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0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

Titel: 0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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angezogen. Eine Decke diente ihm als Unterlage. Sie war dunkelrot und sah aus wie ein viereckiger Blutfleck. Er trug eine schwarze Röhrenhose aus Cord.
    Wehner war zu faul, um sich zu bücken, deshalb trat er Gläser zweimal gegen die Schulter. Der beschwerte sich daraufhin mit einem Grunzen. Erst beim dritten Tritt schlug er die Augen auf. »He, was soll das, du Schweinebacke? Bist du irre?«
    »Aufstehen, du Pestbeule. Kohle machen.«
    »Wie?«
    »Wir müssen los, Mann.«
    »Jetzt schon?«
    »Ja, zum Teufel. Es ist bald Mittag.«
    »Sag das doch gleich!« Gläser sprang auf die Beine. Er fuhr durch sein dunkles Haar. Im Gegensatz zu Horst Wehner war er schmaler, man konnte ihn schon als dünn bezeichnen. Auf seiner Oberlippe wuchs ein dünner Bart, der wie ein zu breit geratener Augenbrauenstrich wirkte. Gläser rieb seine Augen und hob dann die dunkelrote Jacke an, die er neben sich auf die Decke gelegt hatte. Auch sie faltete er zusammen und verstaute sie im Führerhaus.
    »Können wir?«, fragte Wehner, der zuerst fahren wollte.
    »Ich muss erst noch mein Ende betrachten.«
    »Hä – wie?«
    »Pinkeln, Mann!« Gläser grinste und stolzierte nach draußen.
    Wehner ließ bereits den Motor an. Der alte Russenwagen benahm sich wie eine Jungfrau vor dem ersten Mal. Er stotterte, er schüttelte sich, er reagierte nicht auf Flüche, und so sah sich Horst Wehner gezwungen, einen zweiten Versuch zu starten.
    Diesmal klappte es. An allen Ecken und Kanten vibrierend setzte sich der Wagen in Bewegung. Gläser hatte mitgedacht und inzwischen das Scheunentor weit geöffnet, sodass Wehner den Wagen rückwärts hinauslenken konnte. Er sammelte seinen Kumpan auf und erkundigte sich sicherheitshalber noch einmal nach dem Weg.
    »Kennst du den nicht?«
    »Ich schon.«
    »Dann ist es ja gut.«
    Wehner fluchte. Nicht über Gläser, sondern mehr über den Weg, der reich an Schlaglöchern war. Über die Federung des Russenwagens ließ sich nicht diskutieren. Sie war einfach beschissen. Das sagte Wehner auch mehrmals.
    »Wir könnten noch was essen«, schlug Gläser vor.
    »Ja, im nächsten Dorf.«
    Sie erreichten es zehn Minuten später. Es gab zwar keine geteerte Straße, dafür aber eine Kneipe, die geöffnet hatte. Sogar Stühle und Tische standen davor. Der Wirt schaute die beiden verwundert an, als sie danach fragten, ob sie essen könnten.
    »Was wollt ihr?«
    »Hamm machen.«
    »Ich habe nur Stullen.«
    »Dann gib uns welche.«
    »Bier auch?«
    »Nein, Wasser.«
    »Gut.«
    Sie bekamen beides. Die Stullen schmeckten wie Pappe, zwischen denen etwas klemmte, das aussah wie Schinken, aber nicht so schmeckte. Sie aßen es trotzdem. Als der Wirt kam, um zu kassieren, schaute Wehner ihn misstrauisch an. Gläser hatte sich auf die Toilette verdrückt. »Willst du dafür noch Geld?«
    »Kannst mir auch deinen Wagen hier lassen.«
    »Dann lieber Kohle.«
    Er beglich die Rechnung, zündete sich noch eine Zigarette an und wartete auf Gläser. Der kam zurück und wirkte erleichtert. Er rieb seine Hände. »Meinetwegen kann es losgehen.«
    »Ja, von mir aus auch.«
    Noch freuten sie sich, denn sie dachten an das Geld, das sie bekommen würden. An etwas anderes allerdings nicht. Auch nicht an den Sog des Grauens, in den beide noch am selben Tag hineingezogen werden sollten…
    Ihr Ziel lag versteckt im Thüringer Wald, und der Begriff Wald traf hier mehr als hundertprozentig zu. Auch am Tage war es relativ finster, die Wege schmal und kurvig. Sie verfluchten sich beide, einen so großen Wagen besorgt zu haben, denn manchmal kamen sie nicht um die Kehren herum, und von einer Servolenkung konnten sie nur träumen.
    Irgendwie schafften sie es trotzdem, sich durchzuschlagen und das Ziel zu erreichen. Es lag ebenfalls in einem einsamen Gebiet, dabei aber in einem weiten Tal, das sie bequem durchfahren konnten.
    Jetzt saß Gläser am Steuer. Er lenkte das Fahrzeug auf einen sanften Hang zu, der erst im oberen Drittel mit Jungholz bewachsen war und ansonsten nur einen Bewuchs aus Gras oder Büschen aufwies.
    Genau dort, wo sich das Buschwerk regelrecht zusammenballte, hielt er das Fahrzeug an und stöhnte auf.
    Das tat auch Horst Wehner, denn beide hatten Rückenschmerzen.
    Diese Bank im Führerhaus war aber auch sehr unbequem. Gleichzeitig öffneten sie die Türen und verließen steifbeinig den Lkw.
    Willi Gläser legte beide Hände auf die Motorhaube und begann mit seiner Gymnastik. Er sackte in die Knie schnellte wieder hoch und beschwerte sich

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