0751 - Testfall Sonnenbote
Fähigkeiten aufeinander abstimmen und miteinander kombinieren, so daß eine Macht entstand, der offenbar niemand im Universum etwas entgegenzusetzen hatte.
Damit ist es jetzt vorbei. Ich werde dafür sorgen, daß die Laren demnächst falsche Pläne von den Keloskern erhalten. Das wird der Beginn ihrer Vertreibung aus der Milchstraße sein."
Ich beobachtete Julian Tifflor. Seine Miene war immer undurchsichtiger geworden. Er hatte Rhodan aufmerksam zugehört, aber immer weniger Zustimmung erkennen lassen.
Fraglos war er anderer Ansicht als Rhodan. Ich glaubte, ihn verstehen zu können, wenngleich ich Rhodans Ansicht war.
Tifflor beugte sich vor, als Rhodan schwieg. Er trank sein Glas leer.
„Perry", sagte er bedächtig. „Komm mit mir nach Gäa und sieh dir an, was wir aufgebaut haben. Das Neue Einsteinsche Imperium kann sich sehen lassen."
„Du gehst nicht auf meine Worte ein", stellte Rhodan befremdet fest.
„Ich habe außerordentlich viel gehört", antwortete Tifflor ausweichend. „Ich weiß jetzt, wie das Konzil entstanden ist, und was das Konzil eigentlich ist, und ich muß zugeben, daß ich von der Macht dieses Gebildes beeindruckt bin."
Rhodan runzelte die Stirn.
Er erhob sich. Ich sah, daß er Mühe hatte, sich zu beherrschen.
Also hatte ich mich doch nicht getäuscht. Die Zeit war nicht spurlos an diesen Männern vorübergegangen.
Rhodan hatte fast hundertfünfzig Jahre mit dem ständigen Risiko gelebt. Er hatte gekämpft, für sich und für die Menschheit.
Er hatte keine Sicherheit gekannt. Ständig war er von Feinden umgeben gewesen und hatte nie Ruhe gehabt. Er hatte sein Ziel dabei nie aus den Augen verloren. Ihm war es immer nur um die Freiheit der Menschheit gegangen.
Ganz anders Julian Tifflor und das NEI. Auch sie hatten nicht gefahrlos gelebt, aber sie hatten aus einem absolut sicheren Versteck heraus operieren können. Sie hatten sich mit Gäa eine Basis aufbauen können, auf die sie sich immer wieder hatten zurückziehen können, wenn es in der Galaxis zu gefährlich wurde. Jahrzehntelang hatten sie diese Basis überhaupt nicht verlassen, sich nur auf den Aufbau des NEI konzentriert und dem Konzil praktisch nichts entgegengestellt. Auch sie hatten im Dienst der Menschheit gehandelt. Das war nicht zu leugnen.
Auch sie hatten außerordentlich viel geleistet. Sie hatten durch den Status quo auch einen gewissen Schutz für die Menschen außerhalb der Provcon-Faust erreicht.
Fürchteten Atlan und Tifflor jetzt um das, was sie geschaffen hatten? Scheuten sie jetzt jegliches Risiko, um das NEI und sich nicht zu gefährden?
Rhodan hatte, wie ich meine, recht. Sich mit der bestehenden, für die Menschheit mißlichen Lage abzufinden, war gleichbedeutend mit einer Kapitulation.
„Denkt Atlan ebenso?" fragte Rhodan.
„Komm mit nach Gäa. Dort können wir alles besprechen."
„Ich sagte doch, daß ich erst noch einige Dinge zu erledigen habe. Sie werden nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Mit Hilfe der mit mir befreundeten Kelosker werde ich die Laren mit falschen Plänen versorgen. Außerdem möchte ich eine siebendimensionale Vermessung des Solsystems vornehmen lassen. Danach fliege ich nach Gäa."
Julian Tifflor spürte das Unbehagen ebenso wie wir alle.
„Perry", fragte er ernst, „glaubst du wirklich, daß diese Maßnahmen gut für die Neue Menschheit sind?"
Rhodans Wangen strafften sich.
„Die Menschheit, Tiff?" Seine Stimme hob sich. „Die Menschheit, Julian, lebt immer noch auf der Erde, und diese wird auch die Stammheimat der Menschheit bleiben. Für alle Zeiten."
Diese Worte klangen bitter und verweisend. Jetzt war die Kluft nicht mehr zu übersehen, die zwischen den beiden Männern - und nicht nur zwischen ihnen - bestand.
ENDE
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