0751 - Kampf um den Höllenthron
Sein Rachen war halb geöffnet, in seinen Augen schien es zu glühen. Er war ein lauernder Schatten in der Dämmerung.
Butler William bemerkte ihn als Erster. Er trat aus dem Haupteingang von Château Montagne und schritt die große Freitreppe hinunter auf den Innenhof, um die Garage aufzusuchen. Die war in alten Zeiten Pferdestall gewesen. Was jetzt an Pferdestärken darin untergebracht war, hätte in tierischer Form niemals hineingepasst. In Metall gegossen beschränkte es sich auf die Motoren dreier Autos. Zamorras BMW, Nicoles Cadillac und Lady Patricias Twingo.
William erstarrte mitten in der Bewegung, als er den Wolf sah.
Der Graue setzte sich in Bewegung. Bedächtig trottete er auf den Butler zu.
»Wo kommst du denn her?«, wunderte sich William.
Aus Broceliande, vernahm er die telepathische ›Stimme‹ des alten sibirischen Wolfes. Ich wollte euch alle mal wieder besuchen. Ich glaube, ich war lange nicht mehr hier, nicht wahr?
»Das kann man so sagen«, murmelte der Butler. »Willkommen, Fenrir. Mal schauen, ob's in der Küche noch einen Batzen Fleisch für dich gibt.«
Nicht nötig, telepathierte der Wolf. Ich hab was mitgebracht. Liegt noch draußen vor dem Tor. Ich wollte erst mal nachfragen, ob ich die Beute mit hereinbringen darf.
»Selbstverständlich!«, versicherte William. Er bückte sich ein wenig und kraulte Fenrir hinter den Ohren. Der alte Wolf knurrte genießerisch.
Er gehörte schon seit sehr langer Zeit zu Zamorras Freunden und Mitstreitern, ging aber meistens seine eigenen Wege. Er besaß die Intelligenz eines Menschen, und der Zauberer Merlin hatte seine telepathischen Fähigkeiten geschult, sodass Fenrir sich mit den Menschen verständigen konnte.
»Es ist ziemlich kühl heute Abend«, sagte William. »Geh schon mal rein, während ich deine Beute hole.«
Sie vorsichtig, alter Herr, warnte Fenrir. Es handelt sich um einen Schleichhasen. Soll eigentlich ein Geschenk für Fooly sein. Ich habe ihn in Broceliande gefangen. Da werden die Biester allmählich zur Plage.
William entsann sich, dass der Jungdrache Fooly hin und wieder Schleichhasen erwähnte. Die waren angeblich seine Lieblingsspeise, aber nur wenn sie in Wendelkraut gewendelt wurden. Aber auf diesen Genuss hatte Fooly in all den Jahren, die er nun schon fern des Drachenlands im Château Montagne lebte, verzichten müssen. Es gab auf dieser Welt weder Schleichhasen noch Wendelkraut.
»In Merlins Zauberwald? Da gibt's die wirklich?«, staunte William. »Ich dachte immer, das wäre eine von Foolys seltsamen Geschichten aus dem Drachenland.«
Wenn ich's doch sage! Die Gedankenstimme des Wolfes klang empört, und gleichzeitig gab er ein drohendes Knurren von sich. Und Wendelkraut habe ich übrigens auch mitgebracht. Auch das wächst in Broceliande.
»Da bin ich mal gespannt«, sagte William und setzte sich in Bewegung. Das Château war von einer hohen Wehrmauer umgeben. Das große Haupttor hatte eine Zugbrücke über einen tiefen Burggraben. Am Berghang gelegen, war ein solcher Graben der reinste Unsinn, trocken war er sowieso. Aber in frühen Jahrhunderten sollte dieser Graben angeblich durch Magie mit Wasser gefüllt gewesen sein. Leonardo de Montagne, der das heutige Château einst als Burgfestung hatte errichten lassen, war ein übler Schwarzmagier gewesen. Das exakte Gegenteil des heutigen Schlossherrn, Professor Zamorra.
Vorsicht!, warnte Fenrir noch einmal. Vorsicht, alter Herr!
William verzog das Gesicht. So alt war er ja nun wirklich nicht! Genau genommen war er sogar etwas jünger als der Schlossherr, nur sah der nach wie vor aus wie ein Mittvierziger, weil er vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken hatte und seitdem nicht mehr alterte. Er gehörte zu den wenigen Unsterblichen.
Nur Gewalt konnte ihn töten.
William marschierte zum Tor. Fenrir sah ihm nach und folgte ihm dann plötzlich. Aber da befand sich William bereits auf der Zugbrücke - und sah Fenrirs Beute.
In diesem Moment begriff der Butler, warum der Wolf ihn gewarnt hatte.
Aber da war es schon zu spät…
***
Der Schuss wurde von Zamorras Schutzkleidung abgefangen. Das Projektil platzte auseinander und zerfiel wirkungslos zu Staub.
Einen Moment später stand Stygia neben Calderone und drückte seine Hand mit der Waffe mit unwiderstehlicher Kraft nach unten.
»Was soll das?«, zischte sie ihn wütend an. »Ich verbiete dir und allen anderen, die beiden Menschen zu töten - zumindest hier und jetzt!«
»Warum?«, fragte Calderone.
»Weil
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