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075 - Die Schöne und der Höllenwolf

075 - Die Schöne und der Höllenwolf

Titel: 075 - Die Schöne und der Höllenwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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einen Mann namens Rod Ewart.
    Er war in einer Bar am Soho Square gewesen und hatte ihre Adresse bekommen. Der Keeper hatte ihr gesagt, Ewart würde nicht übel aussehen, fremd in der Stadt und gut bei Kasse sein. Mit solchen Männern hatte Sharon immer gern zu tun.
    Sie hatte sich für diesen Job ein Limit gesetzt. Mit dreißig wollte sie damit aufhören. Bis dahin mußte sie so viel Geld auf der hohen Kante haben, um sich aus dem aktiven »Berufsleben« zurückziehen zu können.
    Sie würde England verlassen und vielleicht nach Australien gehen. Das war ein großes Land, in dessen Anonymität sie sich verlieren konnte.
    Sie würde dort ein ganz neues Leben anfangen. Mit dreißig war man dafür noch nicht zu alt. Und kein Mensch würde wissen, was sie vorher gemacht hatte.
    Mit ihrem Geld würde sie sich Achtung und Ansehen verschaffen, vielleicht eine Schaffarm kaufen und einen kräftigen, gesunden Mann heiraten. Einen echten Naturburschen mit einem Gesicht, dessen Haut von Wind und Wetter gegerbt war, der keine Fragen stellte und den sie mit dem, was sie ihm gab, glücklich machte.
    Sie lächelte immer verträumt, wenn sie an ihre Zukunft dachte. Neun Jahre trennten sie nur noch davon. In neun Jahren würde sie eine völlig andere Frau werden. Doch niemand würde die Verwandlung mitbekommen.
    Sie zog an der Zigarette und nahm einen Schluck vom Drink. Der Rauch, der aus ihrer Nase sickerte, füllte das Glas mit kleinen, wirbelnden Wölkchen.
    Sie blickte auf die Wanduhr aus getriebenem Kupfer und schätzte die Fahrtzeit vom Soho Square bis hierher ab. Rod Ewart würde mit dem, was er für sein gutes Geld geboten bekam, zufrieden sein. Bei Sharon ging es nicht einfach nur nüchtern zur Sache. Sie verstand es, dem Ganzen auch einen entsprechenden Rahmen zu geben. Keiner der Männer sollte das Gefühl haben, daß er hier etwas tat, wofür er sich schämen mußte.
    Blitzschnell verstand es Sharon auch, herauszufinden, was bei ihren Freiern ankam. Sie stellte für jeden ein maßgeschneidertes Programm zusammen, damit es eine einmalige, unvergeßliche Nacht wurde.
    Essen, Trinken, die richtig ausgewählte Musik… Das gehörte Sharons Ansicht nach alles dazu. Wer den primitiven Blitzangriff bevorzugte, war bei ihr an der falschen Adresse. Bei ihr mußte die Atmosphäre stimmen, bevor sie mit einem Mann ins Bett ging.
    Es läutete.
    Sharon drückte die Zigarette in den Aschenbecher und stellte ihr Glas weg. Da der erste Eindruck entscheidend ist, warf sie noch schnell einen prüfenden Blick in den goldgerahmten Wandspiegel.
    Sie war mit ihrem Aussehen zufrieden. Rod Ewart würde es auch sein. Sie knipste ein freundliches Lächeln an und begab sich in die Diele.
    Schwungvoll öffnete sie die Tür, aber im nächsten Moment fiel ihr Lächeln hilflos in sich zusammen, denn vor ihr stand jemand, der auf keinen Fall Ewart war.
    Ewart war ihr fremd. Diesen Mann aber kannte sie. Er war schlaksig und blond. Sein Gesicht war von Sommersprossen bedeckt. Er war so alt wie sie. Als Kind war Sharon mächtig verknallt in ihn gewesen. Er hatte im Nachbarhaus gewohnt, und sie hatten sich die glühendsten Liebesbriefe geschrieben. Daß die Briefe vor Fehler gestrotzt hatten, hatte sie nicht gestört.
    »John«, sagte Sharon Griffith überrascht. »John Taylor.«
    Er lächelte sie verlegen an, schlug die Augen gleich wieder nieder. »Hallo Sharon.«
    Er war so gekleidet, daß die Vermutung nahelag, es würde ihm nicht gutgehen.
    »Wie geht es dir, Sharon? Du siehst blendend aus.«
    »Es geht mir prima.«
    »Darf ich reinkommen?«
    Sie dachte an Rod Ewart, der jeden Augenblick eintreffen würde, und sie wußte nicht, wie sie sich entscheiden sollte. Aber in John Taylors Haltung war etwas, das ihr Mitleid weckte.
    »Okay«, sagte sie deshalb und gab die Tür frei.
    Sie hatte vor, John so rasch wie möglich wieder los zu werden. Wenn er wollte, konnte er morgen wiederkommen. Dann würde sie sich für ihn Zeit nehmen. Schließlich war es ihr nicht unangenehm, ihn wiederzusehen. Im Gegenteil, sie freute sich über seinen Besuch, wenn er sich dafür auch eine ungünstige Zeit ausgesucht hatte. Aber das hatte John ja nicht wissen können.
    Sie führte ihn in den Livingroom, und er pfiff beeindruckt durch die Zähne. »Du wohnst ja direkt luxuriös. Sharon Griffith, das arme kleine Mädchen aus dem Nachbarhaus.«
    »Es steht nirgendwo geschrieben, daß man bleiben muß, was man ist«, erwiderte sie.
    »Ich bin ganz deiner Ansicht, Sharon. Denkst du

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