch eine Pistole an sich gerissen. Mit ihr in der Hand lief sie auf die letzte zu, es war Katie, und schlug sie nieder.
Neben der Geisterfrau fand sie sich wieder. Sie wollte schießen, aber sie sah das Kreuz.
Nein! jubelte es in ihr. Dann wieder Ja! Er ist da. John ist gekommen, es war sein Kreuz.
Sheila wirbelte herum.
Bill lag jetzt vor ihr. Seine Augenlider flatterten, er würde wieder zu sich kommen. Sheila war es jetzt wichtig, die Frauen in Schach zu halten.
Die aber taten nichts mehr, denn sie konnten nur zuschauen, wie ihre große Hoffnung zusammensackte. Das heißt, noch einmal richtete sich Lady Diane Bancroft auf. Sie hatte es sogar geschafft, die Krone aufzusetzen, jedoch schief, und es sah aus, als würde sie jeden Moment zur Seite wegkippen.
Der Strom aus Maden und Würmern kroch noch immer aus dem leeren Auge. Er vereinigte sich mit denjenigen, die in der Gesichtsfalte umherkrochen und die alte Haut, die eigentlich keine mehr war, zerbissen. Lady Bancroft wurde aus ihrer Doppelexistenz herausgerissen und von der Macht des Kreuzes ins Nichts katapultiert.
Einen Augenblick später löste sich die Gestalt mit einem gewaltigen Zischen auf.
Schatten irrten durch den Raum wie dunkle Tücher, doch auch sie waren sehr bald verschwunden.
Sheila Conolly aber sank über ihrem Mann zusammen…
***
So fanden Suko und ich die beiden vor, zusammen mit den vier Frauen, von denen keine gestorben war. Nur Jolanda hockte am Boden, hielt ihre Hand und weinte.
Katie Clapton blutete am Kinn und an der Lippe. Der Schlag mit der Beretta hatte ihre Haut aufgerissen. Der Totenschädel auf ihrem Stock war ebenfalls zersprungen. Seine Teile lagen am Boden und deuteten an, daß die Macht der Hölle wieder einmal gebrochen worden war.
Von der Geisterfrau war nichts zurückgeblieben. Suko, der seine Runde durch das Atelier gemacht hatte, konnte nur die Schultern heben.
Sheila lachte und weinte zugleich, während sie den Kopf ihres Mannes mit beiden Händen festhielt.
Auch ich lächelte. »Scheint, daß wir endlich mal wieder richtig gewonnen haben, Alter.«
Suko nickte mir zu. »Das scheint nicht nur so, das entspricht auch den Tatsachen.«
Was will man mehr, Freunde…?
ENDE des Zweiteilers
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