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0758 - Die Einsamen von Terra

Titel: 0758 - Die Einsamen von Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einziges Fahrzeug unterwegs war. Die Energiehochstraßen waren abgeschaltet, alles war still.
    Speideck betrat ein Warenhaus und sah sich darin um. Er mußte sich im Halbdunkel vorantasten, denn außer dem Tageslicht, das durch die Fenster fiel, gab es keine Lichtquellen.
    Das Hauptstromnetz war offenbar abgeschaltet worden.
    In einer Imbißecke aß und trank Speideck. Danach fühlte er sich wohler. Er lächelte sogar ein bißchen, als er daran dachte, daß diese Art des „Einkaufens" gewisse Vorteile hatte - man brauchte nicht zu bezahlen.
    Allerdings war Geld in einer Riesenstadt ohne Menschen ein fragwürdiger Besitz.
    Speideck rüstete sich mit einem Rucksack aus, den er mit zahlreichen Utensilien füllte. Er würde bald lernen, daß der größte Teil dieser Gegenstände in einer verlassenen Stadt unbrauchbar war und sie nach und nach gegen andere austauschen.
    Als Speideck das Warenhaus verließ, war es kurz nach neun Uhr.
    Der Mann hatte festgestellt, daß alle Uhren, die noch funktionierten, den 5. Januar zeigten. Alle anderen waren offenbar zur gleichen Zeit stehengeblieben: Am zweiten September im vergangenen Jahr.
    Es hatte aufgehört zu schneien, aber ein kalter Wind blies Speideck ins Gesicht. Er schob den Schutzhelm weiter aus dem Nacken. Sein nächstes Ziel war ein Transmitteranschluß, über den er den Stadtsektor erreichen wollte. In dem er wohnte. Dabei stellte er fest, daß das Trans-mittersystem ebenso abgeschaltet war wie die Hochenergiestraßen. Er untersuchte ein paar Gleiter, aber sie besaßen alle kodifizierte Starter und stellten den technisch nicht sehr begabten Speideck vor unlösbare Probleme.
    Er wanderte die Straße entlang, bis er in der Auslage eines Werkzeuggeschäfts einen Mann liegen sah. Speideck sah sofort, daß der Mann tot war. Die Leiche schien schon lange an diesem Platz zu liegen, denn sie war bereits in Verwesung übergegangen.
    Immerhin, dachte Speideck sarkastisch, waren die Toten nicht mit den Lebenden verschwunden.
    Ein paar Stunden später erreichte Speideck die Kneipe, in der er ab und zu mit Galt und anderen Bekannten zusammengekommen war. Wenn er sich an sie erinnerte, erschienen Speideck diese Treffen im nachhinein schal und sinnlos. Aphiliker hatten sich nicht viel zu sagen. Die Zusammenkünfte hatten im Grunde nur stattgefunden, um die Bedürfnisse eines jeden Teilnehmers zu befriedigen. Außerdem waren stets Frauen im Lokal gewesen, die Speideck oft sexuelle Angebote gemacht hatten.
    Es war, dachte Speideck bitter, als hätten sich irgendwo ein paar menschlidhe Roboter zusammengefunden.
    Er schlug ein Loch in die Glastür und öffnete das Schloß von innen.
    Dann stieß er die Tür auf.
    „Cersivon!" rief er in den verlassenen Schankraum.
    Wie Speideck erwartet hatte, war niemand da. Der muskulöse Mann durchquerte den Raum und schaltete die TV-Wand ein. Sie blieb dunkel. Auch das Radio funktionierte nicht.
    Speideck suchte einen Pappuntersatz und klemmte ihn an das Loch in der Tür, damit es nicht hereinzog. Die Klimaanlage war an das öffentliche Versorgungsnetz angeschlossen und funktionierte nicht. Auch die Kühlung war ausgefallen. Licht gab es nicht.
    Sicher war es der denkbar ungeeignete Raum, um darin ein Hauptquartier aufzuschlagen, aber Speideck zog diese bekannte Umgebung allen anderen Plätzen vor.
    Speideck begab sich in die beiden hinteren Räume, wo Pethakor Ams, der Besitzer, gelebt hatte. Die Wohnung war unaufgeräumt, verrottete Speisereste lagen auf dem Tisch.
    Speideck machte alles gründlich sauber. Die Arbeit tat ihm gut, denn sie hinderte ihn daran, über seine Situation nachzudenken.
    Als er fertig war, kehrte er wieder in den Schankraum zurück.
    Er nahm vier Gläser vom Regal, füllte sie und ergriff eines davon.
    „Warum sollten wir nicht so tun, als ob wir alle wieder hier wären", sagte er und leerte das erste Glas mit einem Zug.
    Speideck betrank sich.
    Ein paar Tage blieb er in der Kneipe und war fast immer berauscht. Er wartete darauf, daß irgend jemand auftauchen würde, aber er blieb weiterhin allein.
    Die Stille und die Einsamkeit wurden immer unerträglicher.
    Ein paarmal bekam Speideck Wutanfälle und zerschlug Flaschen und Mobiliar. Schließlich hatten ihn Alkohol und Depressionen so erschöpft, daß seine Hände zitterten. Der Spiegel, in dem er sich betrachtete, zeigte ihm ein aufgedunsenes, unrasiertes Gesicht. Die Augen waren gerötet und lagen tief in ihren Höhlen.
    „Hallo, Thor!" rief Speideck und zertrümmerte

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