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075 - Der Spinnenküsser

075 - Der Spinnenküsser

Titel: 075 - Der Spinnenküsser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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gehört. Sie hatte ihn nicht nach Kreta begleitet, sondern hatte nach ihrem Kind gesehen. Dann hatte sie nach London zurückkehren wollen, es aber für eine gute Idee gehalten, dem Kongreß einen Besuch abzustatten. Möglicherweise erfuhr sie einiges, was für sie und den Dämonenkiller nützlich sein konnte. Es war immer gut, zu wissen, was der Feind vorhatte; und hier hatte sie Gelegenheit, es gefahrlos zu erfahren.
    Im Augenblick wurde sie von den Dämonen ignoriert; die meisten wußten auch gar nicht, wer sie war; doch das würde sich bald ändern.
    Beatriz da Costa gehörte einer unbedeutenden Sippe an, die keine wesentliche Rolle innerhalb der Schwarzen Familie spielte. Über die Familie Abadie war Coco nur sehr wenig bekannt. Es waren Dämonen, die sich ziemlich im Hintergrund hielten, trotzdem aber nur wenig beliebt waren.
    Coco musterte Harry Gottlieb. Der junge Deutsche gefiel ihr. Sie mochte seine offene, freundliche Art. Ich werde ihn im Auge behalten, dachte sie. Das Verhalten von Beatriz kam ihr sehr verdächtig vor.
    Ein riesiger Mulatte, dem vier Neger folgten, betrat die Halle. Er war an die zwei Meter groß, schlank und sehnig und trug einen schneeweißen Umhang und eine weiße Kappe. Seine Haut war dunkel, das Haar fast kahl geschoren.
    Er blieb stehen und hob beide Hände.
    „Guten Abend, meine Damen und Herren!" sagte der Mulatte mit dröhnender Stimme. „Mein Name ist Guulf de Sylvain. Ich heiße Sie herzlichst willkommen und wünsche Ihnen anregende Tage auf Haiti!"
    Guulf de Sylvain war der Organisator des Kongresses. Außerdem war er einer der obersten Priester des Voodoo-Kults, den seine Anhänger Papaloa Boumba nannten.
    Nach der Zollkontrolle, die gewissenhaft durchgeführt wurde, strömten die Kongreßmitglieder auf die wartenden Autobusse zu, die sie in ihre Hotels bringen sollten. Autobusse war nicht der richtige Ausdruck für die seltsamen Gefährte, die sie abholten. Es waren uralte, mit Holzbänken versehene Lastwagen, die bunt bemalt waren.
    Harry Gottlieb wich nicht von Cocos Seite, während ihnen Beatriz da Costa und Barrabas Abadie folgten. Sie stiegen in den Lastwagen und setzten sich. Dann ging es los.
    Der Fahrer des Lastwagens wollte anscheinend einen neuen Rekord für die Strecke vom Flughafen zum Hotel aufstellen.
    „Ich glaubte, daß wir sofort in das alte Fort gebracht werden, wo der Kongreß stattfindet", sagte Harry.
    Er hielt sich an einer Stange fest, als der Lastwagen quietschend in eine Kurve ging.
    „Da haben Sie sich geirrt", warf Beatriz ein, die neben ihm saß. „Wir übersiedeln erst morgen ins Fort."
    Coco saß mit Barrabas Abadie hinter den beiden. Abadie starrte geradeaus. Seine dürren Finger umklammerten krampfhaft einen schwarzen Aktenkoffer. Er schluckte immer wieder und strich sich mit der Zunge über die Lippen. Coco beobachtete ihn verstohlen.
    „Was ist mit Ihnen los, Abadie?" erkundigte sich Coco.
    „Weshalb interessieren Sie sich für mich?" fragte Abadie mißtrauisch.
    Coco hob lächelnd die Schultern.
    „Aus keinem bestimmten Grund", antwortete sie. „Mir fällt nur auf, daß Sie nervös sind und Angst haben. Wovor fürchten Sie sich?"
    „Ich fürchte mich vor nichts", flüsterte Abadie. „Ich mache mir Sorgen um..." Er brach ab und preßte die Lippen zusammen. „Das geht Sie nichts an", sagte er nach einigen Sekunden. Seine Stimme wurde zischend: „Kümmern Sie sich nicht um mich! Sie sind eine Außenseiterin. Sie gehören nicht mehr zu uns. Es ist ein Affront, daß Sie..."
    „Sprechen Sie weiter, Abadie!" sagte Coco sanft.
    Der Alte blickte sie flüchtig an.
    „Ich habe es nicht so gemeint", sagte er rasch. „Ich habe nichts gegen Sie. Ich kümmere mich kaum um die Angelegenheiten der Familie."
    Coco nickte. „Weshalb nehmen Sie am Kongreß teil?"
    „Es geht um meinen Sohn. Er ist...“ Abadie schüttelte den Kopf. „Darüber darf ich nicht sprechen. Lassen Sie mich in Ruhe!"
    „Wie Sie wollen", meinte Coco.
    Sie blickte sich um. Es war dunkel. Die Straßen waren voll mit lärmenden, vergnügten Menschen. Der Lastwagen blieb vor einem alten Hotel stehen, das wie ein zur Wirklichkeit erwachter Alptraum aussah. Es war ein zweistöckiger, langgezogener Bau, der unzählige in den verschiedensten Stilrichtungen gehaltene Balkone, Säulen, Türmchen und Figuren aufwies. Das Innere war nicht anders.
    Das Hotel wirkte altmodisch; viel Samt, viele schwere Brokatvorhänge und einige haitianische Antiquitäten, die Möbel alt und

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