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076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

Titel: 076 - Die Jenseitskutsche von Diablos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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zerfallen«, stöhnte Petra
Strauß. »Aber... so etwas gibt es doch nicht...«
    »In einer Nacht wie dieser, scheint es mehr zu geben,
als wir mit dem Verstand begreifen können, Petra... Erst die Kutsche, die wie
ein Spuk verschwand... das Auftauchen des Alten, den wir für einen Verirrten
hielten, der sein Gedächtnis verloren hatte... und nun seine... Auflösung. «
Man merkte Marner an, wie schwer es ihm fiel, gerade dieses Wort auszusprechen.
Dann fing er plötzlich an zu lachen.
    »Ich finde das alles verdammt wenig witzig!« Petra
Strauß starrte ihren Begleiter an wie einen Geist. »Ich auch nicht, Petra. Aber
wenn wir die Geschichte jemand erzählen... Die glaubt uns kein Mensch...« Er
sah angestrengt in die Runde und leuchtete das zurückliegende Straßenstück aus,
als würde er doch noch eine Spur entdecken, die auf den Alten hinwies.
    »Hallo?« Marners Rufen verlor
sich in der Dunkelheit und wurde von dem heftigen Wind in die Berge getragen.
Sein Echo verhallte. Marner lauschte. Erwartete er wirklich eine Antwort? Aber
da war nur das Rauschen des Windes. »Nichts.« Marner kehrte noch mal an den
Rücksitz zurück, und es kostete ihn einige Überwindung, mit den Fingern seiner
rechten Hand vorsichtig den grauen Staub zu zerteilen. Er fühlte sich weich und
mehlfein an. Dann reagierte er mechanisch. Mit der flachen Hand strich er das,
was makabrerweise von dem fremden Fahrgast übrig geblieben war, vom Sitz. Der
Wind trug den Staub davon. Auch das, was auf den Boden vor den Rücksitz
heruntergerieselt war, beseitigte er auf diese Weise, so gut es ging. Dann nahm
der junge Tourist seinen Platz am Steuer wieder ein und nickte nur knapp, als
seine Begleiterin ihm ein Erfrischungstuch reichte, mit dem er sich die Hände
abwischte. Das aufgebrauchte Tuch warf er aus dem offenen Wagenfenster.
    »Was hältst du von allem?« Petra Strauß’ Stimme klang
belegt. »Frag mich etwas Leichteres... vielleicht sind auch unsere Nerven nur
überreizt. Die lange Fahrt durch die Berge... wir sind nervös und müde...«
    »Ich bin hellwach und weiß, was ich sehe und höre...
der Alte... das war ein Gespenst, Hans...« Die Frau nahm eine
Zigarettenpackung aus der Handtasche und zog eins der weißen Stäbchen heraus.
»Mir kannst du auch eine Zigarette geben«, bemerkte Marner rau. Petra zündete
sie an und reichte sie weiter. Wenn Hans nervös war, griff er hin und wieder
doch noch danach, auch wenn er vor Monaten geschworen hatte, keine Zigarette
mehr anzurühren. Er gab Gas. Der Audi CD machte einen Satz nach vorn. Die
beiden Menschen in dem Fahrzeug hätten viel zu reden gehabt. Aber sie
schwiegen. Jeder hing seinen Gedanken nach, und keiner wusste, was er von dem
mysteriösen Geschehen halten sollte.
    Zehn Minuten später rissen die Scheinwerfer das erste
Haus aus der Dunkelheit. Das Gebäude war zweistöckig, stand auf einer Anhöhe
und hatte ein steil abfallendes Dach. An der Hauswand zwischen den Fenstern von
Parterre und erster Etage stand das Wort: Hotel. Große, gebleichte
Buchstaben, die mal tiefschwarz gewesen waren. Wind, Regen und Sonne hatten die
Farbe ausgewaschen. Jenseits der engen Straße wichen die Hügel zurück, und
mitten dazwischen lagen mehrere, weit auseinanderstehende Häuser. Nirgends aber
brannten Lichter.
    Hans Marner lenkte seinen Wagen auf die schmale, unbefestigte
Zufahrt. Die Parkfläche vor dem Hotel war holprig und mit Steinen übersät. Der
Boden knirschte unter den Reifen. Ein Wagen stand vor dem Haus. Er hatte ein
schwarzes Nummernschild, es war weiß beschriftet. Rechts unter dem
Kofferraumdeckel stand die Nationalitätenkennzeichnung: GB. »Ein Engländer«,
bemerkte Marner leise. Petra Strauß atmete erleichtert auf. »Auch ein Tourist.
Das beruhigt mich. Ich habe eine Aversion gegen abgelegene Hotels und Motels...
Da muss ich immer an Alfred Hitchcocks Psycho denken.«
    »Hoffentlich öffnen sie uns überhaupt. Warte hier.«
    Marner hielt direkt neben der Tür, vor der sich zwei
ausgetretene Sandsteinstufen befanden. Er betätigte eine altmodische Klingel
und legte sich in Gedanken schon zurecht, was er einem eventuell auftauchenden
Hausbewohner sagen wollte. Marner musste nicht lange warten. Im Parterre
flammte Licht auf. Der Schein sickerte durch die zahlreichen Ritzen. Dann war
auch Licht hinter der Tür zu erkennen. Ein Schatten zeichnete sich unter der
Türritze ab, ein Riegel wurde zurückgeschoben. Vor den beiden Touristen stand
ein kleiner Mann. Über den Schlafanzug

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