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0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

Titel: 0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fels von ihr identifiziert werden konnte. Und nicht sehr weit entfernt.
    Da kam etwas…
    Carmen wartete ab. Den Kopf leicht vorgebeugt, den Rücken aber mit der Felswand verwachsen.
    Wieder ein Schritt, dann ein Schlurfen…
    Er war schon nahe.
    Sie schnupperte. Der Geruch hatte sich verstärkt. Uralte Fäulnis trieb ihr entgegen, und wie immer hatte sie Mühe, sich nicht übergeben zu müssen.
    Er würde von rechts kommen. Er mußte den hohen Felsen noch umrunden, bis er vor seinem Ziel stand.
    Darauf wartete sie.
    Wieder verstrichen Sekunden. In Carmens Nacken hatte sich kalter Schweiß gesammelt. Einige Tropfen rannen kühl über ihren Rücken.
    Nur nicht ablenken lassen. Jeder Fehler konnte tödlich sein. In ihrem Innern hatte sich die Spannung aufgebaut wie Gas in einem Ballon. Sie stand dicht vor einer Explosion.
    Der andere ging weiter.
    Sie hörte ihn besser.
    Wieder wehte eine Wolke auf sie zu. Der Gestank einer uralten Gruft, modriges Fleisch, verfaulte Haut, einfach widerlich.
    Plötzlich sprang sie vor.
    Zwei große, schnelle Schritte legte sie zurück, blieb stehen und kreiselte herum. Das Schwert machte die Bewegung mit und wurde von ihr noch in der Drehung angehoben.
    Carmen Cavallo hatte genau den richtigen Augenblick erwischt. Das Wesen stand direkt vor ihr.
    Sie hätte jetzt zuschlagen können, aber der erste Schock ließ sie erstarren. Was sie zu sehen bekam, war furchtbar, und am furchtbarsten daran empfand sie, daß sie hier keiner Figur aus einem Horrorfilm gegenüberstand.
    Das Wesen war echt!
    Eine uralte Gestalt, vertrocknet, halb zerfetzt. So etwas durfte nicht existieren. Das Gesicht sah aus wie alte Rinde. In den Augen schimmerte Mondlicht wie ein kalter See. Das Maul stand weit offen.
    Aus dieser Höhle wehte ihr der widerliche Gestank entgegen, aber sie sah auch die beiden Hauer dort hervorlugen wie zwei kleine, spitze Messer. Es waren die einzigen Zähne dieser Bestie, doch die wiederum reichten aus, um Blut aus einem Menschen zu saugen.
    Arme mit verfault wirkenden Händen streckten sich ihr entgegen, um sie zu berühren.
    Das hatte Carmen noch nie zugelassen, sie würde es auch jetzt nicht tun.
    Tief holte sie Luft. Als das Wesen einen weiteren Schritt nach vorn ging, da hatte Carmen die Klinge bereits über den Kopf geschwungen und so ausgeholt.
    Sie explodierte.
    Sie schrie auf. Ihre Gefühle, lange angestaut, konnten sich jetzt freie Bahn verschaffen.
    Und die Klinge, aus bestem Toledostahl hergestellt, tat ihre Pflicht. Zielsicher geführt, trennte sie mit einem Hieb den Kopf vom Rumpf des schrecklichen Wesen.
    Carmen schrie noch einmal. Diesmal mischte sich Jubel in ihren Schrei. Sie schaute zu, wie der Kopf zur Seite driftete, dann den Gesetzen der Physik folgte, zu Boden fiel, noch etwas weiterrollte, bis er von einem kantigen Stein gehalten wurde und direkt neben ihm liegenblieb.
    Der Körper stand seltsamerweise noch immer auf den Beinen. Er bekam von Carmen einen Tritt und fiel auch.
    Sie keuchte, schüttelte den Kopf, schluckte, fühlte sich wieder einmal erleichtert und trat auf den Schädel zu.
    Sie starrte ihn an.
    Er war so gefallen, daß seine Augen auch sie anglotzten. Nein, als solche wollte sie diese verdrehten und trüben Kugeln nicht bezeichnen. Es waren Gläser des Schreckens, die viel Elend in die Welt hatten bringen wollen.
    Geschafft!
    Doch Carmen war nicht zufrieden.
    Denn schlagartig überkam sie das Zittern!
    ***
    Es war wie immer, wenn sie eine Sache durchgeführt und hinter sich hatte. Sie nahm sich stets vor, diese Reaktion zu unterdrücken, das aber gelang ihr nicht. Das Zittern war eine reine Nervensache, es kam von innen, und es konnte von ihr nicht gesteuert werden. Sie mußte sich einfach damit abfinden.
    Zum Glück besaß sie das Schwert, das sie als Stock zweckentfremdete und ihr als eine Stütze diente. Mit dem Zittern kam die Übelkeit. Früher hatte sie sich übergeben müssen, heute konnte sie sich besser kontrollieren, aber sie empfand ihre Reaktion dennoch als schlimm. Zum anderen aber bewies sie ihr, daß sie sich noch als Mensch fühlen konnte und sich nicht mit den anderen auf eine Stufe zu stellen brauchte.
    Ihr Magen rebellierte, sie konnte den Anblick nicht ertragen und ging einige Schritte zur Seite. Die Schwertspitze schleifte dabei mit kratzigen Geräuschen über den Boden. Carmen war froh, ein Stück Mauer erreicht zu haben, an der sie sich abstützen konnte.
    Sie blieb dort stehen und zitterte. Es gab keine Stelle an ihrem

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