Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0760 - Die Geisterfee

0760 - Die Geisterfee

Titel: 0760 - Die Geisterfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
empfindlich wie ein Seismograph. Sie konnte sich gut vorstellen, daß es Taten gab, die auf den ersten Blick gar nicht mit ihr in Verbindung gebracht werden konnten, die aber auf den zweiten Blick anders wirkten.
    Es lag etwas in der Luft…
    Als sie im hellen Flur stehenblieb und auf ihre Hände mit den gespreizten Fingern schaute, da hatte sie den Eindruck, als würden unsichtbare Funken durch die Zwischenräume huschen, und sie merkte sehr deutlich das Kribbeln auf der Haut.
    Sie war geladen…
    Elektrisch, magnetisch oder vom reinen Gefühl her, das konnte sie nicht genau nachvollziehen.
    Jedenfalls gab es etwas, das sie stark störte. Und das mußte nicht unbedingt mit dem Besuch dieses Reporters zusammenhängen, den sie erwartete.
    Er hieß Bill Conolly, und sie ärgerte sich jetzt, daß sie überhaupt auf sein Angebot eingegangen war.
    Da mußte sie wirklich von allen Geistern verlassen gewesen sein, und sie überlegte bereits, ob sie das Treffen rückgängig machen sollte.
    Nein, das nicht. Sie würde ihn kommen lassen und auf seine Fragen warten. Sollten sie ihr nicht passen, würde sie schon eine Möglichkeit finden, das Gespräch abzubrechen. Und so dringend brauchte sie das Honorar auch nicht.
    Zudem fühlte sie sich nicht mehr als Hexe. Alexa Santos stellte sich zwar, was bestimmte Fähigkeiten anging, über die normalen Menschen, aber das alte Hexendasein hatte sie abgestreift wie eine schrumpelige Haut. Sie wollte nichts mehr vom Teufel wissen, sie hatte der Hölle abgeschworen, aber sie war damit nicht aus dem Schneider, das wußte sie selbst. Jetzt stand sie in der Schußlinie, und der Teufel war ein Wesen, das so leicht nicht aufgab.
    Sie dachte an die neue Aufgabe, die viel wichtiger und auch vielschichtiger war. Dabei hoffte sie, daß sie das Vertrauen, das man in sie gesetzt hatte, auch erfüllen konnte. Vielleicht half ihr das Interview auch dabei. Es wurde sicherlich von vielen ›Hexen‹ gelesen, und einige von ihnen wollte sie schon zum Nachdenken bringen und ihnen raten, einen anderen Weg einzuschlagen.
    Sie hatte es getan, aber sie war nicht glücklich darüber, denn die Hölle gab so leicht nicht auf.
    Alexa Santos betrat den Wohnraum, an den sich die große Terrasse anschloß. In ihrem Penthouse fühlte sie sich sehr wohl, sie hatte es vor allen Dingen wegen der Terrasse gemietet, die so groß war, daß sogar ein Pool noch Platz gefunden hätte. Die Brüstung bestand aus einem bauchhohen Gitter, an dem im Sommer eine Reihe von Blumenkübeln angebracht und auch bepflanzt wurde. So leuchteten die Sommerblumen in zahlreichen Farben, und Alexa erfreute sich stets daran, wenn sie die Terrasse betrat.
    Auch an diesem Mittag ging sie hinaus in den Sonnenschein. London erlebte einen Frühsommer wie schon seit Jahren nicht mehr. Ein strahlendes Wetter, viel Sonne, aber hin und wieder auch Schwüle, unter der viele Menschen litten.
    An diesem Tage nicht.
    Da brachte der sanfte Nordwestwind ein wenig Frische. Er wehte auch über die Terrasse hinweg.
    Hier oben war er sowieso viel besser zu spüren als in den Straßenschluchten.
    Wenn dieser Conolly erschien, würde sie ihm das Interview auf der Terrasse geben. Da plauderte es sich besser, die ganze Atmosphäre war lockerer.
    Die Polster auf den hellen Stühlen und den beiden Liegen zeigten ein ebenfalls sommerliches Muster. Sonnengelbe Streifen wechselten sich mit weißen ab.
    In der Sonne war es zu warm, deshalb spannte sie den hellen Schirm auf. Alexa Santos war zufrieden, drehte sich um und wollte wieder in die Wohnung gehen, um im Kühlschrank nach Getränken zu schauen.
    Da fiel ihr etwas auf.
    Nicht auf ihrer Terrasse und auch nicht in unmittelbarer Nähe, sondern gegenüber in einem der dort stehenden Häuser und da in der oberen Etage. Ihr Blick fiel geradewegs auf ein offenstehendes Fenster. Es führte zum Flur hin, und sie sah die scharf konturierten Umrissen zahlreicher Männer.
    Sofort dachte sie an die Polizeisirenen, die sie gehört hatte. Im Haus gegenüber mußten sich Polizisten versammelt haben, um irgend etwas zu untersuchen.
    Da sie keine Uniformen sah, ging sie davon aus, daß es sich bei den Männern um Kriminalbeamte handelte. Die traten ja nur in Aktion, wenn ein Kapitalverbrechen vorlag.
    Mord, zum Beispiel…
    Der Gedanke daran gefiel ihr nicht, doch schon spürte sie das Kribbeln auf der Haut. Sie wußte nicht, wieso dies geschah, trat aber sicherheitshalber in einen Schatten hinein, weil sie vom anderen Wohnhaus aus

Weitere Kostenlose Bücher