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075 - Die Schöne und der Höllenwolf

075 - Die Schöne und der Höllenwolf

Titel: 075 - Die Schöne und der Höllenwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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noch manchmal an unsere gemeinsame Kindheit?«
    »Manchmal.«
    »Sie liegt meilenweit hinter uns, was? Ich fühle mich irgendwie alt, Sharon. Ich habe vom Leben einige schmerzhafte Tritte bekommen.«
    Sie überlegte, wie lange sie ihn nicht gesehen hatte. Fünf Jahre mußten es mindestens sein. Fünf Jahre… Sechzehn war sie damals gewesen. Merkwürdig, John hatte sich kaum verändert. Seine Züge waren nur etwas markanter und männlicher geworden.
    »Wie hast du mich gefunden?« fragte Sharon.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich hörte vor einem halben Jahr zufällig von einem Kollegen deinen Namen.«
    »Du wolltest Schauspieler werden…«
    »Das bin ich auch geworden. Aber ich habe mir diesen Job etwas zu leicht vorgestellt. Ich hatte keine Ahnung, wie viele Schauspieler es gibt. Gute, mittelmäßige, schlechte. Sie alle träumen von Karriere, Ruhm und Reichtum. Nur die wenigsten schaffen es.«
    »Hältst du dich für einen guten Schauspieler?« fragte Sharon.
    »Naja, man sagt, ich hätte Talent. Aber man überhäuft mich nicht gerade mit Angeboten. Ich schlage mich so recht und schlecht durch. Ein bißchen Werbung. Ab und zu eine kleine Rolle in einem Fernsehstück…«
    Sharon bot ihm keinen Drink an und bat ihn auch nicht, sich zu setzen. Sie mußte ihn los werden. Sie hatte ihm schon mehr Zeit gewidmet, als sie verantworten konnte.
    Ewart würde es nicht gefallen, einen anderen Mann bei ihr anzutreffen. Das sah so nach Fließbandabfertigung aus.
    »Hör mal, John…«, begann sie. »Es war wirklich sehr nett von dir, daß du reingeschaut hast, aber ich erwarte Besuch… Tut mir leid… Ich schmeiße dich ungern hinaus, aber…«
    John Taylor nickte ernst. »Ich verstehe schon, Sharon.«
    »Hör mal, wie wär's, wenn du morgen wiederkommen würdest? Wir könnten uns auch irgendwo treffen, wenn dir das lieber wäre. Es würde mir sehr gefallen, mit dir über alte Zeiten zu plaudern.«
    Er musterte sie traurig. »Ich hatte gehofft, du würdest mir helfen.«
    »Helfen? Wobei?«
    »Ich dachte, ich könnte für ein paar Tage bei dir wohnen.«
    »Bei mir wohnen? Hier? Wie stellst du dir das vor, John? Das ist ausgeschlossen.«
    »Ich hätte dich bestimmt nicht belästigt, wenn ich wüßte, wohin ich soll«, sagte der junge Schauspieler. »Diesmal ist es besonders knüppeldick gekommen. Ich stehe ohne Engagement und Obdach da, bin abgebrannt. Den ganzen Tag renne ich von Besetzungsbüro zu Besetzungsbüro. Die einen vertrösten mich auf ein andermal. Die anderen lassen mich gnadenhalber noch vorsprechen, bevor sie sagen, daß die Rolle doch nichts für mich ist. Oder sie sagen: ›Ist gut. Lassen Sie Ihre Adresse da. Sie hören von uns‹.« Er seufzte. »Adresse. Nun habe ich nicht einmal mehr die.«
    »Wieso nicht? Was ist passiert? Wo hast du bisher gewohnt?«
    »Bei einem Mädchen.«
    »Und?«
    »Sie war nicht allein, als ich heute nach Hause kam. Sie hatte einen Kerl bei sich. Ich erwischte die beiden in flagranti, wie das so schön heißt.«
    »Armer John.«
    Er knirschte laut mit den Zähnen. »Ich hätte die beiden am liebsten umgebracht.«
    »Das kann ich dir nachfühlen«, sagte Sharon. »Aber bei mir kann ich dich nicht aufnehmen. Ich bin…«
    »Ich weiß, was du machst, Sharon.«
    »Stört es dich nicht?«
    »Es scheint so, als hättest du das Beste aus deinem Leben gemacht. Sieh mich an…«
    »Du darfst den Kopf nicht hängen lassen, John. Wir werden eine Lösung finden.«
    »Du wirst mir helfen?«
    »Klar. Um der alten Zeiten willen. Und weil ich gemerkt habe, daß ich dich immer noch gern habe. Nur… Hier kannst du nicht bleiben. Ich kann keinen Lauscher an der Wand gebrauchen.« Sie holte ihre Handtasche und gab ihm Geld. »Hier nimm.«
    »Nein, Sharon, das kann ich nicht annehmen.«
    »Warum denn nicht?«
    »Ich habe trotz allem meinen Stolz.«
    »Sieh es als Darlehen an. Du gibst es mir wieder, sobald du kannst, einverstanden? Nimm dir ein Hotelzimmer, und ruf mich morgen an.«
    Er blickte auf die Geldscheine in seiner Hand. »Das ist mir furchtbar peinlich, Sharon.«
    »Braucht es dir nicht zu sein. Wir sind doch Freunde, und unter Freunden ist es üblich, daß man sich hilft.«
    »Danke«, sagte er ergriffen. »Das werde ich dir nie vergessen.«
    »Schon gut. Aber nun mußt du gehen.«
    »Ich melde mich morgen. Ganz bestimmt.«
    Sie nickte lächelnd. »Und ich werde Zeit für dich haben, das verspreche ich dir.«
    Er verließ das Haus, und drei Minuten danach schellte der Mann, den Sharon

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