075 - Die Schöne und der Höllenwolf
Busen. Sie atmete mit offenem Mund, war so erledigt, daß sie kein Wort herausbrachte.
Jetzt hatte es ihr Mörder nicht mehr eilig. Langsam kam er auf sie zu. Als sie endlich reden konnte, fragte sie ächzend: »Warum verfolgen Sie mich? Was wollen Sie von mir?«
»Ist das so schwer zu erraten?«
»Wenn Sie… Wenn Sie mich anfassen, schreie ich um Hilfe!«
»Schrei nur. Niemand wird dich hier hören.«
Norma Bond wich zitternd zurück. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. »Bitte… Bitte tun Sie mir nichts. Ich flehe Sie an, lassen Sie mich gehen.«
»Später. Erst möchte ich, daß du nett zu mir bist.«
»Das… das kann ich nicht. Ich bin nicht so ein Mädchen.«
»Jede ist so ein Mädchen . Du mußt nur wollen.« Der Mörder ging auf sie zu.
»Bitte… Bitte…«, bettelte Norma, doch es nützte ihr nichts.
Der Mann fiel über sie her. Sie wehrte sich verzweifelt, schrie auch, doch er rang sie nieder, hielt ihr den Mund zu und tat ihr Gewalt an. Aber das reichte ihm noch nicht. Er mußte sie hinterher auch noch erwürgen.
Und Xarr machte es zu seiner Tat.
Ein unbeschreibliches Gefühl durchpulste ihn danach.
Grinsend wandte er sich von Normas Grab ab, und sein kalt glitzernder Blick wanderte dorthin, wo das Mädchen wohnte, das auf ihn wartete.
Jetzt wollte er einen echten Mord verüben.
***
»Wie soll man in einer Millionenstadt wie London einen schwarzen Druiden finden?« fragte Cruv seufzend.
»Vielleicht kann uns der Weiße Kreis helfen«, sagte Roxane.
»Gute Idee«, sagte ich und war schon zum Telefon unterwegs.
Die Mitglieder des »Weißen Kreises« waren unsere Freunde. Im Keller ihres Hauses befand sich Yuums Auge. Wenn es in der Stadt oder sonstwo schwarze Aktivitäten gab, machte das Auge sie darauf aufmerksam.
Kam es gleichzeitig zu mehreren schwarzen Umtrieben, dann wählte das Auge selbständig jenes Geschehen aus, welches von unseren Freunden am schnellsten zu erreichen war.
Meine Finger flogen über die Tasten, und dann wartete ich, den Hörer ans Ohr gepreßt.
Am anderen Ende meldete sich Daryl Crenna alias Pakka-dee, der Gründer des »Weißen Kreises«, ein Mann aus der Welt des Guten. Er freute sich über meinen Anruf, wollte wissen, wie es mir gehe.
»Mittelprächtig. Ist bei euch alles in Ordnung?« fragte ich zurück.
»Yuums Auge macht uns auf Hexenumtriebe aufmerksam«, sagte Pakka-dee.
»Ich hab's befürchtet«, knurrte ich.
»Was meinst du damit, Tony?«
»Das Auge zeigt die Hexen-Aktivität - sonst nichts.«
Daryl Crenna lachte. »Das reicht, mein Lieber.« Er sagte, Fystanat, Tharpex und Anthony Ballard, der Hexenhenker und mein Ahnherr, wären losgezogen, um gegen das Hexenunwesen anzutreten. Er selbst hätte auch die Absicht, sich an diesem Kampf zu beteiligen. »Es sei denn, du brauchst meine Hilfe«, schränkte er ein.
»Ich hätte deine Hilfe schon gebraucht«, erwiderte ich. »Beziehungsweise die von Yuums Auge.« Ich erzählte ihm, was wir von Tuvvana erfahren hatten.
Einen schwarzen Druiden hatte das Auge des Weisen aus der Unendlichkeit jedoch nicht gezeigt. Es konzentrierte sich nach wie vor auf die Hexen-Aktivität.
Das bedeutete, daß wir diese Hoffnung begraben konnten.
»Alles Gute für das, was du vorhast, Daryl«, sagte ich. »Kommt ihr allein zurecht?«
»Zu viert müßten wir das Problem aus der Welt schaffen können«, sagte der Mann aus der Welt des Guten. »Laß bald wieder von dir hören.«
»Mach ich«, sagte ich und legte auf.
Um meine kleinen grauen Gehirnzellen anzuregen, lutschte ich ein Lakritzebonbon. Die berühmten Detektive der Weltliteratur zünden sich in solchen Situationen immer eine Zigarette an. Ich aber ließ mich in keine Schablone pressen, rauchte nicht und trank Pernod statt Whisky.
Nichts ist zermürbender, als ohnmächtig zu sein. Und das waren wir. Ohnmächtig, etwas gegen Xarr, den Wolfsmann, unternehmen zu können.
Cruv lieferte noch einen kleinen Nachtrag zur Person des schwarzen Druiden. »Er steht sehr gut mit Höllenfaust, dem Anführer der Grausamen 5.«
»Du meinst, wer gegen ihn vorgeht, könnte sich eventuell den Zorn der mächtigen Magier-Dämonen zuziehen«, sagte Roxane.
»Diese Gefahr besteht«, gab der Gnom zu.
»Verdammt, wenn ich eine Chance hätte, ihn anzugreifen, würde ich es dennoch bedenkenlos tun«, sagte ich grimmig. Plötzlich kam mir eine Idee. Ich schnippte mit dem Finger, und alle schauten mich aufmerksam an. »Was ist mit dem
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