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0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

Titel: 0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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freigelegten Eingang. »Der Geruch, weißt du? So alt, so modrig. Da kommt es mir schon richtig hoch.«
    »Daran gewöhnst du dich, mein Junge. Das kannst du locker packen, ehrlich.« Wehner holte die Stablampe aus der Seitentasche.
    »Am besten ist es, wenn du so flach wie möglich atmest. Alles andere läuft dann wie von allein. Ich glaube auch nicht, dass wir allzu tief in den Stollen hinein müssen. Ein paar Minuten Gestank, Mann. Was ist das schon? Denk an die Kohle.«
    »Ist schon klar.«
    Wehner lachte, als er in das bleiche Gesicht seines Freundes schaute. »Partner, reiß dich zusammen. Gemeinsam haben wir es begonnen, gemeinsam bringen wir es hinter uns. Wir dürfen einfach nicht versagen. Man hat mir einiges versprochen. Das hier kann der Beginn einer guten Zusammenarbeit werden. Der hat nämlich noch Folgeaufträge für uns, mein Junge. Das hier ist ein Test.«
    »Ja, ich bin wieder klar.«
    »Ein Glück.«
    Bevor Wehner und Gläser den Stollen betraten, trampelten sie noch die Reste der Büsche nieder. Dennoch wollten sich die biegsamen Zweige immer wieder erheben. Es würde bestimmt nicht lange dauern, dann war der Eingang wieder zugewachsen.
    Willi Gläser war froh, dass Wehner vorging. Er hielt auch die Lampe. Der bleiche Lichtarm zauberte aus der Dunkelheit eine völlig andere Welt hervor. Die Welt des Moders, des scharfen Gestanks, der Vergessenheit und Düsternis. Gerade dieser scharfe Gestank verunsicherte Gläser. Er war so tief in Gedanken versunken, dass er beinahe gegen Horst Wehner gelaufen wäre, der plötzlich nicht mehr weiterging.
    »Was ist denn?«
    Wehner stöhnte. »Sieh dir das mal an!«
    »Was denn?«
    »Da, an den Wänden.« Er bewegte seine Lampe und leuchtete sie an. Der geisterhafte Lichtkegel glitt über sie hinweg, und sie sahen dabei aus wie ein gewaltiger Vorhang, der nicht abreißen wollte und bis tief in die Höhle führte.
    »Siehst du es?«
    »Nein…«
    »Das sind Fledermäuse, Mann. Eine Armee von Fledermäusen. Die hängen da wie altes Laub. Aber warte ab, wenn die Finsternis kommt, dann gehen sie auf Beutezug.«
    »Auch das noch…« Gläser schauderte zusammen.
    »Hast du Angst um dein Blut?«
    »Irgendwie schon.«
    »Da ist so viel Schnaps darin, das saufen die erst gar nicht.«
    Über diese Bemerkung konnte Gläser nicht einmal lachen. »Und dieser widerliche Gestank?«
    »Kann ich dir sagen. Das ist Fledermaus-Scheiße, Willi. Ganz einfach.«
    »Ja, ganz einfach.«
    Wehner grinste. »Du hast noch immer die Hosen voll, wie?«
    »Geh schon weiter.« Gläser stieß seinem Kumpel in den Rücken, der vortaumelte und dabei seine Lampe hektisch bewegte, sodass der Lichtschein als zuckendes Muster durch den Stollen fiel und blitzstrahlenähnlich an den Wänden vorbeihuschte, wo sich die Fledermäuse ebenfalls festgekrallt hatten.
    Wehners Worte hatten Gläser nicht beruhigt. Mit jedem Schritt, den er tiefer in den alten Stollen hineinging, wuchs seine Besorgnis.
    Draußen war es ziemlich warm gewesen, hier aber sehr kalt, und diese Kälte kam ihm ebenfalls nicht normal vor. Er hatte das Gefühl, sie würde wie unsichtbarer Dampf aus einem Grab hervorsteigen, um gerade ihn wie einen Reif umringen.
    Hinzu kam noch etwas. Das war wie eine Bedrohung. Nicht sichtbar, kein zu erkennender Feind, aber doch vorhanden. Er konnte das Gefühl einfach nicht abschütteln. Kurz hinter dem Eingang war es zum ersten Mal über ihn gekommen und hatte sich nun festgesetzt.
    Wer bedrohte ihn da?
    Auch Wehner ging es nicht besonders gut. Um sich selbst zu beruhigen, pfiff er leise einen alten Schlager vor sich hin.
    Gläser blieb dicht hinter ihm, verfolgte den tanzenden Vorhang aus Licht und drehte sich ab und zu um, weil er einen Blick auf den Eingang werfen wollte.
    Schreckliche Vorahnungen durchzuckten sein Gehirn. Er stellte sich vor, dass von außen her jemand einen riesigen Stein davor rollte oder sich ein Gitter senkte. Dann waren sie gefangen, würden elendig verrecken, verdursten, verhungern, und irgendwann würden die Nagetiere über sie herfallen und ihnen das Fleisch mit spitzen Zähnen von den Knochen reißen. Sie würden zu schwach sein, um überhaupt einen Arm zu heben und zuhören können, wie sie zerrten, schmatzten und verdauten.
    Längst hatte Wehner eine Gänsehaut bekommen. Er fror. Am liebsten hätte er den Kragen seiner Jacke hochgestellt, das wiederum traute er sich nicht. Er wollte sich vor seinem Kumpel nicht lächerlich machen. Der aber lachte plötzlich auf, blieb

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